alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht
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126 Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> in den paulinischen Briefen <strong>und</strong> im Hebräerbrief.<br />
Origenes, Philocalia, Cap. IX, 8. 35). Fragen wir zunächst: welches ist der Sinn dieser Stelle bei<br />
Paulus?<br />
„Quo quis peccat, eo et punitur“ ist ein wahres Wort. Die Korinther erfuhren die Wahrheit dieses<br />
Wortes. Das γλώσσαις λαλεῖν, anfangs ein Ausfluss des in ihnen wirksamen Heiligen Geistes, ward<br />
zur Manier; Lieblosigkeit kam auf, die Ehrsucht ward zur Triebfeder. Da wurde die Gabe zur Rute,<br />
ja zum Mittel der Verhärtung der Gemeinden. Wo in einer jetzigen Gemeinde das lebhafte, sprudelnde,<br />
genial tuende Wesen <strong>und</strong> Reden zur Manier wird, besonders auf der Kanzel, da geht es mit<br />
dieser Gemeinde denselben Weg, wie in Korinth. Was im Dienste des Heiligen Geistes gut war,<br />
wird als Manier <strong>und</strong> angewöhntes Wesen schlecht. Paulus sah es voraus, dass die Glossolalie den<br />
Korinthern, bei ihrer beweglichen, des Zügels spottenden Art, zum Verderben gereichen werde. Er<br />
redet für die ταῖς φρεσὶ τέλειοι (V. 20). Diesen mutet er nun auch ein tiefer gehendes Verständnis<br />
des Propheten Jesaja Kap. 28 zu. Er redet von diesem Kapitel als einem Bestandteil des νὸμος, wohl<br />
ganz unabsichtlich, nach damaligem Brauch, wie wir sagen würden: in der Bibel steht geschrieben.<br />
Auf den Zusammenhang des 11. Verses von Jes. 28 mit dem Vorausgehenden <strong>und</strong> Nachfolgenden<br />
kommt nun aber Alles an. Jesaja hat zu tun mit den geistlichen Leitern des Volkes Juda unter Hiskias<br />
Regierung. Diese führt er in V. 14 als Spötter ein (als ןוצל יtשxנא) <strong>und</strong> stellt sie als Trunkene dar –<br />
nicht eigentlich, sondern bildlich Trunkene (vergl. Jes. 29,9 <strong>und</strong> Hupfeld, Psalmen I, S. 7, Anmerkung<br />
zu dem Worte ץtל). Sie sind Verblender <strong>und</strong> Verblendete. Sie häufen Satzung auf Satzung, Gebot<br />
auf Gebot – rühren sie selber mit keinem Finger an, herrschen aber gleichwohl in der Gemeinde.<br />
Sie will Jehova nun strafen. Ihr trunkenes Stammeln (zav la zav, kav la kav) will er ebenfalls mit<br />
Stammeln strafen. Es ist ein göttliches „ius talionis“, wonach er ihr verworrenes Reden mit verworrenem<br />
Reden straft. Die Meinung des Propheten ist, dass Gott die Gemeinde dahingibt in ihren unbußfertigen<br />
Sinn, so dass zuletzt Alles in Verwirrung gerät, wobei dann Keiner sein eigenes Wort<br />
mehr versteht. Andere werden aufstehen, auf Gottes gerechte Anordnung, <strong>und</strong> das zav la zav, kav la<br />
kav Jener mit Gleichem erwidern – mit dem Erfolg, dass sie, die zuerst in diesem Tone begonnen,<br />
gänzlich überboten <strong>und</strong> überflüssig gemacht werden würden („auf dass sie gehen <strong>und</strong> rücklings<br />
stürzen <strong>und</strong> sich verw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sich verstricken <strong>und</strong> sich fangen“ – wie Jesaja Kap. 28, V. 13 sagt).<br />
Dass das Gleiche in Korinth geschehen werde, dies ist es, was Paulus in Aussicht stellt. Ihre gerühmten<br />
Meister in der Glossolalie würden, nach Gottes gerechtem Verhängnis, von anderen überboten<br />
werden – aber auch so nicht Gott gehorchen lernen, sondern der Verstockung anheimfallen.<br />
Paulus nimmt nämlich statt der soeben in Jes. 28,13 eingeklammerten Worte andere aus V. 12 entlehnte.<br />
Man darf neugierig sein, wie Paulus dazukommt, die Schlussworte des 12. Verses אובא אלxו<br />
Åעומxש in den 11. Vers herüberzunehmen? Die Veranlassung bot die Volksbibel.<br />
Um zu verstehen, wodurch die letztere zu solchem Verfahren veranlasst ward, müssen wir nunmehr<br />
die ursprüngliche Meinung Jesajas in V. 9 ff. darlegen <strong>und</strong> zu dem Ende etwas weiter ausholen.<br />
– Von Kap. 28,7 an wandte sich der Prophet von Ephraim zu Juda. Er redet die geistlichen Leiter<br />
des Volkes an, wie bereits erwähnt worden, <strong>und</strong> zwar zur Zeit des Hiskia. Man setzt das 28. Kapitel<br />
wohl am Besten kurz vor die Eroberung Samarias durch Sargon oder Sanherib, denn das Ganze<br />
trägt den Charakter der Bedrohung. Dies ist aber die Zeit Hiskias, des Königs von Juda. Die<br />
Frevler, die Jesaja hier anredet, sind in erster Linie äußerlich Fromme, Gesetzestreiber. Sie verachten<br />
nach V. 12 Jehovas Weg zur Ruhe <strong>und</strong> gönnen dem Ermatteten kein Aufatmen. Vielmehr häufen<br />
sie Satzung auf Satzung, Gebot auf Gebot; sie machen einen B<strong>und</strong> mit den Mächten, welche Jesaja<br />
Tod <strong>und</strong> Hölle nennt, während sie unter jenen Mächten etwa Leben <strong>und</strong> Heil verstehen, mit denen<br />
ein B<strong>und</strong> gemacht wird, damit das Verderben sie nicht treffe. In einem Wort: es sind die Pharisäer<br />
zu Jesajas Zeit, die der Prophet hier straft. Jesaja fragt V. 9 sich selbst: „Wen soll man Einsicht leh-