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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Jolande Withuis sagt weiter:<br />

„So anwesend wie der Krieg in den vierziger Jahren war, so abwesend<br />

war er dann in den darauf folgenden Jahrzehnten. Der Krieg als Quelle<br />

des Leidens kam in den fünfziger und sechziger Jahren nicht vor, weil<br />

man dachte, dass es wohl alles nicht so schlimm sei. Obwohl dr. J.<br />

Bastiaans, Direktor des Amsterdamer Psychoanalytischen Instituts,<br />

schlussfolgerte, dass die Entwicklung der Jugend manchmal mitbestimmend<br />

war dafür, dass im Krieg die schlimmsten Stresssituationen<br />

entstanden sind und manchmal auch die Genesung nach dem Krieg<br />

unterblieben ist. Als erste wurden Hausärzte, Seelsorger, Sozialarbeiter,<br />

Psychotherapeuten und Psychiater mit der Problematik der NSB-<br />

Kinder konfrontiert.“<br />

Hans Donkersloot <strong>von</strong> der Arbeitsgruppe Herkenning:<br />

„Durch Mangel an Informationen und eigenen Gefühlen in Bezug auf<br />

diese Gruppe waren die Instanzen jedoch nicht immer ausreichend gerüstet,<br />

einzelne NSB-Kinder aufzufangen.<br />

Das gleiche gilt eigentlich für das Auffangen <strong>von</strong> Kindern <strong>von</strong> jüdischen<br />

und anderen Kriegsbetroffenen, Widerstandskämpfern und<br />

Überlebenden der japanischen Lager.“<br />

Der Psychotherapeut Dick Woudenberg, Mitbegründer <strong>von</strong> Herkenning*,<br />

unterscheidet drei Gruppen NSB-Kinder: diejenigen, die vor dem Krieg geboren<br />

sind, diejenigen, die den Krieg als Kind bewusst erlebt haben und diejenigen,<br />

die nach dem Krieg geboren sind. Nach Woudenberg haben die Kinder,<br />

die vor dem Krieg geboren sind, eine relativ ruhige und sichere Jugend<br />

gehabt. Diese Kinder wussten sich geborgen. Das scheint einen großen Einfluss<br />

auf das Funktionieren der Menschen als Erwachsene zu haben. Diese<br />

Kinder sind im allgemeinen auch alleine zurechtgekommen.<br />

Die zweite Gruppe hat sich nicht geborgen gefühlt. Sie waren zum Beispiel<br />

mit einem Elternteil oder beiden Eltern auf der Flucht.<br />

Die dritte Gruppe ist vor allem <strong>von</strong> der Schweigekultur betroffen. Sie haben<br />

den Krieg nicht bewusst erlebt und wussten oft nicht, was genau mit ihren<br />

Eltern oder mit der Familie geschehen ist.<br />

Jolanda Withuis:<br />

„Waren es Mitte der siebziger Jahre vor allem die Ärzte, insbesondere<br />

die Nervenärzte, die das Kriegstrauma erläuterten, so ergriffen seit<br />

den achtziger Jahren Patienten selbst das Wort, und es gab Forscher<br />

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