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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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In der Küche ist tatsächlich schon mal ein krummes Ding mit Butter<br />

gedreht worden. Aber im Allgemeinen hatte dieses Lager keinen<br />

schlechten Namen. Nach ihrer Strafzeit bekamen die Gefangenen ihre<br />

Sachen zurück.<br />

Ich wurde in einem späteren Stadium zusammen mit zwei anderen<br />

stellvertretender Kommandant am Wochenende, weil die Gruppe <strong>von</strong><br />

Leuten, mit denen wir arbeiteten, immer kleiner wurde. Wir mussten<br />

dann auch Appelle abhalten. Ich erinnere mich auch noch, dass wir<br />

mit Ausbruchsversuchen konfrontiert wurden, auch <strong>von</strong> berüchtigten<br />

Personen. Es gab hundertzehn Bewacher in festen Schichten und noch<br />

fünfundzwanzig Personen zusätzlich für den internen Dienst. Eigentlich<br />

habe ich nur ganz wenige Daten. In der Zeit dachte man nicht daran,<br />

die Dinge aufzuschreiben. Ich habe alle Listen ordentlich ausgefüllt<br />

und später in Delft beim Dienst Directoraat Generaal der<br />

Bijzondere Rechtspleging* abgeliefert.<br />

Ich habe auch geholfen, andere Lager einzurichten. Ich merkte wohl,<br />

dass es in anderen Lagern abends Musikaufführungen und dergleichen<br />

für die Gefangenen gab. Aber das war im Westen des Landes. Wir als<br />

Nordlichter konnten uns diese Freiheit nicht vorstellen. Ich fand es<br />

eigentlich auch nicht richtig. In diesen Lagern saß die Elite der NSB,<br />

die jahrelang die Menschen beeinflusst hatte, und sie brauchte nicht<br />

einmal zu arbeiten. In meinem Wohnort brauchten Frauen übrigens<br />

nicht zu arbeiten. Es gab aber Nähmaschinen, also wurde auch oft etwas<br />

getan. Die Freiheiten, die die Menschen bei uns im Lager hatten,<br />

waren Besuch empfangen, Briefe schreiben unter Zensur und abends<br />

ab und zu einige Treffen.<br />

Wir waren nicht in der Lage, den Menschen mehr Raum zu bieten.<br />

Vom Staat gab es jedoch Vorschriften.<br />

Es sind in der Zeit, in der ich im Lager arbeitete, einige SSler entflohen.<br />

Manche sind jedoch auch wieder festgenommen worden. Aber<br />

einige haben es tatsächlich geschafft. Einer <strong>von</strong> ihnen wurde vor einigen<br />

Jahren noch wieder einmal in Deutschland in den Nachrichten genannt.<br />

Diejenigen, die <strong>von</strong> Polizei und Grenzschutz wieder festgenommen<br />

waren, kamen zurück ins Lager und wurden in einem Bunker<br />

gefangengesetzt.<br />

Die Bewacher hatten selbst im Krieg manchmal ganz vieles erlebt. Irgendwann<br />

saß eine Person in einem Bunker gefangen, die hieß<br />

‚Schele Siemen‘ oder schieläugiger Siemen. Ich hatte, als ich selbst in<br />

der Kriegszeit untergetaucht war, ein enormes Hassgefühl gegen diese<br />

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