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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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aus unserem Haus retten sollen. Doch der größte Teil des Mobiliars<br />

war schon abgeholt oder gestohlen.<br />

Mit den Eltern meines Vaters habe ich eigentlich nie Kontakt gehabt.<br />

Mein biologischer Großvater hatte sich wieder verheiratet, mein Vater<br />

hatte auch einen Halbbruder. Mit dieser Seite der Familie hatten wir<br />

eigentlich niemals Kontakt.<br />

Mein Vater ist eigentlich ein großer Schuft. Auf seinem Sterbebett<br />

habe ich ihm glücklicherweise alles vergeben können. Er ist 1990 verstorben.<br />

In dieser Zeit habe ich ganz tief nachgedacht. Ich dachte, dass<br />

dann, wenn ich mich auch nur an einen netten Moment mit meinem<br />

Vater erinnern könnte, alles, was mich betrifft, gut wäre. Aber diesen<br />

einen netten Moment habe ich niemals finden können. Alle Kinder<br />

hatten diesen Gedanken, ich war darin nicht die einzige. Meine Mutter<br />

ist 1996 gestorben.<br />

Mein Vater war sehr schreib- und redegewandt, er hatte ein fabelhaftes<br />

Talent. Er konnte gut Texte schreiben und er konnte gut öffentlich<br />

reden. Darum ist er auch in den Propagandadienst der NSB gekommen.<br />

Mitte Mai 1945 wurde er in Bodegraven festgenommen und in<br />

Scheveningen in einer Villa interniert.<br />

Meine Mutter war mit den Kindern nach Deutschland geflohen, aber<br />

wir sind Ende Mai in die Niederlande zurückgekehrt. Auch mein Bruder<br />

kam mit. Mein Bruder war wegen der Reichsschule irgendwo in<br />

Leipzig gelandet, aber kam später zu uns in das Dorf, in dem wir uns<br />

damals aufhielten. Meine Mutter hatte ihn gefunden. Dann sind wir<br />

alle zusammen in die Niederlande zurückgekehrt: Mutter, meine<br />

Schwestern, mein Bruder und ich. Mutter hat mir erzählt, dass wir <strong>von</strong><br />

den Engländern nach Soltau gebracht worden sind. Daran kann ich<br />

mich erinnern. Ich erinnere mich an eine leere Kaserne unter englischer<br />

Aufsicht. Es gab hoch angebrachte Duschen und eine Dose mit<br />

einem Mittel gegen Läuse. Es war dort ganz unangenehm. Auch das<br />

Essen war dort furchtbar. Laut meiner Mutter waren in Soltau Menschen<br />

aller möglichen Nationalitäten anwesend: Belgier, Niederländer,<br />

Franzosen und noch andere.<br />

Mein Bruder ist der Meinung, dass wir über das Lager Westerbork<br />

wieder zurückgegangen sind. Ich erinnere mich an die gestreifte Kleidung<br />

der Gefangenen. Vater behauptet in seinen Aufzeichnungen jedoch,<br />

dass es Winterswijk war. Aber meine älteste Schwester und<br />

auch mein Bruder erinnern sich an Holzbaracken in einem Lager. Ich<br />

erinnere mich an Frauen, die kreischend über ein Gelände liefen, und

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