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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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198<br />

Als mein Vater festgenommen wurde, ist bei der Gelegenheit auch<br />

Geld aus drei Vasen gestohlen worden, in denen meine Mutter Geld<br />

versteckt hatte. Es waren viertausend Gulden weg. Sie hat das später<br />

einem Lehrer gemeldet, der im Namen des Gemeinderates alles notieren<br />

musste, was bei den Verhaftungen schiefgelaufen war. Als dieser<br />

Mann <strong>von</strong> Mutter hörte, dass Geld gestohlen worden war, wurde er<br />

ganz wütend und hat sofort im Rathaus nachgefragt, <strong>von</strong> wem mein<br />

Vater festgenommen worden war. Er hat dies dem Bürgermeister gemeldet<br />

und dann sofort mit dieser Arbeit aufgehört. Jemand hatte zu<br />

ihm gesagt: ‚So ein trächtiges Bauernweib, glaubst du ihr denn?‘<br />

Denn meine Mutter war hochschwanger.<br />

Ein Bewacher aus einem etwas weiter gelegenen Dorf hat später Kleidung<br />

für Vater geholt. Mein Vater war zum Pieterberg gebracht worden,<br />

in die Nähe des Schattenberges, Lager Westerbork.<br />

Bei uns wurde im Krieg immer Tabak und Kohl angebaut. Die Menschen,<br />

die auf dem Bauernhof arbeiteten, bekamen zugleich mit ihrem<br />

Lohn auch da<strong>von</strong> ihren Teil. Nach der Befreiung kamen jedoch die<br />

gleichen Leute, die nun alle Büchsen mit Rapsöl forderten. Meine<br />

Mutter sagte ihnen: ‚Wir brauchen doch selbst auch noch etwas.‘<br />

‚Stank für Dank‘, nenne ich so etwas. Mein Vater hatte den Menschen<br />

doch so geholfen!<br />

Eines Tages ging ich mit einem Nachbarjungen ins Dorf, um dort bei<br />

den Festivitäten wegen der Befreiung zuzuschauen. Unterwegs wurden<br />

wir <strong>von</strong> jemandem angehalten, der mich zurückschickte. Ich gehöre<br />

dort nicht hin, wurde mir durch diese Person mitgeteilt. Der<br />

Nachbarjunge durfte weitergehen. Das fand ich schrecklich und ganz<br />

gemein. Meine Mutter hatte in der ersten Zeit Hausarrest. Das Wort<br />

‚Hausarrest‘ stand auch auf den großen Scheunentüren geschrieben.<br />

Diese Situation hat etwa zwei Monate gedauert. Meine Mutter war<br />

hochschwanger, und als sie entbinden musste, wurde ich losgeschickt,<br />

um die Nachbarin zu holen. Die Nachbarsfrau kam anfänglich mit,<br />

kam aber später nicht mehr zurück, weil sie bedroht worden war. Sie<br />

hätte keiner NSB-Frau helfen dürfen. Ich habe dann andere Hilfe geholt.<br />

Mein Bruder Henk ist einen Monat, nachdem mein Vater festgenommen<br />

worden war, geboren. Vater hatte schon irgendwie gehört,<br />

dass Mutter entbunden hatte. Aber er hat drei Wochen in der Annahme<br />

gelebt, dass er eine Tochter statt einen Sohn habe.<br />

Schon bald danach mussten wir den Bauernhof verlassen, denn uns<br />

wurde mitgeteilt, dass ein Verwalter, ein Bauer, der die Geschäfte<br />

weiterführen sollte, auf den Bauernhof kommen würde. Dann haben

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