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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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286<br />

wusste nun schon, dass mein Vater auf keinen Fall für Gewalt und<br />

Schrecken gestanden hatte.<br />

Als die Besatzung der Deutschen nun einmal eine Tatsache war, hat<br />

sich mein Vater nicht mehr getraut, aus der NSB auszutreten.<br />

Die Eltern meiner Mutter waren schon vor dem Krieg Mitglied der<br />

NSB. Sie waren <strong>von</strong> Haus aus sozialistisch, aber sie hatten kein Vertrauen<br />

mehr in die sozialistische Partei. Meine Großeltern mütterlicherseits<br />

wohnten in der Provinz Nord-Holland, etwas oberhalb <strong>von</strong><br />

Amsterdam.<br />

Am Dolle Dinsdag sind sie mit meiner Mutter und mit dem Bruder<br />

meiner Mutter nach Deutschland geflohen. Sie sind dort in Ritterhude<br />

untergekommen, das liegt bei Bremen. Meine Mutter hat Bremen<br />

brennen sehen, es gab immer Bombenangriffe. Sie mussten dann auch<br />

ganz oft in die Schutzkeller. Als der Krieg zu Ende war, sind sie über<br />

die Grenze gebracht worden und fanden Unterkunft in der Provinz<br />

Drenthe.<br />

Meiner Meinung nach sind sie bei einer NSB-Bauernfamilie in<br />

Dalerveen gewesen. Dort ist dann mein Opa festgenommen worden.<br />

Es muss für meine Mutter schrecklich gewesen sein, dass ihr Vater<br />

abgeholt wurde. Opa hat zwei Jahre im Lager Westerbork gesessen,<br />

Oma und Mutters Bruder haben anderthalb Jahre in demselben Lager<br />

verbringen müssen.<br />

Opa ist in diesem Lager fast an Unterernährung und an Blutvergiftung<br />

gestorben. Ich habe erfahren, dass ein Arzt für Opa zusätzliche Nahrung<br />

mitbrachte, um ihn aufzupäppeln. Dieser Arzt hat ihn gerettet,<br />

denn Opas kleiner Finger musste amputiert werden, wie auch sein<br />

Unterschenkel, der gelähmt war. Mutter ist <strong>von</strong> ihrem Opa mütterlicherseits<br />

abgeholt worden, als ihre Eltern und ihr Bruder ins Lager<br />

Westerbork mussten. Sie ist eine Weile bei ihrem Opa gewesen und<br />

danach durch Vermittlung der Bijzondere Jeugdzorg*, der Besonderen<br />

Jugendfürsorge, zu einer Pflegefamilie gekommen. Später hat sie mal<br />

gesagt: ‚Hätten sie mich doch bloß in dieser Pflegefamilie gelassen,<br />

dort war es besser als zu Hause.‘<br />

Mein Vater hat in allen möglichen Lagern gesessen, und er hat auch in<br />

den Gruben gearbeitet. Dort saß auch der Bruder <strong>von</strong> Mutter. Sie wurden<br />

befreundet. Und der Bruder meiner Mutter meinte: ‚Du kannst<br />

doch an meine Schwester schreiben.‘ Und das geschah. Es wurden<br />

ganz ernsthafte Briefe. Irgendwann schrieb Mutter ihm, dass sie aufhören<br />

würde, zu schreiben, weil sie einen Freund hätte. Das verstand

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