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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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162<br />

elf kam einer kontrollieren. Und wir mussten dann wach sein. Wenn<br />

unser Name ausgerufen wurde, dann mussten wir unser Haupt aus<br />

dem Bett stecken. Einer der plurken rief immer im Groninger Dialekt:<br />

‚Koppen d’ruut en bekken dicht‘, Köpfe raus und Maul zu. War dann<br />

doch mal einer versehentlich eingeschlafen, dann bekam er einen Hieb<br />

mit dem Gewehrkolben in die Seite: Raus und mitkommen! In Unterhosen<br />

und barfuß musste der dann in den Schnee treten, er musste bis<br />

etwa vier, halb fünf unten am Deich stehen bleiben. Erfrorene Füße<br />

waren dann keine Seltenheit, das war dort ganz normal. Man ging im<br />

Lager eigentlich immer mit nasser Leibwäsche ins Bett. Ich habe jetzt<br />

manchmal noch dieses seltsame Gefühl bis an meine Hüften. Ich hatte<br />

die Angewohnheit, immer mit nacktem Oberkörper im slik zu arbeiten,<br />

um mein Hemd trocken zu halten. Ich habe immer noch Schmerzen<br />

in den Händen, vor allem in den Daumen, weil ich so in die gefrorenen<br />

Soden gehen musste.<br />

Als ich endlich vor dem Tribunal erscheinen sollte, musste ich dafür<br />

nach Groningen. Ich wurde an den Händen gefesselt und zur<br />

Helperoostsingel gebracht. Die Menschen, die vor dem Tribunal erscheinen<br />

mussten, schliefen in der vorangehenden Nacht immer an der<br />

Helperoostsingel. Das wusste ich, und darum hatte ich schon öfter<br />

einem, der vor dem Tribunal erscheinen musste, eine Nachricht für<br />

Frieda, die an der Helperoostsingel saß, mitgeben können.<br />

Als ich nun selbst in Groningen angekommen war, hatten andere<br />

Frieda informiert, dass ich da sei, und so konnten wir uns treffen. Ich<br />

musste danach noch in Assen als Zeuge vernommen werden, danach<br />

wurde ich wieder zur Helperoostsingel gebracht. Frieda hatte es tatsächlich<br />

geschafft, dass sie kurz mit mir reden durfte. Sie hatte Handschuhe<br />

für mich gemacht und in der Fabrik, in der sie arbeiten musste,<br />

hatte sie <strong>von</strong> kleinen Lederstückchen eine Brieftasche für mich gemacht.<br />

Die Handschuhe und die Brieftasche, die habe ich jetzt immer<br />

noch. Frieda hätte damals eigentlich schon entlassen sein müssen, aber<br />

der Kommandant ihres Lagers am Proossingel hatte bis zu zweimal<br />

ihre Entlassung vereitelt, indem er die Papiere vernichtete. Das geschah<br />

öfter, um Menschen für die Arbeit zu behalten.<br />

Ich habe dann nachts wieder in Groningen geschlafen, am nächsten<br />

Tag wurde ich <strong>von</strong> einem jungen Militärpolizisten wieder zum Carel<br />

Coenraadpolder gebracht, diesmal ohne Fesseln. Dieser Bursche<br />

kannte mich, er kam auch aus Emmen und fragte mich, ob ich vorhätte,<br />

wegzulaufen. Ich sagte ihm: ‚Nein, jetzt nicht, das würde ich<br />

nur tun, wenn ich jetzt noch länger als zweieinhalb Jahre sitzen

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