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Regionale Schulgeschichte - oops - Carl von Ossietzky Universität ...

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Gefangenen arbeiten mussten, haben ihre positiven, aber auch negativen<br />

Erfahrungen im Bezug auf Gefangene und Kollegen. Persönliche Emotionen<br />

spielen immer eine große Rolle. Nicht nur Erfahrungen im Lager Westerbork<br />

wurden angesprochen, es gab auch Menschen, die über ihren Aufenthalt und<br />

ihre Erfahrungen aus anderen Lagern in den Niederlanden erzählten.<br />

Edzo Vellinger hat als junger Mann im Lager Sellingerbeetse bei Vlagtwedde<br />

gesessen. Er war damals sechzehn Jahre alt.<br />

Edzo Vellinger:<br />

„Mein Vater war Maler in Jipsinghuizen und hatte ein eigenes Unternehmen.<br />

Ursprünglich kam meine Familie aus Deutschland. Die Familie<br />

ist irgendwann in die Niederlande gezogen und hat sich in der<br />

Gegend <strong>von</strong> Nieuw Buinen, in der Provinz Drenthe, niedergelassen.<br />

Viele Verwandte fanden Arbeit in der dortigen Glasfabrik. In den<br />

dreißiger Jahren wurden viele Menschen, vor allem Bauern um<br />

Jipsinghuizen, wo mein Vater damals wohnte, Mitglied der NSB.<br />

Auch mein Vater war begeistert, seine Brüder sahen ebenfalls etwas<br />

Gutes in der Bewegung. Vater und seine Brüder waren temperamentvolle<br />

Männer, die in ihrem Leben vorankommen wollten. Und sie<br />

dachten, dass ihnen das gelingen könnte, wenn sie Mitglied der Bewegung<br />

würden. Mein Vater kam wegen seiner Arbeit viel mit den NSB-<br />

Bauern in Berührung. Mit ihnen sprach er oft über politische Angelegenheiten.<br />

Meine Mutter fand es jedoch keine gute Idee, dass sich<br />

Vater der NSB angeschlossen hatte. Sie war der Meinung, dass Vater<br />

sich als Unternehmer nur mit seinem Betrieb beschäftigen sollte. Denn<br />

Mutter stellte sich voll und ganz hinter die Firma, sie war eine richtige<br />

Unternehmerfrau. Aber Vater wurde ein fanatischer NSBer, er und<br />

sein jüngster Bruder meldeten sich zudem auch an bei der SS. Ich<br />

weiß nicht, wo Vater als SSler gewesen ist, aber er ist ein Jahr nach<br />

dem Krieg wieder aufgetaucht. Sein Bruder, mein Onkel, kam erst<br />

zwei Jahre nach der Befreiung wieder zurück; er hatte in Russland gekämpft.<br />

Mein Vater hat gut vier Jahre sitzen müssen und das, obwohl<br />

er in den Niederlanden noch nie jemanden belästigt hatte. Ihm wurde<br />

vorgeworfen, dass er im ausländischen Militärdienst gewesen war. Er<br />

hat unter anderem in den Lagern Vught und Harskamp gesessen.<br />

Meine Mutter, meine Schwester und ich wurden vierzehn Tage nach<br />

der Befreiung festgenommen. Das war im April 1945. Ich bin mir<br />

ganz sicher, dass der Konkurrent meines Vaters, der auch einen Malerbetrieb<br />

in unserem Dorf hatte, etwas damit zu tun gehabt hat, dass<br />

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