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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Als ich nach fast einem Jahr wieder zurückkam, hatte ich natürlich<br />

keine Arbeit. Es war damals August 1944. Ich bekam mit Hilfe meiner<br />

Tante eine Stelle in dem Büro der Hitlerjugend*. Ich hatte einige Wochen<br />

gearbeitet, als der Dolle Dinsdag* anbrach und das Büro der<br />

Hitlerjugend nach Deutschland überführt wurde. Ich bin dann mitgegangen.<br />

Unterwegs gab es oft Luftalarm. Ich erinnere mich, dass ich<br />

in einem Bunker unter dem Bahnhof <strong>von</strong> Hannover neben einer der<br />

besten Showtänzerinnen <strong>von</strong> ganz Deutschland saß, einer gebürtigen<br />

Ungarin. Ich weiß ihren Name nicht mehr 5 , aber während ich neben<br />

dieser Berühmtheit saß, habe ich einen fürchterlichen Bombenangriff<br />

miterlebt. Danach herrschte dort vollständige Panik, weil viele Frauen<br />

im Chaos ihre Kinder aus den Augen verloren hatten.<br />

Ich reiste weiter nach Peine und dort lernte ich Anton kennen, der<br />

auch aus den Niederlanden kam. Und schließlich kam ich zusammen<br />

mit Anton nach Lüneburg. Dort trafen wir Max Blokzijl*, einen bekannten<br />

Propagandisten für die NSB. Eigentlich irrten Anton und ich<br />

nur ein bisschen herum, wir hatten nichts zu tun. Und weil wir nichts<br />

zu tun hatten, haben Anton und ich Kinder, die bei den Bombenangriffen<br />

ihre Eltern aus den Augen verloren hatten, wieder zu ihren Eltern<br />

zurückgebracht. Das taten wir für eine Organisation und manchmal<br />

mussten wir weit reisen. Auf einer unserer Reisen sind wir damals<br />

auch noch in Wien gewesen.<br />

Im November oder Dezember 1944 war ich wieder zu Hause bei meinen<br />

Eltern. Es war im Hungerwinter, es ging auf Weihnachten zu, und<br />

es gab nichts zu essen. Also bin ich zu den Feiertagen essen suchen<br />

und dafür in die Provinz Groningen gegangen, zusammen mit meinem<br />

Freund Anton. Wir nahmen Taschen mit und wir nahmen auch Geld<br />

mit, um Essen zu kaufen. Aber wir hatten kein Glück dort in Groningen.<br />

Ich erinnere mich noch an ein Dorf, das Doodstil hieß. Nun, sie<br />

wollten nur gegen Gold oder einige Laken tauschen. Wir bekamen<br />

keine Kartoffeln, immerhin bekamen wir eine Zuckerrübe.<br />

Wir versuchten dann unser Glück in der Stadt Groningen. Irgendwo<br />

am Boterdiep sahen wir ein Poster mit einer Abbildung eines Matrosen<br />

der Kriegsmarine*. ‚Strijden tegen denzelfden vijand‘ lautete die<br />

Unterschrift: Kämpfen gegen den gleichen Feind. Das Bild lachte uns<br />

entgegen. Wir fanden, dass die Uniform schon eine Menge her gab.<br />

Wir sind reingegangen und haben uns dann für die Kriegsmarine angemeldet.<br />

5 Es handelt sich um Marika Rökk.

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