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alttestamentlichen Zitate Neuen Testament. - Licht und Recht

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52 Die <strong>alttestamentlichen</strong> <strong>Zitate</strong> im Evangelium des Matthäus.<br />

Wir stellen zunächst fest, dass Matthäus nur die zweite Hälfte von Sach. 11,13 wirklich zitiert,<br />

nämlich von καὶ ἔλαβον an, <strong>und</strong> dass die Worte: τὴν τιμὴν τοῦ τετιμημένου, ὅν ἐτιμήσαντο ἀπὸ<br />

υἱῶν Ἰσραήλ eine Einschaltung aus der ersten Hälfte sind, die zur näheren Bestimmung der<br />

τριάκοντα ἀργύρια nachgetragen wurde. Wir bemerken ferner: Matthäus zitiert aus Jeremia.<br />

Um der Genesis des Zitats auf die Spur zu kommen, ist von der Auffassung der Worte bei den<br />

LXX auszugehen; dieselben haben wenigstens den Wert eines Leuchtturms inmitten der Dunkelheit,<br />

die gerade auf dieser Stelle gelagert ist. Zu jener Zeit, als die LXX übersetzten, legte man sich den<br />

Sinn also zurecht: „Und der Herr sprach zu mir: schicke sie in den Schmelzofen, <strong>und</strong> ich will sehen,<br />

32 ob es wie gute Münze angenommen wird, worauf sie mich geschätzt haben. Und sie (die<br />

Münzwardeine) nahmen die dreißig Silberlinge <strong>und</strong> warfen sie ins Haus des Herrn, in den<br />

Schmelzofen (oder Probiertiegel)“. Die LXX wandeln das החxקùא des Urtextes in die 3. Person um,<br />

weil sie sich zu ךיãלxשÅא durchaus kein anderes Subjekt als die dazu allein befugten Münzwardeine<br />

vorstellen konnten. Es ist dies eine sehr prosaische, aber doch mit dem Tatbestand übereinstimmende<br />

Umschreibung der Worte Sacharjas. Damit ist nun ein abger<strong>und</strong>eter Sinn dem Verse abgewonnen.<br />

Jehova, erzürnt über die geringe Entlohnung, mit der man nach Ex. 21,32 die Dienste eines<br />

Sklaven sich bezahlt machen konnte, 33 trägt dem Propheten auf, das Geld in die Münze zu schaffen<br />

<strong>und</strong> untersuchen zu lassen, ob es wohl gute Münze sei. Es soll also, was das Volk <strong>und</strong> seine Oberen<br />

getan, ruchbar werden; der Entlohnte nimmt das Geld nicht stillschweigend an, sondern es soll, was<br />

da geschehen, an die große Glocke gehangen werden. Auf die Münzstätte am Tempel weist der Beleidigte<br />

den Propheten hin; dort solle er den schäbigen Lohn untersuchen lassen. Es soll Denjenigen,<br />

die den Lohn auszahlten, wieder unter die Augen gebracht werden, zum Zeugnis wider sie. Damit<br />

vollzieht sich jener Kreislauf, der in der Weissagung <strong>und</strong> Erfüllung sich so w<strong>und</strong>erbar deckt.<br />

Das eine Mal, bei Sacharja, geben die Schafe, nämlich durch die Hand ihrer Führer, dem guten Hirten<br />

dreißig Silberlinge – <strong>und</strong> dieser, erzürnt über die Entlohnung, trägt das Geld zum Schmelzofen<br />

am Tempel, also zu jener Stätte, von der das Geld durch die Vermittlung der Volksführer hergekommen.<br />

Das andere Mal, in der Erfüllungsgeschichte, gibt das Volk durch die Hand der Hohenpriester<br />

dem guten Hirten Jesus dreißig Silberlinge – <strong>und</strong> durch eine seltsame Verkettung der Umstände (Judas’<br />

Reue) kommt auch dieses Geld zum Tempel zurück, von dem es ausgegangen. Insoweit bewahrte<br />

selbst die ungenaue Übersetzung der LXX in groben Umrissen den merkwürdigen Kreislauf<br />

des in Verachtung geratenen Geldes.<br />

Matthäus aber, der mit beiden Füßen in der Zeit der Erfüllung steht, konnte hier dem eigentlichen<br />

Sinn, den die LXX nur zur Not <strong>und</strong> verkürzt wiedergeben, zu seinem vollen <strong>Recht</strong>e verhelfen. Er<br />

verwarf den Notbehelf der LXX, wonach sie רצוי für χωνευτήριον genommen, <strong>und</strong> stellte an der<br />

Hand der Volksbibel die eigentliche Bedeutung wieder her. Was also lange Zeit hindurch nur eine<br />

unbenannte Größe geblieben <strong>und</strong> bloß eine provisorische Deutung bei den LXX gef<strong>und</strong>en – das<br />

kommt jetzt zu seinem <strong>Recht</strong>e. Die Erfüllungsgeschichte schärfte den Jüngern die Augen, den Text<br />

auf seine eigentliche Bedeutung genauer anzusehen – <strong>und</strong> da fanden sie denn den geschichtlichen<br />

Hergang in der Prophetie Sacharjas deutlich vorgezeichnet. Die Priester nahmen den schnöden Preis<br />

der dreißig Silberlinge, auf den Jehovas oder seines Hirten Dienst taxiert war, <strong>und</strong> gaben ihn hin für<br />

einen Töpferacker. Dies der Kern der Weissagung, den sie rein herausschälten. Die Prophetie empfing<br />

durch die Erfüllung eine Neubelebung; sie feierte unter der Leitung des Heiligen Geistes ihre<br />

Auferstehung im M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> den Schriften der Zeugen Jesu. Der Notbau der LXX hatte ausgedient.<br />

32 Für רùדùא vermuteten die LXX הùאxרùא von האר „sehen“, nahmen dann רקxיÅה im fragenden Sinn <strong>und</strong> punktierten יãת xרÅקÛי.<br />

33 Vergl. Hitzig, Die kleinen Propheten S. 100: „auch der schlechteste Sklave kostete immer doch 30 Silberlinge = 43<br />

Gulden rheinisch“.

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