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alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht

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Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den paulinischen Briefen <strong>und</strong> im Hebräerbrief. 127<br />

ren; wem soll man die Predigt verständlich machen?“ Und gibt darauf sich selbst die Antwort: „Den<br />

Entwöhnten von der Milch, den von den Brüsten Entfernten“, also Jenen, welchen die geistlichen<br />

Leiter Judas keine Ruhe gönnen. Und dies setzt er nun V. 10 näher auseinander: „Denn da ist Satzung<br />

auf Satzung; Satzung auf Satzung; Gebot auf Gebot; Gebot auf Gebot; hier ein wenig, dort ein<br />

wenig“ (vergl. Kol. 2,21). Jene Leiter des Volkes wissen also ganz orthodox auf den Satzungen Moses<br />

zu bestehen <strong>und</strong> machen noch selbsterwählte Satzungen als einen Zaun um das Gesetz her. Jesaja<br />

aber unterbricht die aus dem Geiste der Volksleiter heraus gesprochenen Worte <strong>und</strong> wirft V. 11<br />

dazwischen: „Ja, durch Leute stammelnder Lippe <strong>und</strong> durch eine fremde Zunge wird er (Jehova) zu<br />

diesem Volke reden“. Und nun rekapituliert der Prophet das Gesagte in V. 12 <strong>und</strong> 13: „Weil Er zu<br />

ihnen sprach: das ist der Ort der Ruhe; gönnet Ruhe den Ermatteten; <strong>und</strong> das ist der Ort der Erquickung<br />

– <strong>und</strong> sie nicht hören wollten: so wird ihnen das Wort des Herrn sein: Satzung auf Satzung;<br />

Satzung auf Satzung; Gebot auf Gebot; Gebot auf Gebot; hier ein wenig, dort ein wenig: auf dass<br />

sie gehen <strong>und</strong> rücklings stürzen <strong>und</strong> sich verw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sich verstricken <strong>und</strong> sich fangen“. Die<br />

Meinung dieser Worte ist droben im Zusammenhange mit der Korintherstelle angegeben; der Prophet<br />

droht den Fremdartiges Lehrenden <strong>und</strong> dem Volk, das Solche erträgt, mit noch mehr fremdartigen<br />

Leuten, mit einer Überflutung religiöser Barbarismen. Blicken wir auf das Verständnis dieser<br />

Stelle bei den LXX, so ist dasselbe hier ganz kläglich. Wie die Blinden tappen sie mit der Hand<br />

nach irgendeinem Sinn, aber ohne auch nur einen leitenden Faden durch dies Labyrinth zu erhaschen.<br />

Etwas besser macht es schon das Targ. Jon., dessen Umschreibungen, die hier wieder einmal<br />

sehr profus sind, einen Aufschluss über die Stelle wenigstens anstreben. Dem Verständnis der<br />

Volksbibel vermögen wir an der Hand unseres paulinischen Zitats nachzugehen. Die Volksbibel<br />

nahm die Worte V. 10: „Denn da ist Satzung auf Satzung“ usw. sofort als Rede Gottes, wie sie es<br />

denn V. 13 in der Tat sind (die LXX beziehen das רtבÅדxי auf die Feinde des Volkes), <strong>und</strong> V. 11 fasste<br />

sie als nähere Erklärung von V. 10, in der Weise, wie Paulus es uns überliefert hat: „Denn durch<br />

Leute von anderer Zunge <strong>und</strong> mit fremden Lippen will ich reden zu diesem Volke“. Da nun hier ein<br />

Schluss zu fehlen schien, der, wie in V. 12 <strong>und</strong> 13, das Resultat der Rede Gottes angab, so nahm die<br />

Volksbibel, welche die Sätze gern einander konform macht, die erste beste Schlussformel, die sich<br />

ihr darbot, in diesen Vers herüber, nämlich den Schlusssatz des folgenden Verses: (יãל)Åעומxש אובא é אxלו,<br />

was Paulus im Griechischen mit den Worten: καὶ οὐδ᾽ εἰσακούσονταί μου, λέγει Κύριος wiedergibt.<br />

Die letzten zwei Worte λέγει Κύριος mag Paulus mit derselben Freiheit hinzugesetzt haben, wie er<br />

solches 2. Kor. 6,18 mit den Worten λέγει Κύριος παντοκράτωρ getan hat.<br />

Paulus lässt sodann 1. Kor. 14,22 ein abschließendes Urteil folgen: So dass also die Glossen geraten<br />

(über εἶναι εἴς τι s. Meyer zu Act. 8,20) zu einem Wahrzeichen, nicht für die Gläubigen, sondern<br />

für die Ungläubigen. Der Apostel meint: die Glossolalie habe ihre bedenkliche Seite; sie sei<br />

mehr ein Wahrzeichen für die Kategorie der Ungläubigen, als der Gläubigen. Wo das Zungenreden<br />

als Anziehungspunkt in einer Gemeinde zur Verwendung kommt, da ist es ein Zeichen, dass die Ungläubigen<br />

die Majorität bilden; diese zieht es an, fesselt es <strong>und</strong> schart es um sich; für die Gläubigen<br />

ziemt die Prophetie. Ein Hauptgr<strong>und</strong> für solche Diagnose der Glossolalie war das jesajanische Wort,<br />

wonach das fremdartige Reden der Lehrer Israels durch göttliches Verhängnis mit gleicher Münze<br />

bezahlt <strong>und</strong> ad absurdum geführt wird.<br />

Wir sehen, Paulus behandelt hier etwas an <strong>und</strong> für sich Gutes, die Glossolalie, sofern es übertrieben<br />

wird, als etwas Gemeinschädliches <strong>und</strong> stellt es auf eine Linie mit dem barbarischen, unverständlichen<br />

Reden der Leiter Israels unter Hiskia, das Gott ihnen mit gleicher Münze heimzahlen<br />

wolle. Wir wissen, dass derselbe Apostel das Gesetz, sofern die Christen sich durch dasselbe niederhalten<br />

(Röm. 7,6) ließen, in ähnlicher Weise herabsetzt. Die Liebe führt seine Feder, wenn er eine

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