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alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht

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Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den katholischen Briefen <strong>und</strong> in der Offenbarung Johannis. 173<br />

יל אתא ינקמה, d. h.: „Ist ein Eiferer mir gekommen?“ Die LXX übersetzen Ex. 5,26.27 zweimal die<br />

schwierigen Worte יãל התÅא םיãמד־ןÅתòח durch ἔστη τὸ αἷμα τῆς περιτομῆς τοῦ παιδίου μου, <strong>und</strong> fassten<br />

התא (= dem aramäischen אתא) ebenfalls für ein Verbum – mit Unrecht, wie Origenes contra Celsum,<br />

B. V, Kap. 48, schon erkannt hat. Aber auch Onkelos hat התא im Exodus als Verbum gefasst: „wegen<br />

des Blutes der Beschneidung ist mir geschenkt worden der Bräutigam“, woraus zu entnehmen<br />

ist, dass der Sinn bei den LXX ebenfalls ist: er maß ab, oder brachte mir in Rechnung das Blut der<br />

Beschneidung meines Kindes (s. Act. 7,60; Plat. Tim. 63 B ; Protagoras 356 B ; LXX Sach. 11,12 <strong>und</strong><br />

daher Mt. 26,15).<br />

Gehen wir zu unserem Zitat zurück, so ist zunächst deutlich, dass nach der Meinung des Übersetzers<br />

אtנÅקxמ auf den חור zu beziehen ist <strong>und</strong> dieser nach einem ihm hier imputierten Prädikat אtנÅקxמ<br />

heißt. Wir übersetzen: „Ist ein Eiferer mir gekommen“; mit anderen Worten: ist der Geist Gottes als<br />

ein Eiferer mir gekommen, als Einer, der seine Gaben neidisch für sich behalten würde? Mit anderen<br />

Worten: ein Geist, der wie jener Mann, welcher seine Frau zum Eifersuchtsopfer nötigt, diejenigen<br />

verklagt, welche in Verdacht stehen, sie seien des Geistes teilhaftig, aber nicht auf legitime Weise?<br />

Diese Ironie, welche in der Frage Moses an Josua nach der Fassung der Volksbibel (wobei = התא<br />

אתא genommen ward) liegt, verstärkt nun Jakobus noch, indem er übersetzt: Πρὸς φθόνον ἐπιποθεῖ<br />

τὸ πνεῦμα (= dem Worte ינקמה) ὃ κατῴησεν ἐν ἡμῖν (– den Worten יל אתא). Wir übersetzen: „Mit<br />

Neidgefühl liebt der Geist, der in uns Wohnung gemacht hat?“ Es tritt hier der im A. T. nicht seltene<br />

Fall ein, dass eine affirmative Aussage bloß durch die Betonung in die Frage gesetzt wird <strong>und</strong> dadurch<br />

negativen Sinn gewinnt. Man vergleiche den formell ähnlichen Satz Mt. 8,7, wo das ἐγώ die<br />

Frage intoniert (s. Fritzsche); dann Num. 22,38: δυνατὸς ἔσομαι λαλῆσαί τι; ferner Mt. 2,6; Joh.<br />

1,47: ἐκ Ναζαρὲτ δύναταὶ τι ἀγαθὸν εἶναι? „Aus Nazareth kann etwas Gutes sein?“; weiter 1. Sam.<br />

11,12 im Hebräischen (vergl. Wellhausen, Der Text der Bücher Samuelis, S. 26 f.). Jakobus hat sich<br />

hierbei Freiheiten gestattet. Erstlich hat er, was zulässig, das fragende ה als Artikel genommen, ferner<br />

das יל in den Plural umgewandelt <strong>und</strong> endlich zur Verdeutlichung mehreres hinzugefügt.<br />

Wie ist über dieses Zitat zu urteilen? – Wir haben gesehen, dass das Zitat jedenfalls mehr ist, als<br />

bloße Einkleidung eigener Gedanken in das Wort der Heiligen Schrift. Jakobus will wirklich zitieren.<br />

Er leitet freilich mehr aus dem Worte Moses ab, als dem historischen Sinne nach darinliegt.<br />

Aber dies tut er in Unterordnung unter die Lesart der Volksbibel, die אתא bot, wie denn Ex. 5,26 von<br />

LXX <strong>und</strong> Onkelos ähnlich gelesen wurde. Die also modifizierten Worte Moses erfasst dann aber Jakobus<br />

(ähnlich wie Paulus in Röm. 10,7) völlig richtig <strong>und</strong> umschreibt sie nur für das Verständnis<br />

seiner Leser. Ihnen ist dies Wort Moses jetzt eine vom Apostel erklärte Gemme aus dem Schatze der<br />

altheiligen Worte Moses. Dieses Diktum hat durch die Wandlung, die es bei Jakobus erfahren, nicht<br />

an Inhalt eingebüßt, sondern sogar gewonnen. Der ursprüngliche Sinn ist sinnig erweitert worden,<br />

wozu die Übersetzung der Volksbibel den Anlass gab.<br />

Auch Cappellus bemerkt z. d. St.: „Verbum hebraicum אנק reddi potest commode ἐπιποθεῖ πρὸς<br />

φθόνον“; ebenso urteilt Surenhus z. d. St. Die האנק (eigentlich „Glut“) hat nämlich zwei Seiten – sie<br />

ist Eifersucht aus Liebe <strong>und</strong> Eifersucht aus Neid (letzteres z. B. Ps. 37,1; 73,3; Prov. 6,34; 23,17;<br />

24,19). Es gilt, aus dem Zusammenhang zu entnehmen, welche Seite hervorgehoben werden will.<br />

Jakobus hebt die schlimme Seite hervor, was auch im Gr<strong>und</strong>text die Meinung ist. Πρὸς φθόνον<br />

steht bei Jakobus adverbiaszierend, wie in πρὸς κόπον „übermütig“, πρὸς ὀργήν „zürnend“ u. a. m.<br />

Der Schluss in V. 6: μείζονα δὲ δίδωσιν χάριν ist kein Zitat mehr, sondern gibt das Resümee der<br />

Worte Moses: „O dass doch alles Volk zu Propheten würde, wenn Gott seinen Geist auf sie legte“.<br />

Der Geist Gottes liebt er mit Neidgefühl? – nein, er gibt vielmehr größere Gnade. Dieses letzte

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