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alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht

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Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> im Evangelium des Matthäus. 19<br />

Der messianische Gebrauch, welcher hier von der Stelle des Micha gemacht wird, geht nach V. 4<br />

<strong>und</strong> 5 nicht zunächst von dem Evangelisten aus, sondern von den Mitgliedern des Synedriums. 12<br />

Schon Hieronymus im Kommentar zu Micha 5 bemerkt: Quod testimonium nec Hebraico nec LXX<br />

interpretibus convenire, me quoque tacente perspicuum est, et arbitror, Matthaeum, volentem arguere<br />

scribarum et sacerdotum erga divinae scripturae lectionem negligentiam, sic etiam posuisse, ut ab<br />

eis dictum est. Rufinus tadelte zwar den Hieronymus wegen solcher kühnen Behauptung, aber R.<br />

Simon (Hist. crit. du N. T. cap. 22) <strong>und</strong> in der neueren Zeit Credner (Beiträge II, 148 ff.) sind wieder<br />

auf das Gleiche gekommen. Credner meint, die Stelle des Micha sei durch Vermittlung eines<br />

Targums (wir sagen: der Volksbibel) zu ihrer messianischen Bedeutung gekommen: dasselbe habe<br />

ריtעxזãכ gelesen <strong>und</strong> dadurch der negativen Wendung bei Matthäus den Anstoß gegeben. Auch für das<br />

ἡγούμενος des Matthäus habe das Einschiebsel des Targum Jonathan, אחיãשxמ nämlich, den Anlass<br />

gegeben, während der Syrer das später im Urtext folgende לtשומ vorausgenommen hätte. Die Anführung<br />

bei Matthäus endlich habe den Zweck des Zusatzes התרxפùא trefflich gefasst, indem sie γῆ Ἰοῦδα<br />

dafür setzt, um es von anderen gleichnamigen Orten zu unterscheiden. Minder fein als Credner will<br />

Pococke im Kommentar zu Micha 5,1 <strong>und</strong> in der porta Mosis Kap. 2 ריãעצ in der Bedeutung von<br />

„groß“ nachweisen.<br />

Andere, wie Cappellus, vermuten eine Lesart: תיãיה אל ריעצ, ein Beweis, mit welcher Waghalsigkeit<br />

Cappellus die Kritik ausübte. Lud. Vives, Drusius <strong>und</strong> Grotius endlich lesen die Worte bei<br />

Micha in fragender Weise, welche den affirmativen Sinn der Worte in den negativen umwandelt:<br />

„Bist Du?“ für „Du bist ja nicht“; <strong>und</strong> das ist in der Tat die richtige Lösung.<br />

Die Meinung des Hieronymus, Richard Simons <strong>und</strong> Credners hilft aber allen Schwierigkeiten ab.<br />

Wir brauchen dabei gar nicht mit Credner zu einem fingierten Targum die Zuflucht zu nehmen, wo<br />

die Annahme so nahe liegt, dass von Seiten des Synedriums aus der Volksbibel, die dem Idumäer<br />

Herodes allein zugänglich war, zitierte wurde. Die Frage, welche Semisch 13 hier aufwirft: auf welchem<br />

Wege der Text (den die Sanhedristen zitierten) genau in dieser wörtlichen Fassung bis zur<br />

Kenntnis des Evangelisten gelangt sein sollte, beschwert uns nicht. Matthäus war an dieselbe Bibelübersetzung<br />

geb<strong>und</strong>en, wie jene von Herodes befragten Sanhedristen. Den Wortlaut der Anführung<br />

also auf Rechnung des Matthäus zu setzen, wie Semisch will, erscheint uns unnötig, zumal da sie<br />

sich nicht einmal durch ihren Inhalt vor der Fassung der LXX besonders empfiehlt.<br />

Wir haben zu Obigem, bereits in der Volksbibel zur Zeit Jesu S. 190 Bemerktem noch Folgendes<br />

beizufügen. Die Volksbibel nahm den affirmativen Satz התÅא ריãעצ des Originals fragend, was auch in<br />

nicht wenigen Codices der LXX <strong>und</strong> bei Theodoret, ja auch in einem von E. Ranke edierten<br />

Italafragment („numquid minima es?“) geschehen ist. Denn eine affirmative Aussage wird nicht selten<br />

durch die Betonung in eine Frage umgesetzt <strong>und</strong> gewinnt dadurch negativen Sinn (vergl. Wellhausen,<br />

Der Text der Bücher Samuelis, S. 26 f.). Auf solchem Wege bekam die Volksbibel heraus,<br />

was Matthäus uns bewahrt hat: οὐδαμῶς ἐλαχίστη εἶ. Lud. Vives zu Augustin, De civitate Dei, L.<br />

18, Kap. 30, hat diese Fassung zuerst befürwortet. Auch die folgenden Abweichungen vom hebräischen<br />

Text <strong>und</strong> den LXX sind leicht erklärlich für den, der die Manier der Targumim kennt. יפלא =<br />

ἡγεμόσι entstand daraus, dass die Volksbibel alûph = dux familiae vermutete <strong>und</strong> ein dafür gangbares<br />

Wort einsetzte, das Matthäus durch ἡγεμόσι wiedergab. Das Einschiebsel ἡγούμενος hinter<br />

ἐξελεύσεται entspricht einerseits einem hebräischen דיãגנ <strong>und</strong> aramäischen אדיגנ, sowie andererseits<br />

der vom Targ. Jon. beliebten Ausfüllung der scheinbaren Lücke durch אחיãשxמ: „von dir soll mir ausgehen<br />

der Messias“. Endlich ist das לtארxשãיxב לtשומ תויxהãל durch ὅστις ποιμανεῖ τὸν λαόν μου τὸν<br />

12 So fasst es auch bereits Justin im Dial. cum Tryphone, Kap. 78, S. 278 der dritten Otto’schen Ausgabe auf.<br />

13 Die apostolischen Denkwürdigkeiten des Märtyrers Justinus, S. 113.

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