alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht
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142 Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den paulinischen Briefen <strong>und</strong> im Hebräerbrief.<br />
Bemerkenswert ist das Zusammentreffen des Paulus <strong>und</strong> der Peschitâ, sowohl hier in der ähnlichen,<br />
aber nicht identischen Auflösung der Prägnanz des hebräischen תxחÅקל, als auch in der Wiedergabe<br />
des חÅצùנ in Jes. 25,8 <strong>und</strong> in dem oben behandelten Zitat aus Jer. 31,15 (in. Mt. 2,18). Der Apostel<br />
wie die Peschitâ erscheinen hier als auf derselben exegetischen Tradition ruhend, welche nach<br />
Credner durch ein Targum vermittelt ward, <strong>und</strong> zwar, wie wir hinzufügen, durch das Syrische, jenes<br />
palästinensische alter ego der LXX. Man vindiziert bekanntlich der Peschitâ zum A. T. überhaupt<br />
eine einfache Wörtlichkeit <strong>und</strong> Nachfolge des hebräischen Textes. Sollte beides nicht aus einer Benutzung<br />
der palästinensischen Volksbibel seitens des nach Genesius Annahme christlichen Autors<br />
der Peschitâ zu erklären sein? Daraus würde sich auch die von Gesenius 68 beobachtete Übereinstimmung<br />
dieser Peschitâ mit dem Targ. Jon. erklären. Beide waren von der gleichen Quelle abhängig,<br />
die in der palästinensischen Volksbibel am reinsten vorlag.<br />
_______________<br />
Epheser 5,14<br />
N. T.: [Διὸ λέγει] Ἔγειρε ὁ καθεύδων καὶ ἀνάστα ἐκ τῶν νεκρῶν, καὶ ἐπιφαύσει σοι ὁ Χριστός.<br />
A. T. Jes. 60,1.2:<br />
2<br />
1<br />
הוהxי ח Åרxזãי ךãיÅלעxו … ירוא יãמוק<br />
LXX: 1 Φωτίζου φωτίζου … 2 ἐπὶ δὲ σὲ φανήσεται Κύριος.<br />
Wie sich Origenes <strong>und</strong> Hieronymus mit dieser Stelle abgequält haben, ist bei Tischendorf im<br />
„apparatus crit.“ z. d. St. zu lesen. Sie suchten nach einer Stelle des A. T. <strong>und</strong> fanden sie nicht, weil<br />
sie Pauli Manier zu zitieren <strong>und</strong> das ihm vorgelegene Mittelglied der Volksbibel nicht in Betracht<br />
zogen. Aus den LXX ist dies Zitat nicht geflossen. Das doppelte φωτίζου kannte Paulus entweder<br />
nicht, oder er wollte es nicht berücksichtigen. Ihm lag der Text der Volksbibel vor. Diese vermutete<br />
ירוע statt ירוא = ἔγειρε <strong>und</strong> ließ dann nach logischer Aufeinanderfolge der Glieder ימוק folgen. Ein<br />
solches ירוע zusammen mit dem sinnverwandten םוק kommt auch Jes. 52,1.2 <strong>und</strong> Richter 5,12 vor.<br />
Die LXX übersetzen ersteres mit ἐξεγείρου, letzteres mit ἀνάστα. 69 Gleichsam in Klammern setzt<br />
nun Paulus zu ἔγειρε die Worte ὁ καθεύδων <strong>und</strong> hinter ἀνάστα die Worte ἐκ τῶν νεκρῶν hinzu. Er<br />
trägt damit eine Erklärung in das Zitat selbst ein, statt dass er sie, wie sonst, nachfolgen lässt (z. B.<br />
Eph. 4,10, wo er das ὕψος in V. 8 durch ὑπεράνω πάντων τῶν οὐρανῶν erläutert; s. ferner Röm.<br />
10,6-8).<br />
Im Nachsatz: καὶ ἐπιφαύσει σοι ὁ Χριστός gleitet Pauli Auge hinüber in den 2. Vers von Jes. 60,<br />
wenn man nicht lieber annehmen will, dass er seiner Volksbibel folgte, die eine Ausgleichung zwischen<br />
V. 1 <strong>und</strong> 2 am Schluss anstreben <strong>und</strong> daher wie das Targ. Jon. lesen mochte: ךלע הוהיד ארקיו<br />
ילגתי, d. h.: „<strong>und</strong> die Herrlichkeit Jehovas offenbart sich dir“. Jehova ist dem Apostel ὁ Χριστός,<br />
welcher Übergang von einer Person zur andern den neutestamentlichen Autoren auch sonst gewöhnlich<br />
ist. Vergl. Mt. 3,3, wo der Κύριος der Messias ist: Lk. 1,76: dann Paulus selbst in 1. Kor. 10,9,<br />
wonach die Versuchung Jehovas in der Wüste eine Versuchung Christi heißt; ferner Hebr. 1,10, wo<br />
Κύριε auf den Sohn Gottes bezogen wird. Ebenso sieht nun Paulus in Jes. 60 die Erscheinung<br />
Christi geweissagt, dessen Erscheinung hier auf Erden ja in der Tat die Erscheinung Jehovas war.<br />
Auch das Targ. Jon. sieht in V. 2 die Erscheinung der Schechina Jehovas, weil ein in die Erscheinung<br />
Treten für Jehova unmittelbar nicht angemessen erschien.<br />
68 Der Prophet Jesaia I, S. 83; vergl. auch Anger, 1. o. p. 27, Note.<br />
69 Ammonius bemerkt richtig: ἀναστῆναι, ἐπὶ ἔργον· ἐγερθῆναι, ἐξ ὕπνου.