05.12.2012 Aufrufe

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mein Vater hatte immer gedacht, dass der Nationalsozialismus sozusagen<br />

wie eine Revolution über das niederländische Volk kommen<br />

würde.<br />

Ich sah das ganz anders. Ich war noch keine siebzehn Jahre alt, als ich<br />

in Graz, in Österreich, eine Ausbildung bei der Waffen-SS bekam.<br />

Das waren wirklich die Stoßtruppen des deutschen Heeres. Ich hatte<br />

mich der niederländischen Legion angeschlossen. Es gab dafür riesig<br />

viel Propaganda, es ging um den Kampf gegen den Bolschewismus,<br />

gegen das rote Europa und um die Mitbestimmung der Niederlande im<br />

Bund Europäischer Völker. Die ganze Politik wurde unter die Lupe<br />

genommen, auch die kapitalistische Politik Amerikas. Aber wir lernten<br />

auch ganz andere Dinge, wie Höflichkeit Mädchen und Frauen gegenüber<br />

und einiges darüber, wie wir in besetzten Ländern mit den<br />

Bürgern umgehen sollten. Man sagt heute natürlich, dass Hitler ein<br />

Diktator war, und ich möchte ihn auch nicht verteidigen, aber er ist<br />

immerhin <strong>von</strong> den meisten Deutschen als ihr Führer gewählt worden.<br />

Und ich und meine Kameraden waren einfach leicht zu beeinflussen.<br />

Wir standen hinter vielem <strong>von</strong> dem, was uns gelehrt wurde. Wir gingen<br />

eine Dienstverpflichtung ein, aber dachten gar nicht daran, dass<br />

wir möglicherweise auch fallen könnten.<br />

Wenn man den Russen in die Hände fiel, dann wurde man einfach abgeschlachtet.<br />

Es gab bei der russischen Armee Frauen aus dem Ural.<br />

Nun, wenn man in die Hände dieser Frauen fiel, dann wurden dir<br />

Zunge und Ohren abgeschnitten, sie kannten absolut keine Gnade. Wir<br />

hatten eine Höllenangst vor diesen Weibern.<br />

Wir Soldaten der niederländischen Legion wurden zusammen mit<br />

Soldaten aus Flandern, Dänemark, Schweden und Belgien in einer Division<br />

untergebracht. Im Winter 1942 saßen ich und meine Kameraden<br />

etwa fünfunddreißig Kilometer <strong>von</strong> Leningrad entfernt in Laufgräben<br />

eingegraben.<br />

Beabsichtigt war, nach Moskau durchzustoßen. Aber dann gab es Stalingrad,<br />

die Russen schafften die Wende. Es gab auf beiden Seiten<br />

einen furchtbaren Kampf. Unser Kommandant wollte sich bis auf die<br />

amerikanischen oder kanadischen Stellungen zurückziehen. Das ist<br />

auch gelungen. Denn wenn man in die Hände der Russen fiel, hatte<br />

man eine große Chance, für etwa fünf Jahre nach Sibirien geschickt zu<br />

werden. Dort brauchten sie Menschen, die in den Uran-, Salz- und<br />

Silberminen arbeiteten.<br />

65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!