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alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht

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Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> im Evangelium des Matthäus. 53<br />

Und nun fragt es sich, ob die Volksbibel nicht diesem Verständnis der Jünger Jesu vorgearbeitet<br />

habe? Wir können uns wohl denken, dass jene für χωνευτήριον das ohne Vokale geschriebene רצוי<br />

wieder einsetzte <strong>und</strong> dieses, wie auch die chaldäische Übersetzung <strong>und</strong> die Peschitâ tun, im Sinne<br />

von רtצוא nahm, d. h. Schatzmeister (von רצא). Man wird dann diese Stelle in der Deutung der LXX<br />

auch weiterhin stehen gelassen haben, dass also das Geld in das Schatzhaus zurückwanderte. Ferner<br />

ist anzunehmen, dass unsere Volksbibel die LXX in dem Stück verbesserte, dass sie für רùדùא die Nota<br />

accus. תא las34 <strong>und</strong> sich damit das Zwischenglied der LXX (καὶ σκέψομαι – ὑπὲρ αὐτων) vom Halse<br />

schaffte. Sie las dann, in größerer Unterordnung unter den Gr<strong>und</strong>text, Worte, die im Griechischen<br />

wie bei Matthäus lauten: τὴν τιμὴν – υἱῶν Ἰσραήλ, wobei das ἀπὸ υἱῶν Ἰσραήλ eben echt targumisch<br />

lautet. Endlich ließ die Volksbibel am Schluss die Worte לùא הוהxי aus <strong>und</strong> las: רצויה תיב וכלשאו –<br />

„<strong>und</strong> sie warfen es ins Haus des Schatzmeisters“, um das ihr völlig Unglaubliche in echt targumischer<br />

Weise zu vermeiden, der Tempel selbst sei die Stätte einer solchen Entweihung geworden.<br />

Diese Textgestalt der Volksbibel fanden die Jünger vor; sie hatten nur für die Konsonanten רצוי<br />

das richtige Wort κεραμεύς wiedereinzusetzen <strong>und</strong> sich frei zu machen von der traditionellen Deutung<br />

– so hatten sie das so lange verdunkelte Gold der Weissagung gereinigt in einer Weise, dass es<br />

Allen entgegenblinkte <strong>und</strong> den rechten Weg des Verständnisses wies. Obgleich nun auch die Volksbibel<br />

<strong>und</strong> mit ihr die Jünger ἔλαβον <strong>und</strong> ἔδωκαν in der 3. Person Plur. lesen, statt, wie der Urtext<br />

fordert, in der 1. Person – so tun sie nur, was die LXX sich auch erlaubt. In Jes. 29,14 setzen die<br />

LXX das הדxבאxו um in die 1. Person, ebenso am Schlusse das רתÅתxסãת; sie beziehen den ganzen Satz<br />

auf Gott, wozu das יãנxנãה zu Anfang genügenden Anlass bot. Solche Freiheit ist echt targumisch. Die<br />

Erfüllungsschrift (das Evangelium) retuschiert also die Weissagung des Propheten <strong>und</strong> präzisiert<br />

ihre dunkleren Striche; <strong>und</strong> dabei war es nun ein Glück, dass der Evangelist in Übereinstimmung<br />

mit der Volksbibel, also mit dem textus receptus, vorgehen <strong>und</strong> in aller Ruhe des Vorteils, den ihm<br />

dieser Text bot, genießen konnte. Die Auseinandersetzung mit dem Gr<strong>und</strong>text war nicht seine Sache;<br />

er nahm, was ihm zur Hand lag.<br />

Jedoch die Worte: καθὰ συνέταξέν μοι Κύριος, womit bei Matthäus offenbar das Zitat abschließt,<br />

weisen uns auf eine ganz neue Quelle, aus der dies Zitat geflossen sein wird. Es ist eine unerwiesene<br />

Voraussetzung, dass jene Schlussworte den Anfangsworten bei Sacharja 11,13 entsprächen (so<br />

Meyer im Comm.). Nein, das Zitat, das Matthäus vor sich hat, endete also. Woher hat er aber dieses<br />

also abschließende Zitat? Die Antwort ist einfach: aus Jeremia, den er an der Spitze als Autor angibt.<br />

In der Volksbibel war demnach dieses Zitat, das wir jetzt nur bei Sacharja finden, auch im Propheten<br />

Jeremia zu lesen. Solche Konglomerationen, <strong>und</strong> zwar nicht immer am Unrechten Orte, fanden<br />

öfter statt. Röm. 3,13-18 findet sich ganz sachgemäß dem dritten Verse von Psalm 14 angehängt.<br />

Es ist dies das Werk eines späteren Diaskeuasten, dessen Streben dahin ging, den Text zu<br />

vervollständigen. In Apostelgeschichte 13,22 ist das Zeugnis, das Gott über David ablegt, so nirgends<br />

zu finden, sondern auch aus dem Streben nach Vervollständigung des Textes entstanden.<br />

Scheinbare Lücken auszufüllen, ist ja ganz eigentlich das Lieblingsgeschäft der Targumisten.<br />

Ähnlich steht es hier. Hinter Jeremia 19,15 mag die Szene aus Sacharja von der Entlohnung des<br />

guten Hirten (Kap. 11,12.13) angehängt worden sein, weil es dem Diaskeuasten ganz glaublich erschien,<br />

dass solches nach der Szene im Tale Tophet vorgefallen sei. Es war dann ein Diaskeuast, der<br />

bei Sacharja die Bedeutung des רצוי richtig erkannte, es als „Töpfer“ fasste <strong>und</strong>, weil er mit dem<br />

Töpfer an jener Stelle nichts anzufangen wusste, nach einer passenderen Stelle suchte, wo gerade in<br />

Verbindung mit dem Töpfer solche das Volk beschämende Szene vorgefallen. Diese fand sich dort,<br />

wo Jeremia vor den Ältesten des Volkes <strong>und</strong> der Priester, auf dem Acker des Töpfers stehend, die<br />

34 Kennikot 1, 102 liest הזה für רקיה.

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