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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Unterhalt verdienten, getrennt gehalten. In diesen slikken ging es um<br />

Landgewinnung. Wir konnten aber nur bei Ebbe arbeiten und darum<br />

mussten wir morgens ganz früh raus, denn wir mussten wohl eine<br />

Stunde zur Arbeit laufen. Manchmal hatten wir Glück und mussten<br />

Grassoden stechen; diese Arbeit war schon etwas einfacher. Wir waren<br />

mittags schon früh wieder zurück, aber dann mussten wir im Lager<br />

an die Arbeit. Meistens mussten wir Bäume schleppen. Wir bekamen<br />

kein Essen, bekamen aber wohl etwas Wasser. Das war die Strafe,<br />

weil wir hatten fliehen wollen. Aber die Männer aus Baracke neun<br />

steckten uns gelegentlich ein Stück Brot in unsere Stiefel, so dass wir<br />

doch ein wenig zu essen hatten. Es gab einen Notar aus Groningen,<br />

der auch in den slikken arbeiten musste. Wir haben ihn dann aber zum<br />

Stechen <strong>von</strong> Grassoden eingesetzt, um ihn so zu schonen. Aber sogar<br />

das war ihm noch zu schwer. Dann wollte er hinter die Loren. Und<br />

auch das war schwer für einen Mann, der keine körperliche Arbeit<br />

gewohnt war. Aber schließlich hat er gelernt, die Loren richtig zu<br />

schieben. Wir mussten abends, wenn es hart fror, die Spaten aus dem<br />

Schlamm ziehen, sonst steckten sie am nächsten Morgen fest.<br />

Ich saß später wieder in Baracke 9 und in Baracke 9A saßen die<br />

Frontsoldaten. Die mussten auf dem Eis exerzieren. Wir hatten Respekt<br />

vor ihnen, denn es waren knallharte Kerle, sie ließen sich rein gar<br />

nichts anmerken. Aber auch wir mussten manchmal exerzieren. Um<br />

etwa neun Uhr abends durfte man sich dann hinlegen. Aber um halb<br />

elf kam einer kontrollieren. Und wir mussten dann wach sein. Wenn<br />

unser Name ausgerufen wurde, dann mussten wir unser Haupt aus<br />

dem Bett stecken. Einer der plurken rief immer im Groninger Dialekt:<br />

‚Koppen d’ruut en bekken dicht‘, Köpfe raus und Maul zu. War dann<br />

doch mal einer versehentlich eingeschlafen, dann bekam er einen Hieb<br />

mit dem Gewehrkolben in die Seite: Raus und mitkommen! In Unterhosen<br />

und barfuß musste der dann in den Schnee treten, er musste bis<br />

etwa vier, halb fünf unten am Deich stehen bleiben. Erfrorene Füße<br />

waren dann keine Seltenheit, das war dort ganz normal. Man ging im<br />

Lager eigentlich immer mit nasser Leibwäsche ins Bett. Ich habe jetzt<br />

manchmal noch dieses seltsame Gefühl bis an meine Hüften. Ich hatte<br />

die Angewohnheit, immer mit nacktem Oberkörper im slik zu arbeiten,<br />

um mein Hemd trocken zu halten. Ich habe immer noch Schmerzen<br />

in den Händen, vor allem in den Daumen, weil ich so in die gefrorenen<br />

Soden gehen musste.<br />

Als ich endlich vor dem Tribunal erscheinen sollte, musste ich dafür<br />

nach Groningen. Ich wurde an den Händen gefesselt und zur<br />

Helperoostsingel* gebracht. Die Menschen, die vor dem Tribunal er-

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