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Evaluierung der 24h-Betreuung - Sozialökonomische ...

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<strong>Evaluierung</strong> 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

Ungleicher Wettbewerb: Wohlfahrtsträger haben die illegalen 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong>skräfte<br />

nicht nur als Ergänzung erlebt, oft wurden diese illegal arbeitenden Personen auch als<br />

Konkurrenz erfahren, die ohne die Begrenzung durch arbeits-, steuer- und berufsrechtliche<br />

Beschränkungen qualifizierte o<strong>der</strong> als qualifiziert geltende Tätigkeiten zu einem deutlich<br />

niedrigeren Preis anbieten können. Pflege- und <strong>Betreuung</strong>sfehler <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>skräfte<br />

werden von MitarbeiterInnen <strong>der</strong> mobilen Dienste als zusätzliche Belastung erlebt.<br />

Schließlich haben – insbeson<strong>der</strong>e in Bundeslän<strong>der</strong>n mit hohem Angehörigenregress (siehe<br />

Schmid 2008) – auch die Heimträger die illegalen <strong>Betreuung</strong>spersonen als unfaire<br />

Konkurrenz erfahren. In manchen Bundeslän<strong>der</strong>n 52 wurde bereits 2006 die 24-Stunden-<br />

<strong>Betreuung</strong> zunehmend als heimersetzend, auch in hohen Pflegestufen, erlebt.<br />

6.4 Zur Diskussion im Sommer 2006<br />

6.4.1 Auslöser<br />

Obwohl die Tatsache <strong>der</strong> weiten Verbreitung einer illegalen 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

spätestens seit den ersten Jahren dieses Jahrzehntes bekannt war, in den Medien immer<br />

wie<strong>der</strong> diskutiert wurde (z.B. ORF-Inlandsreport 16.9. 2003, Standard 30. 9. 2003,<br />

Salzburger Nachrichten 2.12.2004), Gegenstand von Fachtagungen war (z.B. Volkshilfe<br />

Österreich 2004, ÖKSA 2006) und auch in wissenschaftlichen Studien, die teilweise sogar<br />

öffentlich präsentiert worden sind, thematisiert wurde (z.B. Prochazkova/Schmid 2005,<br />

Bachinger 2006, Sommerer 2006), hat die österreichische Innenpolitik (zumindest nach<br />

außen) beständig den Eindruck vermittelt, es gäbe hier kein Thema und schon gar keinen<br />

politischen Handlungsbedarf.<br />

Im Sommer 2006 gab es in Nie<strong>der</strong>österreich einige (anonyme) Anzeigen gegen<br />

pflegebedürftige Personen. Angezeigt wurden sie als illegale Arbeitgeber, die<br />

Strafdrohungen waren relativ hoch (so wurde im August 2006 ein Nie<strong>der</strong>österreicher zur<br />

Zahlung von 2.200,- € verurteilt; Ö1-Inforadio 22. 8. 2006, manche Strafdrohungen waren<br />

sogar höher). Die Antikorruptionsbehörde des Innenministeriums ermittelte, die<br />

Bezirkshauptmannschaften mussten die Verfolgung in Verwaltungsverfahren einleiten.<br />

Zahlreiche Zeitungen haben diese Anzeigen aufgegriffen und somit zum innenpolitischen<br />

Sommerthema gemacht. Im August 2006 wurde dann bekannt, dass angeblich auch in <strong>der</strong><br />

Familie des damaligen Bundeskanzlers Schüssel eine illegale slowakische<br />

<strong>Betreuung</strong>sperson beschäftigt war. Der beginnenden Wahlkampf für die Nationalratswahlen<br />

Anfang Oktober hatte sein Schwerpunktthema.<br />

Trotz <strong>der</strong> Tatsache, dass die Problemlage seit Jahren bekannt war, fällt in <strong>der</strong> Debatte des<br />

Sommers 2006 das teilweise niedrige empirische Wissen über die Problemlagen und ihre<br />

Dimensionen auf. In <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion des Sommers 2006 wurden Lösungen für<br />

Probleme legaler stationärerer und mobiler Pflege mit Problemen bei den 24-Stunden-<br />

Kräften vermengt. So wurde eine Senkung <strong>der</strong> Einkommensuntergrenzen von<br />

Schlüsselkräften als Vorschlag in die Diskussion geworfen; diese könnte zwar legalen<br />

52<br />

Z.B. mündliche Aussage von Dr. Gröss, Amt <strong>der</strong> NÖ Landesregierung, bei <strong>der</strong> ÖKSA-Tagung zur 24-Stundenbetreuung<br />

anfangs 2006<br />

Endbericht 34

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