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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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die deutsche Familie, aus der Vater stammte, schon völlig in der niederländischen<br />

Gesellschaft integriert war. Vater hatte eine Autowerkstatt<br />

in Apeldoorn. Im Krieg wurde er jedoch <strong>von</strong> den Deutschen gezwungen,<br />

deutsche Fahrzeuge zu reparieren. Dadurch lief das Unternehmen<br />

prima, während es vor dem Krieg mit der Werkstatt nicht so<br />

gut ging.<br />

Als die Deutschen Vater 1942 anboten, eine gutlaufende Autowerkstatt<br />

in Amsterdam zu übernehmen, hat er sich anfänglich geweigert,<br />

weil dieses Unternehmen jüdischen Eigentümern gehörte. Vater weigerte<br />

sich jedoch nicht, seinen Militärdienst bei der Wehrmacht* zu<br />

erfüllen. Als er zum Militär ging, hatte er drei Kinder, 1943 war noch<br />

ein Kind geboren worden.<br />

Nach der Befreiung ist Vater <strong>von</strong> den Amerikanern oder den Engländern,<br />

das weiß ich nicht mehr so genau, festgenommen und in die<br />

Niederlande gebracht worden. Er wurde bei dem POD, dem Politieke<br />

Opsporingsdienst*, gemeldet.<br />

Danach wurden auch meine Mutter und wir, die Kinder, festgenommen.<br />

Wir Kinder wurden nach sechs Tagen bei Verwandten untergebracht.<br />

Nach siebzehn Tagen Haft ist Mutter nach einer gemeinsamen<br />

Aktion der Nachbarn entlassen worden. Denn dass Mutter während<br />

des Krieges Flüchtlingen eine Unterkunft in der leer stehenden Garage<br />

angeboten hatte, wurde <strong>von</strong> den Nachbarn sehr geschätzt. Ja, und als<br />

Vater dann 1947 als Deutscher des Landes verwiesen werden sollte,<br />

stand Mutter vor der Wahl: Bleiben oder mit ihm gehen.<br />

Wir sind dann nach Deutschland umgezogen. Schließlich kamen wir<br />

zu einem Bruder <strong>von</strong> Vater in Wuppertal. Der Onkel und die Tante<br />

hatten keine Kinder, somit konnten sie uns unterbringen.<br />

Meine Eltern sind 1952 geschieden. Ich denke, dass die Ehe meiner<br />

Eltern vor dem Krieg schon nicht mehr gut war. Meiner Mutter wurden<br />

die Kinder zugewiesen und wir sind dann noch ein Jahr in<br />

Deutschland geblieben, weil Mutter staatenlos geworden war. Wir<br />

hatten auch keinen Reisepass. Also musste erst alles Mögliche geregelt<br />

werden, bevor wir in die Niederlande zurückkehren konnten.<br />

1953 war es dann soweit und wir kamen zurück. Ich ging dann wieder<br />

zur Schule, zur Hauptschule, zur MULO*. Das fand ich furchtbar,<br />

denn ich sprach natürlich mit einem deutschen Akzent, weil ich solange<br />

in Deutschland gewesen war. Und dort war ich auch zur Schule<br />

gegangen. Ich hatte eine riesige Wut auf Vater in mir. Ich fand, dass er<br />

seine Kinder im Stich gelassen hatte. Mutter musste ganz alleine vier

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