alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht
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Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den paulinischen Briefen <strong>und</strong> im Hebräerbrief. 139<br />
LXX: Καὶ ἐνευλογηθήσονται ἐν τῷ σπέρματί σου πάντα τὰ ἔθνη τῆς γῆς.<br />
Paulus denkt nach dem Zusammenhang, in welchem V. 16 mit V. 8 steht, an die Stellen, welche<br />
die den Heiden zugedachten Segnungen zunächst auf das Haupt Abrams <strong>und</strong> dann seines Samens<br />
legen, also hier an die Hauptstelle Gen. 22,18. Dass er im Drange der Beweisführung das ἐν auslässt,<br />
mag auch darin seinen Gr<strong>und</strong> haben, weil die mit ἐν oder auch anderen Präpositionen zusammengesetzten<br />
Verba, also hier ἐνευλογηθῆναι, zuweilen den bloßen Kasus regieren; man vergl.<br />
ἐμμένειν in Act. 14,22 <strong>und</strong> Gal. 3,10; ebenso προσκολλᾶσθαι (Mt. 19,5, vergl. Mk. 10,7). In Gen.<br />
22,18 fand nun Paulus den Gegensatz zwischen σπέρμα <strong>und</strong> σπέρματα vor, wenn die Volksbibel<br />
nach Act. 3,25 las: ûbedil zarák jitbarekum kol zarájat aráh, d. h.: „<strong>und</strong> um deines Samens (Sohnes,<br />
ךנxב nach Onkelos) willen sollen gesegnet werden alle Samen (Nachkommen) der Erde“. Es war also<br />
keine midraschische Auslegung, die er sich gestattet, sondern eine den Inhalt der Stelle bis aufs<br />
Tiefste erschöpfende. Wir lassen nun einen gewiss unparteiischen Gewährsmann, nämlich Geiger,<br />
sich über den Ausdruck ע Åרùז äußern. Er sagt in der Zeitschrift für die D. Morgenl. Gesellschaft 1858,<br />
S. 307-309 ungefähr Folgendes: „Das Althebräische hat manches Wort bloß im Singular als ein Kollektivium,<br />
das dann erst das Späthebräische seiner Kollektivbedeutung entkleidet, das Wort für den<br />
einzelnen Gegenstand gebraucht <strong>und</strong> für mehrere den Plural setzt. Das Späthebräische dient dann<br />
zur Erläuterung der Sprache des N. T., die eben unter dem Einflusse des aramäischen Landesdialektes<br />
stand. Dem Späthebräischen wird ע Åרùז zur Bezeichnung des einzelnen Nachkommen oder der unmittelbaren<br />
Nachkommenschaft, während der Plural erst die allgemeine Bedeutung ‚Nachkommen‘<br />
hat. Es bildet das Späthebräische daher neben םיערxז (‚Saaten‘) auch den Plural תויãע xרÅז (= ‚Nachkommen‘).<br />
Dieses Wortes bedient sich z. B. die Mischna Sanhedrin 4, 5. Nach dieser Stelle hängt in Fällen,<br />
wo es sich um das Leben des Angeklagten handelt, von dem Zeugen das Blut des Angeklagten<br />
<strong>und</strong> seiner Nachkommen bis zum Ende der Zeiten ab (ויתויערז םד), <strong>und</strong> letzteres wird durch den Plural<br />
in Gen. 4,10 (ימד) erwiesen. Diese Erklärung gibt mit denselben Worten auch Onkelos (‚das Blut<br />
der Nachkommen, die aus deinem Bruder hervorgehen werden‘), wie er denn auch den Plural ןיערז<br />
durchgehends für תוחפxשãמ ‚Familiengeschlechter‘ setzt. In dem Josephus zugeschriebenen 4. Buche<br />
der Makkabäer, Kap. 17 heißt es gleichfalls: τῶν Ἀβραμιαίων σπερμάτων ἀπόγονοι παῖδες<br />
Ἰσραηλῖται, wo durch σπερματα die fortlaufenden Geschlechter bezeichnet werden.“ Schließlich<br />
beruft sich Geiger auf Gal. 3,16 <strong>und</strong> sagt, es werde nunmehr die Deutung des Paulus im Briefe an<br />
die Galater (3,16) klar. Endlich zitiert er Phokylides’ Lehrgedicht V. 18, welche Stelle mir schon<br />
früher als Erläuterung einfiel. „Es ist nicht auffallend, dass σπέρματα einfach ‚Kinder‘ bedeutet“,<br />
sagt Geiger zu jener Stelle des Phokylides. Nur möchten wir doch die Stelle des Phokylides außer<br />
auf Lev. 18,21 auch noch auf Ex. 21,17 beziehen: ὃς ἐὰν κλέψῃ τίς τινα τῶν υἱῶν Ἰσραήλ, was den<br />
Worten des Phokylides am nächsten kommt. Letzterer sagt: Σπέρματα μὴ κλέπτειν, ἐπάρασιμος<br />
ὅστις ἕληται, d. h.: „du sollst keine Kinder stehlen; verflucht ist, der solche raubt“. Bernays (Das<br />
Phokylid. Lehrgedicht) will τέρματα (= Deut. 27,17) emendieren <strong>und</strong> den Vers von der Grenzverrückung<br />
verstehen; doch ist von κλέπτειν im Deuteronomium nicht die Rede, <strong>und</strong> τέρματα κλέπτειν<br />
ist an sich unpassend. Wenn Bernays sagen wollte, vom Menschenraube sei V. 150 noch die Rede,<br />
so entgegnen wir ihm, dass ebenso in V. 35 von der Verrückung der Grenzen nochmals gehandelt<br />
wird. Der gute Alexandriner wiederholt sich eben einmal.<br />
Genug, σπέρματα war in der Ptolemäerzeit zu Alexandrien bekannt als ein poetischer Ausdruck<br />
für „Kinder“, wie denn auch Plato (Legg. IX, 853 c ) σπέρματα in dieser Bedeutung kennt. Aber<br />
wichtiger ist für uns, dass der alexandrinische Jude, der hinter dem Phokylides steckt, auch im Hebraismus<br />
jener Zeit den Plural von ערז im Sinne von „Nachkommen“ schon kannte, da er sich sonst<br />
bei σπέρμα hätte beruhigen können. Somit konnte dieser Plural in der Volksbibel sich finden, <strong>und</strong>