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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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utionsbüros in Grootegast. Sie wohnten erst noch in Lutjegast, zogen<br />

aber schon bald um nach Grootegast.<br />

Meine Mutter hat Gegner der NSB eigentlich immer darauf hinweisen<br />

können, dass sie nie Mitglied der NSB gewesen war. Sie ist nach der<br />

Befreiung durch einen dummen Zufall aufgeflogen. Mein Vater und<br />

meine Mutter waren irgendwann mit dem Fahrrad <strong>von</strong> Grootegast<br />

nach Hoogeveen geradelt, um sich <strong>von</strong> dem Bruder meines Vaters zu<br />

verabschieden. Der war bei der SS und sollte bei Arnhem zum Einsatz<br />

kommen. Meine Eltern haben damals bei Menschen in Hoogeveen<br />

übernachtet. Als sie wieder zu Hause waren, hat Mutter diesen Menschen<br />

einen Dankesbrief geschickt. Nach der Befreiung gab es im<br />

Haus dieser Menschen einen Überfall. Alles wurde durchsucht, dabei<br />

fiel die Karte meiner Mutter aus einem Buch. Daraus konnte man<br />

schließen, dass Mutter der NSB nahe stand. Durch dieses Briefchen ist<br />

Mutter hinter Stacheldraht in der Wilhelminahoeve in Opende gekommen.<br />

Meine Mutter war etwa ein Jahr im Lager. Mein Vater hat bis drei<br />

Tage vor seinem Tod im Lager Nuis gesessen. Am 17. April 1945 war<br />

er festgenommen worden. Meine Mutter und die Kinder hatte man anfänglich<br />

in Ruhe gelassen, denn die örtliche Bevölkerung wollte sie<br />

schonen, weil sie schwanger war. Am 21. Juli wurden wir dann doch<br />

noch abgeholt. Meine Schwester war drei, ich zwei Jahre alt, mein<br />

kleiner Bruder war noch nicht einmal geboren. Die erste Zeit mussten<br />

wir im Stroh schlafen, später auf Pritschen, drei übereinander, die <strong>von</strong><br />

den Kanadiern hergestellt worden waren. Bevor wir ins Internierungslager<br />

kamen, hatte ich meinen Vater noch einmal gesehen. Ich<br />

habe ihn erst wieder am Silvester 1945 gesehen; da war er tot und lag<br />

in einer Kiste auf dem Friedhof <strong>von</strong> Kollumerzwaag. Ich kannte ihn<br />

schon nicht mehr. Auch meine Schwester und meine Mutter kannte<br />

ich kaum noch, denn ich wohnte längst bei Oma in Leeuwarden.<br />

Meine Schwester war bei Leuten in Lutjegast untergebracht.<br />

Als ich noch bei meiner Mutter und meiner Schwester im Lager saß,<br />

kam ich mit den Bewachern der Wilhelminahoeve immer gut aus. Vor<br />

der Wilhelminahoeve lief die Strecke der Straßenbahn <strong>von</strong> Groningen<br />

nach Drachten. Jeden Tag, wenn diese Bahn vorbeikam, rannte ich die<br />

Einfahrt runter und rief zum Maschinisten des Zuges: ‚Grüße für<br />

‚heitie‘.‘ Ich dachte, dass dieser Maschinist meine Grüße meinem<br />

Vater schon übermitteln würde, denn das Lager Nuis lag auch an der<br />

Strecke.<br />

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