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alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht

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Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den paulinischen Briefen <strong>und</strong> im Hebräerbrief. 167<br />

LXX: καὶ ἔκφοβός εἰμι.<br />

Wir übersetzen: „Und – so furchtbar war die Erscheinung – Mose selbst sagte: ich fürchte mich<br />

<strong>und</strong> zittere“. Es ist eine große crux interpretum, Auskunft darüber zu geben, wo dieses Zitat zu suchen<br />

sei. Alle Ausleger ohne Ausnahme stehen hier vor einer verschlossenen Tür; durch keinen<br />

Wortschwall lässt sich dies Faktum verdecken. Wir sind nun mit einer aus verschiedenen Beobachtungen<br />

gef<strong>und</strong>enen Hypothese aufgetreten <strong>und</strong> haben selbige in der „Volksbibel zur Zeit Jesu“ begründet:<br />

dass unsere neutestamentlichen Autoren einen textus receptus vor sich hatten, auf den die<br />

Tradition ihren Einfluss geübt. Diese Tradition, welche sich wohl an die Lesart der LXX in Ex.<br />

19,18: καὶ ἐξέστη πᾶς ὁ λαὸς (םעה statt רחח des Urtextes) σφόδρα anlehnte, wusste von der Furcht<br />

alles Volkes Angesichts der Schrecken erregenden Theophanie zu berichten. Eine Spur von der<br />

Furcht Moses, als er auf den Berg steigen musste, findet sich auch in Rabbah bamidbâr (einer mystischen<br />

Auslegung des Buches Numeri) Sect. 12 zu Num. 7,1. Dort heißt es, Mose habe, als er den<br />

Berg hinaufstieg, weil er sich fürchtete vor den bösen Geistern, den 91. Psalm angestimmt, welcher<br />

also Mose zugeschrieben wird; <strong>und</strong> darauf folgt eine Erläuterung der ersten Verse von Ps. 91. 81 Dieser<br />

Psalm wird daher auch ןיעוגפ ריãש im Sinne von „Lied gegen die Anläufe böser Geister“ genannt<br />

(s. Talm. Hierosol. Schab., fol. 8, col. 2, <strong>und</strong> Maimonides, More nebochim, pars 3, Cap. 51 ed.<br />

Scheyer S. 426). Dieser Umstand nun, dass Mose geredet, wie man in der Angst zu tun pflegt, hat<br />

seine Stütze in Ex. 19,19. Hier steht aber bloß: רtבÅדxי הùשמ, „Mose redete“. Was geredet worden, steht<br />

ähnlich wie Gen. 4,8 auch an unserer Stelle nicht; obwohl es nun an unserer Stelle völlig zu entbehren<br />

gewesen wäre, so gab dies doch zu mannigfachen Vermutungen über den Inhalt des Geredeten<br />

Anlass. Aus solcher Vermutung entstammt schon der Zusatz Gen. 4,8 bei den LXX <strong>und</strong> im Cod.<br />

Sam.: διέλθωμεν εἰς τὸ πεδίον, (oder im samaritanischen Text: הùדשÅה הכxלtנ), ein Zusatz, den Aquila,<br />

Peschitâ, Vulg., Targ. Jon., also namhafte Zeugen der jüdischen exegetischen Tradition uns überliefern.<br />

Ähnlich hat nun die Volksbibel an unserer Stelle hinter dem רtבÅדxי הùשמ (vergl. Ezech. 40,4.45;<br />

41,22) eingefügt, was er zu Gott geredet, nämlich aramäische Worte, die dem ἔκφοβός εἰμι καὶ<br />

ἔντρομος entsprechen. Für das erste ἔκφοβός εἰμι hatte die Volksbibel einen ähnlichen Vorgang vor<br />

Augen. Wo Mose bei dem Dienste des goldenen Kalbes Gottes Zorn aushalten muss (Deut. 9,19),<br />

sagt er: יãת xרé גי יãכ, was die LXX durch καὶ ἔκφοβός εἰμι wiedergeben. Dies schien ihr aber nicht genug<br />

<strong>und</strong> sie fügte daher noch ein zweites Einschiebsel hinzu, welches unser Verfasser durch καὶ<br />

ἔντρομος übersetzt. So gut nun als wir uns denken können, dass ein neutestamentlicher Schriftsteller<br />

in Gen. 4,8 das διέλθωμεν εἰς τὸ πεδόν rezipiert haben würde, falls ihm Gelegenheit dazu geboten<br />

worden, ebenso gut müssen wir das <strong>Recht</strong> dieses Einschiebsels anerkennen. Es füllte eine für<br />

den aufmerksamen Leser immerhin auffällige Lücke völlig sinngemäß aus, ähnlich wie die Peschitâ<br />

hinter Ex. 14,14 zur Ausfüllung einschob: „Mose bat für das Volk“. Unser Verfasser nun redet zu<br />

den hebräischen Christen, <strong>und</strong> zwar von Worten, die Mose bei einem sehr hervorragenden Anlass<br />

geredet, bei der Gesetzgebung am Sinai. Wie konnte er da Worte erfinden, oder, wie Stier (2, 312)<br />

meint, aus Deut. 9,19 in die Gesetzgebungsgeschichte zurücktragen? Dies sind lediglich Ausflüchte,<br />

von denen befreit zu werden jedem Leser der Heiligen Schrift sehr willkommen sein muss. Befreit<br />

aber werden wir von ihnen durch die Hypothese einer Volksbibel, die eben so las, wie unser Verfas-<br />

81 Es heißt daselbst zu den Worten יםהמ ׳ייל רמא (Ps. 91,2): Diesen „Unfalls-Psalm“ stimmte Mose an, als er sich anschickte,<br />

den Berg zu besteigen, weil ihm vor den Dämonen graute. „Mein Schutz“ will so viel sagen als „Waffenrüstung“,<br />

„meine Veste“ bedeutet „Bollwerk“. „Ich bin geborgen durch ihn“, d. i. mit seiner Hilfe verscheuche ich<br />

alle Dämonen <strong>und</strong> Engel des Verderbens. V. 3: „Ja, er wird dich retten“, dies sind zusichernde Worte Gottes: hast du<br />

den gläubigen Mut, so will ich dir beistehen. „Vor dem Netz des Vogelstellers“, d. i. vor jeglicher Nachstellung etc.<br />

etc.

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