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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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jeder verspürt den eigenen Schmerz. Es besteht nun mal keine Hierarchie<br />

des Leidens. Aber die wird heimlich doch angewendet. In der<br />

Gruppe amerikanischer Deutscher ist man jedoch ganz wachsam, dass<br />

sich keine solche Hierarchie des Leidens einschleicht.<br />

Dieser israelische Psychologe fand, dass Kombi das Problem nicht<br />

richtig anging, vier Jahre später änderte er seine Meinung. Aber mir<br />

hat er nie gesagt, dass er sich geirrt hätte. Zwischen mir und dem israelischen<br />

Psychologen spielte auch noch etwas anderes eine Rolle. Ich<br />

bin religiös und er ist es nicht. Daran ist unser Kontakt schließlich gescheitert.<br />

Er meinte, dass es Gott nicht gibt, er fand es nicht logisch,<br />

sich einem Gott anzuvertrauen. Er war der Meinung, dass ein Therapeut<br />

bessere Arbeit leistet. Aber das ist <strong>von</strong> einem religiösen Standpunkt<br />

her gesehen unlogisch.<br />

Auf der Grundlage meines Glaubens war ich ganz hingebungsvoll.<br />

Hingabe heißt im Englischen ‚devotion‘ und das bedeutet Treue. Dieser<br />

Psychologe konnte das nicht ertragen. Auch in der deutschen<br />

Gruppe verstanden sie mich nicht. Später sagte jemand aus dieser<br />

Gruppe zu mir: ‚Wir konnten es nicht verstehen, du hattest so eine<br />

feste Grundlage und du machst alles hundertprozentig.‘ Und das<br />

stimmt auch, aufgrund meiner Religion mache ich weiter, bis es mir<br />

aus den Händen geschlagen wird. Aber ich habe daraus auch ganz viel<br />

gelernt, etwa wie Dinge aus unterschiedlichen Disziplinen zu sehen<br />

sind: Theologie, Soziologie, Philosophie.<br />

In den Arbeitsgruppen dachte man, dass ich, weil ich religiös bin, eine<br />

verborgene Agenda hätte. Jemandem zu helfen, war zum Beispiel sehr<br />

verdächtig. Doch damals war ich noch nicht so weit, dass ich dann zu<br />

so einer Person sagen konnte: ‚Warum bist du denn Therapeut geworden,<br />

was ist deine verborgene Agenda?‘<br />

Das alles hat meiner Meinung nach etwas mit dem Kämpfen um den<br />

eigenen Platz in der Gesellschaft zu tun.<br />

Es geht also viel weiter als dieses ‚Ich-kann-nicht-über-die-Vergangenheit-Reden‘.<br />

Denn die Einstellung ist oft, dass man lieber alles<br />

hinnimmt und dass man es richtig findet, dass jeder sagt: ‚Halte den<br />

Mund‘, und es dann für dich besser weiß. Man muss in eine ganz neue<br />

Richtung gehen. Aber all diese Konflikte, die tun immer mehr weh.<br />

Ich bin daher nicht einverstanden mit Psychologen, die sagen: ‚Nur<br />

vom Schmerz kann man lernen.‘ Oh nein, mir ist auch wirklich <strong>von</strong><br />

Menschen, die mich akzeptiert haben, geholfen worden. Das verur-

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