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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Ich stellte fest, dass der Bruder meines Vaters, der angeblich umgekommen<br />

war, 1919 geboren wurde. Vor und während des Krieges ist<br />

er eingesperrt gewesen, weil er <strong>von</strong> der Polizei bei einem Diebstahl<br />

erwischt wurde. Er hat jedoch gestohlen, um sich Lebensmittel zu beschaffen,<br />

und so bekam er es mit der Justiz zu tun. Letztendlich kam<br />

er in Pflegefamilien und in verschiedene Heime. Es ging ihm nicht<br />

gut. Irgendwann, als er zu einer ärztlichen Untersuchung nach Utrecht<br />

gehen musste, ist er entflohen und hat bei der SS unterschrieben.<br />

Ich habe die beteiligten verschiedenen Einrichtungen und Institutionen<br />

angeschrieben, um Informationen zu bekommen. Denn ich war neugierig<br />

auf das Leben dieses Onkels, weil immer so geheimnisvoll getan<br />

wurde. Eine Mitarbeiterin des Archivs hat mir ein Bild meines<br />

Onkels geschickt. Und ich sah meinem Onkel ähnlich. Im Archiv waren<br />

auch Briefe meines Onkels an seine Angehörigen. Aufgrund der<br />

vorhandenen Daten war mein Onkel jedoch gestorben. Meine biologische<br />

Mutter hat nie Fragen zu meinem Vater beantworten wollen.<br />

Später bin ich auf die Adresse meines Onkels gestoßen. Ich habe ihn<br />

zusammen mit meinem Mann besucht. Ich kam dahinter, dass die Familie<br />

immer gewusst hat, wo er war. Deshalb reiste Opa vermutlich so<br />

oft nach Deutschland. Mein Onkel hat nicht zugegeben, dass er mein<br />

Vater ist. Er hat mit seiner Frau sechs Kinder, drei Töchter und drei<br />

Söhne. Die Söhne habe ich gefunden. Ich habe Briefe geschrieben und<br />

ihnen darin alles erzählt; ich hatte auch eine Kopie eines Bildes <strong>von</strong><br />

ihm aus dem Archiv. Dann bekam ich einen Brief <strong>von</strong> ihrer Mutter.<br />

Der war als Drohbrief gemeint, kam aber rüber als ein Angstbrief.<br />

Also habe ich ihr geschrieben, dass ich ihre Ängste verstehen könne,<br />

weil sie ihren Kindern immer etwas vorgelogen hätte. Ich habe danach<br />

nie mehr etwas gehört. Und meinem Onkel habe ich dann jedes Jahr<br />

eine Geburtstagskarte zu seinem richtigen Geburtstag geschickt.<br />

Mein gesetzlicher Vater bekam kurz nach dem Krieg in Deutschland<br />

Probleme, weil er Kinder sexuell missbraucht hatte. Das hatte er in<br />

den Niederlanden auch getan und deshalb war er nach Deutschland<br />

gegangen. Er saß im Gefängnis, als ich geboren wurde. Er ist 1946<br />

festgenommen und 1947 wieder entlassen worden. Er wurde aber<br />

schon bald wieder verhaftet und ist 1950 wieder freigekommen. Dann<br />

musste er sofort das Land verlassen.<br />

Mutter wollte die Scheidung einreichen. Vater hat sie damals aber da<strong>von</strong><br />

abgebracht und sie machten Pläne, zusammen in die Niederlande<br />

zu gehen. Aber es stellte sich heraus, dass Mutter nicht in die Niederlande<br />

einreisen durfte. Sie hatte keine Nationalität, weil sie mit einem

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