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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Als wir dort ankamen, hatte die Bäuerin gerade Geburtstag. Ich erinnere<br />

mich noch, dass wir dort im März ankamen. Die Bäuerin saß<br />

hinter einer Öllampe, der Bauer neben dem Herd in der Herberge,<br />

denn sie hatten neben dem Bauernhof auch eine Art Kneipe. Roelof,<br />

Johannes, Willem, Jan, Hendrikus und Hendrik, 36, 38, 41, 43, 45 und<br />

47 Jahre alt, saßen in der Wohnküche, wo sie auch ihre Bettnischen<br />

hatten. Mutter und ich bekamen das schönste Zimmer mit Bettnische.<br />

Es war eine seltsame Familie. Ich denke, dass sie sich nicht für Politik<br />

interessierten, denn Zeitungen habe ich dort nie gesehen. Es waren<br />

seltsame, aber herzensgute Menschen. Ich arbeitete im Haushalt mit<br />

und wurde ‚das Wicht‘ genannt. Sonntags wurden ‚saubere‘ Socken<br />

aus der Schublade des Kabinetts, des Nebenzimmers, hervorgekramt<br />

und angezogen. Die dreckigen Socken wurden jedoch nie gewaschen,<br />

sie gingen einfach so wieder in die Schublade. Und wenn sie steif<br />

standen vor ‚klonten‘, dann wurde <strong>von</strong> der Bäuerin ein neuer Fuß an<br />

die Socke gestrickt.<br />

Am 17. April hing plötzlich das ganze Dorf voller Fahnen. Der Norden<br />

war befreit. Alle gingen auf die Straße, aber Mutter und ich blieben<br />

drinnen, genau wie die anderen NSBer. Nach einigen Tagen wurden<br />

foute Menschen, also auch meine Mutter und ich, abgeholt. Wir<br />

mussten uns mit unseren Sachen am Straßenrand hinstellen und wir<br />

wurden zunächst zu einem Lager in Aalden gebracht. Für meine Mutter<br />

und für mich begann dann eine ganz schlimme Zeit.“<br />

Manchmal ging nicht nur die Mutter mit ihren Kindern nach Deutschland, in<br />

einigen Fällen ging auch der Vater mit, so auch Vater <strong>von</strong> Els Groeningen.<br />

Als die Familie im August 1945 in die Niederlande zurückkehrte, wurden<br />

ihre Eltern sofort verhaftet.<br />

Els Groeningen:<br />

„Ich habe eigentlich nicht gehört, dass man unsere Familie im Krieg<br />

schief angeguckt hat. Aber ich bin erst 1934 geboren und war sechs<br />

Jahre alt, als der Krieg begann. Und die ersten Jahre war mein Vater<br />

noch kein Mitglied der Bewegung. Er ist erst am 1. Januar 1943 eingetreten.<br />

Das kam so: Wir hatten einen Fahrradladen mit Werkstatt. In<br />

den ersten Kriegsjahren haben die Deutschen den Leuten viele Fahrräder<br />

weggenommen. Es gab deshalb für Vater irgendwann keine Arbeit<br />

mehr. Eines Tages kamen zwei Deutsche, die haben mit meinem<br />

Vater einen Handel gemacht. Wir wohnten damals in einem Dorf auf<br />

der Grenze der Provinzen Brabant und Limburg. In der Umgebung<br />

gab es viele Bauernhöfe, wo Butter produziert wurde. Die Deutschen<br />

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