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SIP_KlassikVespaKatalog-2012

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CHi „VESpA“<br />

MANGiA LE MELE<br />

Ende der 60er Jahre war eine bewegte Zeit, besonders für Jugendliche. Auch in Italien.<br />

Die Studentenbewegung beruhigte sich gerade, die sexuelle Revolution war in vollem Gange,<br />

im katholischen Italien wurden Ehescheidungen erlaubt, die roten Brigaden töteten Innenminister<br />

Aldo Moro, die Kommunisten besaßen die politische Mehrheit am Stiefel.<br />

Die Jugend Italiens (und nicht nur die) strebte nach Freiheit und Unabhängigkeit.<br />

Die damaligen Entscheider bei Piaggio sahen 16 Millionen<br />

italienische Jugendliche mit einem riesigen Bedürfnis nach Mobilität. In<br />

den Städten wie auch auf dem Land, für den Weg zur Schule, in die Arbeit<br />

oder einfach zur Eisdiele. Und einem bemerkenswerten verfügbaren<br />

Jahreseinkommen von 1000 Milliarden Lira. Zur Einführung der Vespa 50<br />

Special 1969 musste eine plakative neue Werbekampagne her.<br />

Gilberto Filippetti von der Agentur Leader aus Florenz erfand den berühmten<br />

Slogan „Chi VESPA mangia le mele“. Die Werbekampagne dahinter<br />

sollte eine der bekanntesten aller Zeiten werden, eine wahre Ikone<br />

des Produktmarketings.<br />

Aber was soll der seltsame Satz bedeuten? Die italienische Mama fragt<br />

ihr Kind gerne „Hai mangiato una mela?“ - „Hast Du einen Apfel gegessen?“.<br />

„An apple a day keeps the doctor away“. Die Anzeige spielt<br />

mit dem Apfel als Symbol für Gesundheit, Jugend, Sommer und Sonne.<br />

Aber auch als Versuchung der verbotenen Paradiesfrucht. Big Apple New<br />

York. Urban und jung. Es ist einfach frei zu sein (auch von Krankheiten)<br />

und kostet wenig. Warum nicht mal eben einen Apfel pflücken, also eine<br />

Vespa holen?<br />

Der Begriff „VESPA“ wird in diesem Slogan ganz frech als Verb benutzt,<br />

das es ja tatsächlich gar nicht gibt. Aus „Ich fahre Vespa“ wird einfach<br />

„Ich vespa“. Wer Vespa fährt ist frei, jugendlich, fortschrittlich und eben<br />

auch etwas frecher als die Anderen. Der in Klammer gesetzte Nachsatz<br />

(chi non „VESPA“ no) verstärkt die Aussage noch: die einen sind all das<br />

was der Apfel als Symbol verkörpert – und die anderen eben nicht.<br />

1971 wurde die Kampagne um den Satz „Melacompro una Vespa“ erweitert.<br />

„Ich kaufe mir eine Vespa“. Die ersten beiden Silben ergeben das<br />

Wort „Mela“ = Apfel, ein raffiniertes Wortspiel. Bis ins Jahr 1973 wurde<br />

die Kampagne fortgesetzt. Aber auch heute tauchen der Satz und der<br />

Apfel als Symbol immer wieder bei Piaggio auf.<br />

Wortspiele haben bei VESPA übrigens Tradition. Eine andere Kampagne<br />

bestand nur aus dem Kunstwort „Vespizzatevi!“, das tatsächlich im Italienischen<br />

gar nicht existiert. Hier wird aus dem Wort „Vespa“ eine Art<br />

Imperativ in der 2. Person Plural gebildet, als gäbe es im Italienischen<br />

das reflexive Verb „Vespizzarsi“. „Fahre Vespa!“ oder „Jeder soll Vespa<br />

fahren!“. Aber eigentlich bedarf es doch dazu gar keiner extra Aufforderung.<br />

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