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alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht

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Einleitung. 7<br />

te in den M<strong>und</strong> legten, sondern in dem in den „Forschungen“ nachgewiesenen Faktum: dass die<br />

LXX in Palästina Eingang fanden, hieselbst in die Landessprache übersetzt wurden, <strong>und</strong> so gewissermaßen<br />

von berufener Hand die Weihe erhielten.<br />

Dass nun die LXX bei solcher Umkleidung in den palästinensischen Dialekt nicht verbotenus<br />

übersetzt wurden, lässt sich von vornherein denken. Die Septuaginta gerieten in Palästina in die<br />

Hände von Übersetzern, die selbst von der Sache Etwas verstanden <strong>und</strong> nun wieder die LXX meisterten<br />

<strong>und</strong> verbesserten. So ähnlich demnach auch beide Versionen, die LXX <strong>und</strong> die aus ihnen entstandene<br />

palästinensische Parallel-Übersetzung (die von uns sogenannte „Volksbibel“), einander sahen,<br />

so deckten sie sich doch nicht vollständig. Immer aber blieb das Bewusstsein lebendig, dass jener<br />

palästinensische textus receptus, den wir schon in den „Forschungen“ „Volksbibel“ nannten<br />

<strong>und</strong> den uns die circa 275 <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> des N. T. vergegenwärtigen, mit den LXX nahe<br />

verwandt sei. Hieraus eben entnahmen dann die neutestamentlichen Schriftsteller die Berechtigung,<br />

die LXX <strong>und</strong> Volksbibel promiscue zu gebrauchen, Worte der LXX, auch wo sie vom Original abwichen,<br />

Jesu in den M<strong>und</strong> zu legen, kurz beide Übersetzungen als zwei gleiche Schlüssel, die ihnen<br />

den Zutritt zum Heiligtum der göttlichen Offenbarung verschafften, anzusehen.<br />

Durch diese Hypothese, die wir in der „Volksbibel zur Zeit Jesu“ ausführlich zu erweisen getrachtet<br />

haben, werden mit einem Schlage h<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> mehr Steine des Anstoßes auf dem Boden<br />

der neutestamentlichen Exegese weggeräumt. Unsere neutestamentlichen Schriftsteller zitieren<br />

wirklich; das Zitat wird nicht erst in ihrem Kopfe, wie es bisher an vielen Stellen den Anschein hatte,<br />

sondern es ist schon da, in einem textus receptus oder einer lectio tunc usitata, wie Calvin zu<br />

Act. 8,33 sich ausdrückt. 2 Eine der Brücken zwischen Orient <strong>und</strong> Okzident, über die das Christentum<br />

seinen bescheidenen Einzug in die Welt hielt, war auch solch ein gemeinsamer Text der Heiligen<br />

Schriften. Der in Palästina gültige Text (textus receptus) stimmte überein mit dem in den hellenisch-römischen<br />

Teilen der Welt gültigen Text. Man hatte nicht erst einen textus receptus in der Eile<br />

herzustellen – sondern er war da. Man kritisierte an ihm nicht lange; man gebrauchte ihn! Und mit<br />

der an manchen Stellen schartigen Schneide dieses Textes schnitt man den Völkern das Brot des Lebens<br />

vor <strong>und</strong> wurde den Griechen ein Grieche, den Juden ein Jude.<br />

Nun aber könnte sich der Einwand gegen jenen textus receptus erheben, dass doch derselbe vielfach<br />

von der veritas Hebraica, von dem Wortlaut des A. T. sich entfernt habe, 3 <strong>und</strong> mithin ungeeignet<br />

gewesen sei zur Belehrung der Juden <strong>und</strong> Heiden. Wir erwidern: Nicht Alles, was in der Übersetzung<br />

vom Gr<strong>und</strong>text sich entfernt, ist darum auch schon falsch. Das Ideal einer Übersetzung,<br />

welche mit dem strengen Einhergehen in den Fußstapfen des Urtextes die Wahl der besten <strong>und</strong> doch<br />

üblichen Worte aus der Sprache des Übersetzers verbindet – dieses Ideal liegt immerdar, am Ende<br />

des Weges <strong>und</strong> ist selbst hier völlig nie erreichbar. In den Anfängen der Übersetzer-Tätigkeit müssen<br />

wir zufrieden sein, wenn von beiden oben genannten Requisiten, dem der Wörtlichkeit <strong>und</strong> der<br />

Angemessenheit im Ausdruck, Etwas in der zu beurteilenden Übersetzung zu finden ist. Und diese<br />

Requisiten waren wirklich in dem uns durch das N. T. vergegenwärtigten textus receptus des A. T.<br />

zu finden.<br />

Der aufmerksame Beurteiler der nachfolgenden Untersuchungen wird an keiner Stelle sagen<br />

können: hier weicht der textus receptus (die Volksbibel) von dem Maße des Zulässigen ab, <strong>und</strong> die<br />

Mitwirkung des Heiligen Geistes ist bei der Handhabung eines solchen Textes seitens der neutestamentlichen<br />

Autoren den letzteren abzusprechen! Was immer jener textus receptus im Einzelnen ver-<br />

2 Er sagt: „Vel graecum volumen eunuchus habuit, vel Lucas suo more lectionem tunc usitatam retulit.“<br />

3 Man vergleiche denselben Einwand gegen die LXX bei Zanchius, Opp., tom. VIII, S. 403, <strong>und</strong> seine Antwort, die<br />

wir im Anhang II mitgeteilt.

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