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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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len, was mein Vater machte und so weiter. Ich wurde ganz ängstlich<br />

und bin einfach nur weggelaufen. Ich weiß nicht einmal, ob sie mich<br />

dann abgelehnt hätten, aber ich hatte davor eine Höllenangst.“<br />

Manchmal werden Kinder oder Enkelkinder <strong>von</strong> NSBern noch heute diskriminiert<br />

wegen ihres Hintergrundes, zum Beispiel, wenn sie in einem Dorf<br />

oder in einer Nachbarschaft wohnen, wo ihre Familie als fout bekannt war.<br />

Unter jüngeren Generationen sind die alten Auffassungen über goed und fout<br />

immer noch allgemein verbreitet, wie sich in einer Studie zu antideutschen<br />

Einstellungen <strong>von</strong> Jugendlichen herausstellte. Die Klischees sind <strong>von</strong> den<br />

Eltern nicht korrigiert und wahrscheinlich so an ihre Kinder weitergegeben<br />

worden.<br />

Babs Slagter ist der Meinung, dass es die alten Auffassungen sicherlich noch<br />

gibt, dass aber die jüngste Generation nicht mehr so genau weiß, wer alles in<br />

ihrer Stadt oder ihrem Dorf bei der NSB war. Ausnahmen ausgenommen<br />

natürlich. Ihrer Meinung nach ist es vor allem die ältere Generation, die noch<br />

genau weiß, wer im Krieg fout war.<br />

Babs Slagter:<br />

„Ich bin 1944 geboren. Mein Vater ist in der Provinz Groningen aufgewachsen<br />

und meine Mutter in Drenthe. Die Eltern meines Vaters<br />

hatten einen Manufakturladen und meine Großeltern mütterlicherseits<br />

waren in der Hotelbranche tätig. Wir wohnten erst in der Provinz<br />

Drenthe. Ich bin dort geboren. Später sind wir nach Westerwolde umgezogen.<br />

Als Vater nach der Befreiung festgenommen wurde, weil er<br />

Mitglied der NSB war, ist meine Mutter mit mir zu ihren Schwiegereltern<br />

gezogen. Meine Mutter besuchte gelegentlich meinen Vater in<br />

dem Lager, in dem er saß. Ich ging dann nicht mit, denn das wollte er<br />

lieber nicht. Er hatte Angst, dass ich in meinem weiteren Leben das<br />

Bild des Lagers behalten würde, wenn ich dort öfter hinkam. Er hat<br />

dort bis 1947 gesessen. Er wusste gar nicht mehr, wie ich aussah, als<br />

er freikam. Der Anwalt hatte auch vor dem Tribunal gesagt, dass es<br />

nicht gut sei, dass ein Vater sein Kind nicht aufwachsen sehe und deshalb<br />

für eine schnelle Freilassung plädierte. Es stimmte, ich kannte<br />

meinen eigenen Vater nicht mehr. Als er vor dem Tribunal freigesprochen<br />

wurde, kam er direkt wieder nach Hause. Ich soll ihn damals als<br />

‚Onkel Papa‘ angesprochen haben. Es war ein Drama für mich, als ich<br />

merkte, dass dieser für mich fremde Mann neben meiner Mutter<br />

schlief. Ich kannte nichts anderes, als dass meine Mutter alleine war.<br />

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