alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht
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Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> im Evangelium des Matthäus. 39<br />
LXX: Ἐγγίζει μοι ὁ λαὸς οὗτος ἐν τῷ στόματι αὐτοῦ, καὶ ἐν τοῖς ξείλεσιν αὐτῶν τιμῶν τιμῶσί<br />
με, ἡ δὲ καρδία αὐτῶν πόῤῥω ἀπέχαι ἀπ᾽ ἐμοῦ· μάτην δὲ σέβονταί με, διδάσκοντες ἐντάλματα<br />
ἀνθρώπων καὶ διδασκαλίας.<br />
Die Evangelisten lasen die prophet. Stelle in der Volksbibel ziemlich verkürzt. Die ersten Worte<br />
des Textes שÅגãנ יãכ ןÅעÅי ließ die Volksbibel weg, wozu die LXX mit ihrer Weglassung des יãכ ןÅעÅי schon<br />
das Vorbild gegeben. Nunmehr begann die Volksbibel mit הùזÅה םעה wozu יãנודxבãכ als Verbum gezogen<br />
wurde. Darauf wurde von den zwei Worten ויתפxשãבו ויãפxב eines unnötig <strong>und</strong> das letztere allein beibehalten.<br />
Indem ferner יãנודxבãכ auf םעה im Singular bezogen ward, so nahm dieses Verbum die Singularform<br />
an. Dies übertrug dann Matthäus ins Griechische. Im zweiten Halbverse des Jesaja-Textes (V.<br />
9 bei Matthäus) folgte die Volksbibel den LXX <strong>und</strong> las wie diese והé תxו statt יãהxתÅו wie schon Cappellus,<br />
Quaestio de locis parall. S. 536, gesehen. Der Sinn ist: Und eitel ist ihre Verehrung für mich.<br />
Endlich bleibt noch die Entstehung des schwierigen Schlusses bei den LXX <strong>und</strong> in der Volksbibel<br />
zu erklären, die Worte nämlich: διδάσκοντες ἐντάλματα ἀνθρώπων καὶ διδασκαλίας, oder (wie die<br />
Volksbibel <strong>und</strong> Matthäus es übersetzten) διδάσκοντες; διδασκαλίας, ἐντάλματα ἀνθρώπων. Man hat<br />
sich diese Schlussworte also entstanden zu denken. Ein Übersetzer sah in dem schwierigen Worte<br />
הדמÛלxם den Plur. part. Piel םיãדxמÅלxם <strong>und</strong> entnahm daraus das dem Satze nach Wegfall des יãהxתÅו fehlende<br />
Verbum διδάσκοντες. Ein zweiter Verbesserer kam hinzu <strong>und</strong> legte, indem er das διδάσκοντες mit<br />
Dank beibehielt, die bessernde Hand an das הדמÛלxמ <strong>und</strong> fasste es als ein Nomen = διδσκαλία, das nun<br />
den Satz schloss bei den LXX. Aus dieser doppelten Übersetzung des Schlusswortes machte etwa<br />
die Volksbibel, zum Hebräismus zurückkehrend, ןיãנפxלוא יtפxלÅאxמ, woraus διδάσκοντες διδασκαλίας bei<br />
Matthäus ward, <strong>und</strong> wobei dann ἐντάλματα ἀνθρώπων zuletzt zu stehen kam. 24 Aus תÅוxצãמ machten<br />
die LXX תוxצãמ worin die Volksbibel ihnen folgte.<br />
Den Gr<strong>und</strong> zu diesen gehäuften Missverständnissen legten die LXX. Sie überblicken hier, wie so<br />
oft, nicht das syntaktische Verhältnis der Verse des Urtextes zueinander. Sie fassen die Verse 13 <strong>und</strong><br />
14 als unabhängig voneinander auf <strong>und</strong> sind nun zu einer Einrenkung des isolierten 13. Verses genötigt,<br />
die nicht ohne Gewaltsamkeit vonstatten geht. Solche Gewaltsamkeiten lassen sich die LXX<br />
z. B. auch 1. Sam. 20,14-16 zu Schulden kommen. Sie schneiden dabei tief in das masoretische<br />
Satz- <strong>und</strong> Wortgefüge ein, um nur zu einem erträglichen Sinn zu kommen. Zuweilen, wie z. B. hier,<br />
gibt das nun doch einen guten Sinn, <strong>und</strong> Cappellus, Quaestio de locis parall. p. 536, billigt diese<br />
Übersetzung höchlichst. Er sagt: „Utraque versio (der LXX <strong>und</strong> des Matthäus) sensum f<strong>und</strong>it commodissimum<br />
et verissimum“.<br />
Den Evangelisten wegen dieser Übersetzung des Gr<strong>und</strong>textes zu rechtfertigen, ist nicht nötig;<br />
derselbe folgte der Volksbibel, die ihrerseits wieder den LXX sich zum größeren Teil anschloss <strong>und</strong><br />
einen guten Sinn herausbrachte.<br />
Dass Jesus gerade diese prophetische Stelle zur Verwendung kommen ließ, um die Pharisäer seines<br />
Zeitalters zu charakterisieren, wird Jedem, der Jesaja 29 begreift, verständlich sein. Jesaja hat<br />
trefflich von den Pharisäern geweissagt, mit diesen Worten leitet Jesus Mt. 15,7 dieses Zitat ein. Indem<br />
Jesaja über die pharisäisch Gesinnten seiner Zeit den Stab bricht (in Kap. 28 <strong>und</strong> 29), welche<br />
ihm, dem Redner göttlicher Worte, widerstehen, so hat er dies, vorausschauend, auch über jene Pharisäer<br />
getan, die dem erhabensten Redner göttlicher Worte, Jesu, sich widersetzen. Er hat ein für allemal<br />
über sie den Stab gebrochen. Scheinbar wollen die Pharisäer stets Gott ehren, bei Jesaja durch<br />
Satzungen aller Art (z. B. Kap. 28,10), zu Jesu Zeit dadurch, dass sie Gottes Tempel höher halten als<br />
die Rücksicht auf Vater <strong>und</strong> Mutter. In der Tat aber ist ihre Verehrung für Gott eitel (μάτην σέβονταί<br />
24 Auch Justin (Dial. c. Tryph. C. 140) hat die gleiche Umstellung der Worte wie Matthäus, <strong>und</strong> zwar will Justin die<br />
Schriftstelle wörtlich nach dem Jesaia anführen.