alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht
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112 Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den paulinischen Briefen <strong>und</strong> im Hebräerbrief.<br />
Römer 11,8<br />
N. T.: [καθὼς γέγραπται] Ἔδωκεν αὐτοῖς ὁ Θεὸς πνεῦμα κατανύξεως, ὀφθαλμοὺς τοῦ μὴ<br />
βλέπειν καὶ ὦτα τοῦ μὴ ἀκούειν ἕως τῆς σήμερον ἡμέρας.<br />
A. T. Deut. 29,3: ׃הùזÅה םויÅה דÅע Åעé מxשãל םãיÅנxזאxו תé א xרãל םãיÅניtעxו תÅעÅדל בtל םùכל הוהxי ןÅתנ־אלxו<br />
LXX: καὶ οὐκ ἔδωκε Κύριος ὁ Θεὸς ὑμῖν καρδίαν εἰδεναι καὶ ὀφθαλμοὺς βλέπειν καὶ ὦτα<br />
ἀκούειν ἕως τῆς ἡμέρας ταύτης (Cod. A: τοῦ βλέπειν καὶ τὰ ὦτα).<br />
A. T. Jes. 29,10: ׃הסãכ םיãזé חÅה םùכיtשאר־תtאxו םיãאיãבxנÅה־תtא םùכיtניtע־תùא םtצÅעxיÅו המtד xרÅת Åחור הוהxי םùכיtלòע ךÅסנ־יãכ<br />
LXX: ὅτι πεπότικεν ὑμᾶς Κύριος πνεύματι κατανύξεως καὶ καμμύσει τοὺς ὀφθαλμοὺς αὐτῶν.<br />
Die neueren Ausleger sind hier auf einen Abweg geraten, indem sie das obige Zitat aus Deut.<br />
29,3 <strong>und</strong> Jes. 29,10 zusammengeflossen sein lassen. Das Zitat ist vielmehr ein solches aus Jes. 29.<br />
In Kap. 29 werden, wie in Kap. 28, die geistlichen Leiter des Volkes Juda vom Propheten gegeißelt.<br />
V. 13.14, von Christus in Mt. 15,6-9 angezogen (s. oben S. 38), zeigen, dass jene Leiter, äußerlich<br />
fromm, Gott mit den Lippen ehren, aber ihr Herz ist fern von ihm. Sie sind die Pharisäer jener Zeit,<br />
<strong>und</strong> ihr Treiben enthält eine Weissagung auf das Treiben der Pharisäer (vergl. Vitringa zu Jes. 29,9-<br />
10). Somit ist auch die ihnen diktierte Strafe eine Weissagung des Strafgerichts, das die Jesum verwerfenden<br />
Volksleiter treffen wird. Gott verstockt sie. Er hat ihnen gegeben („auf sie gegossen“<br />
nach dem Urtext) einen Geist der Lethargie („excaecationis spiritualis“ nach Vitringa), <strong>und</strong> da wird<br />
(nach Jes. 29,11 f.) das Wort Jesajas, oder dann Jesu, ihnen zu einem versiegelten Buche. Gelehrte<br />
<strong>und</strong> Ungelehrte verstehen nichts davon, weil Gott ihnen das Verständnis verwehrt. In dieser Fassung<br />
fügt sich das Zitat aufs Beste in den Gedankengang von Röm. 11 ein.<br />
Paulus hat nun den jesajanischen Gedanken herausgeschält; er gibt nicht Alles wörtlich, sondern<br />
das Wichtigste – <strong>und</strong> dies umschreibt er, etwa mit Rückblick auf die Volksbibel. Für ךÅסנ („ausgießen“)<br />
hat der chaldäische Paraphrast schon ein leichteres Wort: אמר immisit in vos; demgemäß wird<br />
auch die Volksbibel ןתנ gewählt haben. Das hebräische המtדxרÅת wird von den LXX durch κατάνυξις<br />
wiedergegeben, welches nicht durch compunctio (s. Act. 2,37) zu übersetzen, sondern von νύσσειν<br />
abzuleiten ist <strong>und</strong> eine Verdüsterung oder Eingenommenheit des Kopfes bedeutet, welche (wie Grotius<br />
sagt) „homines vecordes ac velut exsensos facit; … optime id ipsum aptatur Judaeis, qui postquam<br />
Christum cum sua cruce exhorruerunt, quae esset vera justitia cognoscere, multoque magis<br />
eam adipisci nequivere“ (vergl. auch Tholuck zu Röm. 11,8).<br />
Der Urtext fährt nun fort: „<strong>und</strong> er hat verschlossen eure Augen, die Propheten, <strong>und</strong> eure Häupter,<br />
die Seher, verhüllt“. Diese Parenthesen: die Propheten, die Seher, löst Paulus auf. Auch das Targ.<br />
Jon. löst die in der Tat harten Parenthesen auf <strong>und</strong> übersetzt: „Und er verbarg vor euch die Propheten<br />
<strong>und</strong> die Schriftgelehrten, <strong>und</strong> die Lehrer, die euch die Lehre des Gesetzes lehrten, hat er verborgen“.<br />
Darf man da nicht annehmen, dass die Volksbibel, mehr dem Sinne nach als wörtlich übersetzend,<br />
geschrieben habe: „Er verschloss eure Augen vor den Propheten <strong>und</strong> verdeckte eure Häupter<br />
vor den Sehern“? Sie riet auf םtצãע mit folgendem ןãמ, was erträglich ist (vergl. Jer. 2,25: ןãמ עÅנמ). Da<br />
diese Übersetzung ziemlich schwerfällig war, so mochte ein späterer Verbesserer der Volksbibel, in<br />
Anlehnung an Jes. 6,10, statt dessen schreiben: „(Er gab) Augen, um nicht zu sehen, <strong>und</strong> Ohren, um<br />
nicht zu hören“. In dieser Gestalt hat Paulus den Text vorgef<strong>und</strong>en – einen Text, der Wandlungen<br />
zwar durchgemacht, aber solche, die in diesem Falle begreiflich <strong>und</strong> im Interesse der Gemeinverständlichkeit<br />
vorgenommen wurden. Grotius vermutet, dass Paulus sein Zitat ohne Weiteres aus Jes.<br />
6,10 genommen habe, ebenso Surenhus. Von den Schlussworten ἕως τῆς σήμερον ἡμέρας sagt Gro-