56 Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> im Evangelium des Matthäus. sprache gewählt, worauf auch der Umstand hinführt, dass die unter dem Kreuze Stehenden ihn nicht verstehen, sondern meinen, er rufe den Elias. Markus jedoch deutete sich das ילא ילא der Volksbibel nach Maßgabe der populären Aussprache <strong>und</strong> gab es Ἑλωΐ wieder. Die übrigen Abweichungen des Markus von Matthäus kommen auf Rechnung der subjektiven Verdolmetschung. Markus hat nämlich: ὁ ἐστιν μεθερμηνευόμενον· ὁ Θεός μου, ὁ Θεός μου, εἰς τί ἐγκατέλιπές με. Wir sehen daraus, dass er ganz frei sich diese Worte übersetzt, darin den LXX ähnlicher, dass er den Vokativ von Θεός vermeidet. Tischendorf liest in der Ed. VIII λεμά, die gotische Übersetzung hat λιμά gelesen, die Recepta las λαμά; die ersten zwei Lesarten entsprechen der palästinensischen Landessprache. Der Gote las sogar gut palästinensisch in seinem Manuskript (bei Matthäus <strong>und</strong> Markus) sibakpani = σιβαχθανί. Wir stehen hier übrigens an einer Stelle, wo es uns verstattet ist, das Ohr so nahe als möglich anzulegen <strong>und</strong> zu vernehmen, wie die palästinensische Volkssprache gelautet hat. 38 – Doch gehen wir noch näher auf das Einzelne ein. Das Wort ἐγκταλείπω ist ein sehr gewöhnliches bei den LXX; 126 Mal steht es für das hebräische בÅזע <strong>und</strong> wird außerdem für verschiedene hebräische Wörter gebraucht. Es war jedenfalls der hellenistischen Sprache auch sehr geläufig <strong>und</strong> wird daher selbständig von Matthäus für das hebräische בÅזע gewählt sein. Blickte Matthäus auf die LXX, so ist, abgesehen von πρόσχες μοι, die doppelte Setzung des μοῦ, ferner die Umstellung des μέ <strong>und</strong> die merkwürdige Bildung des Vokativs Θεέ unbegreiflich; die LXX nämlich haben gewöhnlich Θεός im Vokativ. So aber übersetzt Matthäus seine Volksbibel, aus der Jesus jenen die Himmel durchdringenden Ruf genommen hatte, wörtlich. „Jesus sagt nicht יãנÅתxבÅזòע, sondern יãנÅתxקÅבxש, welches das Targumwort für jenes ist; er sagt es aramäisch, nicht, um von Allen verstanden zu werden, sondern weil das Aramäische seine Muttersprache war, aus demselben Gr<strong>und</strong>e, aus welchem er betend Gott אבÅא nannte“ (Delitzsch). Die LXX haben eine Doublette; zwei Übersetzungen des יãלtא יãלtא sind hier zusammengeflossen; die eine lautet: ὁ Θεός, ὁ Θεός μου; die andere: ὁ Θεός μου, πρόσχες μοι (d. h.: „Mein Gott, sieh auf mich), als ob יÅלtא im Gr<strong>und</strong>text gestanden hätte, wobei ein: „wende dich zu mir“ ergänzt werden müsste. Ein von solcher Doublette freies Manuskript ist nicht bis auf unsere Zeiten gekommen. Es bleibt unentschieden, was zu Matthäus Zeit in den LXX hier stand, da Matthäus hier selbständig vertiert. Symmachus <strong>und</strong> Theodotion lesen wie Markus: ὁ Θεός μου, ὁ Θεός μου (s. bei Drusius <strong>und</strong> Montfaucon). Aquila übersetzt: ἰσχυρέ μου, ἰσχυρέ μου. Das πρόσχες μοι der LXX kennt Keiner der Drei; in den Hexapla haben jene Worte den Obelus, d. h. sie stehen nach Origenes Meinung nicht im hebräischen Text. Eusebius z. d. Ps. macht die gleiche Bemerkung. 38 Über diese Sprache hat D. Delitzsch einen schönen Artikel im „Daheim“ Jahrg. 1874, Nr. 27, erscheinen lassen.
II. Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den Evangelien des Markus, Lukas <strong>und</strong> Johannes. Markus 1,2 (Vergl. Mt. 11,10) _______________ Markus 1,3 (Vergl. Mt. 3,3) _______________ Markus 4,12 (Vergl. Mt. 13,14.15) _______________ Markus 7,6.7 (Vergl. Mt. 15,8.9) _______________ Markus 7,10 (Vergl. Mt. 15,4) _______________ Markus 10,7.8 (Vergl. Mt. 19,5) _______________ Markus 10,19 (Vergl. Mt. 19,18.19) _______________ Markus 11,17 (Vergl. Mt. 21,13) _______________