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SIP_KlassikVespaKatalog-2012

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Tuning AUSPuFF Largeframe<br />

Aufwand getrieben. Viele der „neuen“ Rollerfahrer konnten anfangs<br />

den Poppern zugeordnet werden. Dann wurde der Film „Quadrophenia“<br />

auch in Deutschland bekannt. Spätestens jetzt wußte jeder PX 80-Fahrer,<br />

wie er sich zu kleiden hatte, wie sein Fahrzeug zu gestalten und natürlich<br />

welche Musik angesagt war. Das Mod-Revival war geboren.<br />

Für sehr viele war der Roller (vor allem PX 80 und V50) lediglich eine<br />

Übergangslösung von 16 bis zum Autoführerschein. Andere blieben jedoch<br />

dem Motorroller treu. Aus denen, für die der Roller im Mittelpunkt<br />

stand, entwickelte sich eine eigene Stilrichtung. Man kopierte eine Entwicklung,<br />

die in England schon viele Jahre zuvor stattfand. So tauchten<br />

in Deutschland die ersten „Scooterboys“ auf. Rein äußerlich unterscheidet<br />

sich der Scooterboy vom Mod durch ein in gewisser Weise martialisches<br />

Auftreten. Bomberjacken, Tarnhosen, kurzrasierte Haare, hohe<br />

Docks, später auch mehr und mehr Lederbekleidung. So extrem dieser<br />

Wandel im Outfit auch erscheinen mag, so simpel ist die Erklärung dafür.<br />

Der Roller diente nicht mehr ausschließlich für die täglichen Fahrten im<br />

Heimatort. Es entwickelte sich ein übers ganze Land reichendes Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />

das ausgelebt werden wollte. So traf man sich<br />

an Wochenenden in immer größer werdenden Mengen, um gemeinsam<br />

zu feiern. Bei längeren Fahrten, dem Übernachten auf Äckern und dem<br />

Feiern in Festzelten ohne Boden war gepflegte Kleidung absolut ungeeignet.<br />

Was den Musikgeschmack angeht, so blieb der Scooterboy jedoch bei seinen<br />

Wurzeln. Anfangs wurde nach wie vor sehr viel Sixties- (Mod-) Musik<br />

und Ska gehört. Soul war zunächst nur der kleinere Teil. Dies sollte sich<br />

im Lauf der Jahre jedoch ändern. Besucht man in der heutigen Zeit Rollertreffen,<br />

oder Parties im Umfeld der Rollerszene (sogenannte Nighter oder<br />

Allnighter) so wird man in erster Linie Soul hören. Hierbei handelt es sich<br />

