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Evaluierung der 24h-Betreuung - Sozialökonomische ...

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<strong>Evaluierung</strong> 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

allein zu Hause) belastende Tätigkeit unterbezahlt, mehr geht sich aber kaum aus.“ Sie zahlt<br />

im Monat für die beiden Betreuerinnen 1.510,- €.<br />

Auf die abschließende Frage schließlich (7.1. Was täten Sie, wenn ihre <strong>Betreuung</strong>sperson<br />

plötzlich nicht mehr da wäre?), antwortet Frau Maier sehr ausführlich: „Ich weiß es nicht, es<br />

wäre katastrophal, denn einen Heimplatz bekommt man nicht so schnell und ich als<br />

Angehörige kann unmöglich zur ‚Patientin’ in die Wohnung ziehen, weil ich mein Leben habe<br />

und auch nicht die schwere Pflegearbeit tun will. Die meisten Pflegedienste bieten 24-<br />

Stunden-<strong>Betreuung</strong> nicht an und wären unfinanzierbar! Die kosten 3 mal täglich eine ¾<br />

Stunde im Monat schon ca. 300,- € � zeitlich unterbetreut, finanziell ruiniert.“ Und sie legt<br />

dem Fragebogen noch ein Blatt bei, auf dem sie abschli8eßend sehr grundsätzlich wird112 :<br />

„Grundproblematik <strong>der</strong> Bevölkerungspyramide, die immer mehr alte, pflegebedürftige<br />

Menschen aufzeigt und Abnahme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen ergibt sich ursächlich aus <strong>der</strong><br />

Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre eingeführten Fristenlösung. Wenn die Hospizbewegung nicht noch<br />

mehr ausgebaut wird, ist es vielleicht nur mehr eine Frage <strong>der</strong> Zeit, wann dem Dammbruch<br />

zu Beginn des menschlichen Lebens ein Dammbruch am Lebensende folgt (Abtreibung �<br />

Euthanasie). Um die Ursache zu bekämpfen, müsste man beim Lebensschutz <strong>der</strong> noch<br />

Ungeborenen beginnen und die Fristenlösung abschaffen sowie verstärkt Maßnahmen in<br />

Beratung und finanzielle, soziale Hilfe für Schwangere setzen. Ein Staat, <strong>der</strong> lebensfeindlich<br />

agiert und sich seiner eigenen Bürger beraubt, kann auf die Dauer keine Zukunft haben.“<br />

8.4.6 Kommentar<br />

Diese Fallrekonstruktionen machen deutlich, was an mehreren Stellen dieser Studie zu<br />

erkennen ist: Die Probleme, die sich durch Pflege und <strong>Betreuung</strong> ergeben, sind komplex und<br />

ihre (teilweise) Lösung erfor<strong>der</strong>t unter Umständen hohe Finanzmittel, teilweise trotz Nutzung<br />

Sozialer Dienste, teilweise weil unterstützende Dienste (aus welchen Gründen immer) nicht<br />

o<strong>der</strong> nicht ausreichend in Anspruch genommen werden. Diese Kosten werden als sehr<br />

belastend erlebt und können we<strong>der</strong> durch die pauschalierten Leistungen des Pflegegeldes<br />

noch durch die För<strong>der</strong>ungen nach § 21b BPGG abgedeckt werden. Es müsste stärker<br />

kommuniziert werden, dass beide För<strong>der</strong>instrumente we<strong>der</strong> die Aufgabe noch die Kapazität<br />

einer vollständigen Abdeckung <strong>der</strong> Kosten haben; das Pflegegeld versteht sich als<br />

pauschalierter Zuschuss zu den pflegebedingten Mehraufwendungen, die För<strong>der</strong>ung nach §<br />

21b hat den (gesetzlichen und politischen) Auftrag, die Mehrkosten, die durch die mit <strong>der</strong><br />

Legalisierung verbundenen Sozialversicherungsbeiträge verursachen, teilweise abdecken 113 .<br />

Eine umfassende 114 Lösung des mit Pflege- und <strong>Betreuung</strong>sbedarfes verbundenen<br />

Armutsrisikos (siehe bereits Armutsenquete 1979) erfor<strong>der</strong>t größere sozialpolitische<br />

Konzepte, etwa eine bedarfsorientierte Mindestsicherung.<br />

112 die hier vertretene Meinung, was die Fristenlösung betrifft, deckt sich keinesfalls mit <strong>der</strong> Meinung des Evaluationsteams,<br />

dennoch scheint sie uns ein symptomatischer Diskussionsbeitrag zum <strong>Betreuung</strong>sthema zu sein, deswegen wurde diese<br />

Fallrekonstruktion hier aufgenommen<br />

113 Eine genauere Analyse <strong>der</strong> den Fragebögen beiliegenden Briefe macht deutlich, dass viele Menschen ohnehin davon<br />

ausgehen, dass es sich hier nur um Zuschüsse handelt.<br />

114 Die Pflegevorsorge war, wie sich auch empirisch zeigen lässt (siehe etwa Badelt et.al. 1997, Hovorka et.al. 1996, aber auch<br />

die laufenden Sozialberichte des Ressorts) ein erster wirksamer Beitrag zur Vermin<strong>der</strong>ung des Armutsproblems in Familien mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen<br />

Endbericht 118

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