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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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haben ihm richtig den Hintern versohlt. Er hätte dabei drauf gehen<br />

können. Danach bekamen wir aber nur einen Rüffel. Es endete jedoch<br />

nur mit einer Rüge. Was sollten sie sonst auch mit uns machen. Sie<br />

fühlten immerhin, dass wir verbittert waren. Ich wusste, dass ich an<br />

der Geschichte meiner Eltern überhaupt keine Schuld hatte. Meine<br />

Brüder, ja, die waren selbst zur SS gegangen, das war eine ganz andere<br />

Sache. Mein Bruder, der gerade etwas älter war als ich, ist nach<br />

seinem Einsatz in Russland nach Enschede zurückgekehrt. Er wurde<br />

verhaftet und zur Textilfabrik Scholten gebracht, wo übrigens alle<br />

NSBer hinmussten.<br />

Dann kam Pfarrer Overduin, wir nannten ihn später ‚Onkel Leen‘. Er<br />

war ein sehr großer Widerstandskämpfer, und gerade er hat sich eingesetzt,<br />

um etwas für uns NSB-Kinder zu tun. Er holte meinen Bruder<br />

aus der Fabrik <strong>von</strong> Scholten und er schickte meinen Bruder mit einem<br />

<strong>von</strong> ihm unterzeichneten Brief nach Drenthe, um uns abzuholen. Onkel<br />

Leen hat dafür gesorgt, dass ich wieder zur Schule gehen konnte.<br />

Ich habe meinen Vater nie wiedergesehen. Im Lager Westerbork hat<br />

er ganz schnell abgebaut. Eines Tages war er außerhalb des Lagers in<br />

einer Arbeitskolonne <strong>von</strong> NSBern unter Bewachung vom Pöbel. Dieser<br />

Pöbel hat vielleicht gedacht, sich auf die ein oder andere Art und<br />

Weise im Film seines Lebens zu befinden, indem er Lagerbewacher<br />

spielte. Auf jeden Fall ist Vater irgendwann <strong>von</strong> einem jungen Burschen<br />

<strong>von</strong> neunzehn Jahren drangenommen worden. Er musste mitkommen.<br />

Nach ungefähr einem Kilometer, noch auf dem Lagergelände,<br />

ist er buchstäblich mit dem Kolben des Gewehrs erschlagen<br />

worden. Das war am 5. Juli 1945.“<br />

Der Vater Alfreds van Maningen war nicht bei der NSB. Die Einwohner des<br />

Dorfes, in dem er wohnte, sahen ihn und seine Familienmitglieder aber schon<br />

als NSBer an, weil sie im Haus einer jüdischen Familie wohnten, die verschwunden<br />

war.<br />

Alfred und Mia van Maningen, die kurz vor der Befreiung vierzehn bzw.<br />

zwölf Jahre alt waren, denken darüber etwas nuancierter.<br />

Kurz vor der Befreiung flohen Mutter Van Maningen und ihre Kinder nach<br />

Deutschland.<br />

Alfred van Maningen:<br />

„Mein Vater war der älteste <strong>von</strong> neun Jungen und zwei Mädchen. Sie<br />

hatten einen großen Fleischerladen in Arnhem. Irgendwann begann<br />

Vater mit einer eigenen Fleischerei in Scheveningen. Das wird so um<br />

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