größtenteils um eine recht spezielle Musik, die unter der Bezeichnung<br />

„Northern Soul“ näher kategorisiert werden kann.<br />

Was ist nun „Northern Soul“? Northern Soul ist keine Musikrichtung im<br />

klassischen Sinne. Man kann an dem einzelnen Lied aufgrund von Melodie,<br />

Instrumenten, Rhythmus etc. nicht festmachen, ob es sich um Northern<br />

Soul handelt. Vielmehr wird ein Musikstück dadurch ein Northern<br />

Soul Stück, dass die Northern Soul Szene es als solches ansieht. Hört<br />

sich jetzt vielleicht ein wenig merkwürdig an, erklärt sich aber, wenn<br />

man sich mit dem Ursprung von Northern Soul beschäftigt.<br />

Die Entstehung reicht ins England der sechziger Jahre zurück.<br />

Um sich vom Mainstream abzusetzen, der auch damals<br />

schon existierte, wurden Parties in kleinen Clubs organisiert,<br />

auf denen Musik aufgelegt wurde, die eingängig und gut<br />

tanzbar sein musste. Allerdings durfte sie kommerziell<br />

nicht erfolgreich, besser noch sogar völlig unbekannt sein.<br />

Nachschub kam in erster Linie aus den USA. Im Umfeld von<br />

„Atlantic“ oder „Motown“ entstanden (und verschwanden<br />

auch teilweise genauso schnell wieder) unzählige kleine<br />

Plattenfirmen und Label.<br />

Dagegen ist die Bedeutung des Namens eigentlich eher unspektakulär.<br />

„Northern Soul“ leitet sich ganz profan von der Himmelsrichtung<br />

ab. Der Ursprung der Szene lag halt in den Clubs, die sich<br />

in den nördlichen Gebieten Englands befanden.<br />

Nun wollen wir aber auf die Verbindung von Northern Soul und Rollerszene<br />

eingehen. Also wieder zurück in die Sechziger, wieder zurück zu den<br />

Mods. Diese jungen Leute, die sich nun durch ihren Lifestyle von der Masse<br />

absetzen wollten, waren damals auch Publikum innerhalb der vorgestellten<br />

Clubszene. Dadurch wurde Northern Soul zumindestens ein Teil des<br />

Musikrepertoires der Modszene, wenn auch der überwiegende Teil aus<br />

R&B, Beat, Sixties und auch Ska bestand und ebenfalls bis heute besteht.<br />

So, wie viele Rollerfahrer sich vom Mod zum Scooterboy entwickelten,<br />

veränderte sich nach und nach auch das Musikrepertoire. Ska wurde<br />

innerhalb der Rollerszene immer weniger gehört, in erster Linie noch<br />

hochgehalten von Rollerfahrern, die mehr den RudeBoys oder Skinheads<br />

zugeordnet werden können. Ebenso verschwanden R&B und Sixties zum<br />

größten Teil in Richtung Modszene. Diese verselbstständigte sich etwas,<br />

coole Parties in stylischen Clubs wurden doch eher „rustikalen“ Scooter-<br />

Runs vorgezogen. Geblieben ist der Soul, der sich dafür qualitativ weiterentwickelte.<br />

Anfangs hörte man vor allem Motown, teilweise selbst<br />

siebziger Jahre Disco-Soul. Nach und nach etablierten sich jedoch immer<br />

mehr echte Northern Soul Stücke auf den Scooter-Runs. So werden heute<br />

so manche Platten aufgelegt, die selbst in der englischen Northern Soul<br />

Szene nach wie vor als Hit bezeichnet werden können oder auch gerade<br />

InDemand, sprich sehr angesagt, sind.<br />

Champ, www.soulflat.de<br />

ralf, sip<br />

EMPFEHLUNG<br />

cd atomic caFÉ<br />

„French cuts 1“<br />

Pop Music Francaise des Anneés 60,<br />

24 tracks, 69:36 min<br />

Label: Panatomic (Groove Attack)<br />

Veröffentlicht: 31. Mai 2006<br />

Art.Nr. 50149000<br />

Preis: 16,10 €<br />

im Folgenden möchte ich euch einige Lieder vorstellen, von<br />

denen ich meine, dass sie einen bedeutenden platz in der deutschen<br />

rollerszene einnehmen.<br />

Lieder, die jahrelang auf jedem Nighter gespielt wurden oder auch<br />

noch gespielt werden. Lieder, die jeder kennt, selbst wenn er den Titel<br />

oder den Interpreten nicht weiß. Dies soll keine Hitliste sein, auch bürge<br />

ich nicht für Vollständigkeit. Ich möchte einfach Interesse wecken,<br />

oder auch schöne Erinnerungen wieder auffrischen.<br />

Als erstes fällt mir „The Night“ von Frankie Vally<br />

ein. Absolutes Pflichtprogramm für jeden<br />

DJ, vor 20 Jahren genauso wie auch heute<br />

noch. Fast untrennbar dazu gehört<br />

für mich „Lady in Red“, Ronnie Dyson.<br />

Nachdem es jahrelang exzessiv<br />

gespielt wurde, kam es einige Zeit<br />

nicht mehr so richtig an. Viele hatten<br />

sich wohl daran überhört. Nach<br />

einer längeren Pause, in der „Lady<br />

in Red“ überhaupt nicht mehr gespielt<br />

wurde, kann es heute das<br />

Partyvolk durchaus wieder begeistern.<br />

Ähnliches gilt zum Beispiel<br />

auch für „Peanut Duck“, Marsha<br />

Gee.<br />

Was dagegen über all die Jahre durchgehend<br />

sehr gut ankommt: „City Lights“, Jerry<br />

Naylor. Daran kann man sich anscheinend<br />

einfach nicht satthören. Liegt aber vielleicht auch<br />

daran, dass die Originalsingle nicht gerade billig ist, kein<br />

Bootleg und keine CD gepresst wurde und die Kent LP39 „Right Back<br />

where we started from“ auch nicht mehr so einfach zu bekommen ist<br />

(in Zeiten internetübergreifender Auktionsplattformen sind die Preise<br />

für Northern Soul Schallplatten geradezu explodiert). Da wären wir<br />

auch gleich bei dem nächsten Klassiker. Der gleichlautende Hit von<br />

Maxine Nightingale, immer wieder gern gehört.<br />

Auf jeden Fall genannt werden muß in diesem Zusammenhang auch<br />

„Tainted Love“. Durch verschiedene Coverversionen (Soft Cell in den<br />

Achtzigern oder Marilyn Manson Anfang des neuen Jahrtausends)<br />

kennt diesen Song jeder. Dass das Original jedoch von Gloria Jones<br />

ist, bereits in den Sechzigern erschien und ein ganz großer Northern<br />

Soul Hit war und ist, wissen die wenigsten. Anfang des neuen Jahrtausends<br />

wurden auch viele „neue“ Northern Soul Titel sehr beliebt, wie<br />

z.B. „Soft Walking“ von Freddie Houston, „Beggin“ der Four Seasons<br />

(bzw. Timebox), „If I coud only be sure“, Nolan Porter oder der Modern<br />

Hit „Because of You“ von Jackie Wilson<br />

Diese Liste könnte ich jetzt wahrscheinlich endlos fortsetzen, es wird<br />

dann aber zu langweilig nur über Musik zu lesen, sie aber nicht hören<br />

zu können.<br />

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