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Evaluierung der 24h-Betreuung - Sozialökonomische ...

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<strong>Evaluierung</strong> 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

Diensten erleichtern, zu den ihnen möglichen und im BAGS-Kollektivvertrag vorgesehenen<br />

Gehältern auch ausländisches Pflegepersonal anzustellen. Die Rechtstellung <strong>der</strong> in<br />

Privathaushalten illegal beschäftigten BetreuerInnen wäre dadurch aber nicht verän<strong>der</strong>t<br />

worden (Arbeitsrecht, Sozialversicherungsrecht, Steuerrecht).<br />

Auch die in dieser Debatte häufig geäußerte For<strong>der</strong>ung nach einer Qualifikationsüberprüfung<br />

ausländischer Kräfte hätte nur bei legaler Beschäftigung Sinn gemacht, denn es ist nicht<br />

vorstellbar, wie eine Qualifikationsüberprüfung bei nicht legal beschäftigten Personen<br />

funktionieren sollte.<br />

Das Hauptproblem und die Haupterkenntnis in dieser öffentlichen Debatte des Sommers<br />

2006 war, wenngleich dies nicht immer deutlich angesprochen wurde: Eine sowohl rechtlich<br />

wie sozialpolitisch befriedigende Lösung legalisierter unselbständiger Beschäftigung in<br />

Privathaushalten würde eine deutliche Erhöhung <strong>der</strong> entsprechenden Kosten mit sich<br />

bringen; diese wären entwe<strong>der</strong> von den Privathaushalten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Öffentlichen Hand zu<br />

tragen gewesen.<br />

6.4.2 Bestand Pflegenotstand?<br />

Ein wesentliches Thema <strong>der</strong> Diskussion im Sommer 2006 war die Frage, ob es in Österreich<br />

bereits einen Pflegenotstand gäbe o<strong>der</strong> nicht. Nach <strong>der</strong> üblichen wissenschaftliche Definition<br />

(siehe Krajic/Vyslouzil/Nowak: 2003) besteht Pflegenotstand dann, wenn stationäre o<strong>der</strong><br />

mobile Pflegestellen nicht mehr zu besetzen sind, weil es ein zu geringes Interesse von<br />

BewerberInnen gibt, weil die Verweildauer im Beruf sehr niedrig ist und eine geringer<br />

Bereitschaft zur Wie<strong>der</strong>kehr nach <strong>der</strong> Berufspause besteht, was zu personeller<br />

Unterversorgung in stationärer und/o<strong>der</strong> ambulanter Pflege und damit verbunden hoher<br />

Arbeitsbelastung (z.B. Überstunden) führt, was wie<strong>der</strong>um die Pflegequalität gefährden<br />

würde. Nach dieser Definition konnte im Sommer 2006 in Österreich keinesfalls von einem<br />

„Pflegenotstand“ gesprochen werden (siehe z.B. Krajic/Vyslouzil/Nowak: 2003, Bobens<br />

2005, Prochazkova/Schmid 2006), wohl aber von einer angespannten personellen Situation<br />

sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich. Allerdings waren zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits sowohl stationär (siehe Bobens 2005) als auch ambulant (siehe z.B. BMSG<br />

2004) Maßnahmen zur Entspannung <strong>der</strong> Personalsituation (z.B. Personalentwicklung,<br />

Human Resources Management, zusätzliche Ausbildungen, bundesweite Vereinheitlichung<br />

<strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen etc.) festzustellen.<br />

Was aber eindeutig bestand (und auch eigentlicher Gegenstand <strong>der</strong> Diskussion des<br />

Sommers 2006 war), war ein „<strong>Betreuung</strong>snotstand“ für Menschen, die im häuslichen<br />

Umfeld gepflegt werden (wollten bzw. mussten) und neben dieser (durchaus abgesicherten)<br />

Pflege noch zusätzlicher <strong>Betreuung</strong> bedurften. Es standen (und stehen) zu wenig Dienste<br />

zur Verfügung, um eine <strong>Betreuung</strong> rund um die Uhr und damit eine umfassende Entlastung<br />

<strong>der</strong> betroffenen Familien zu erschwinglichen Preisen gewährleisten zu können. Illegale<br />

<strong>Betreuung</strong> durch ausländische <strong>Betreuung</strong>skräften in Privathaushalten war die Antwort auf<br />

diesen <strong>Betreuung</strong>snotstand und nicht auf einen Pflegenotstand. Eine klare begriffliche<br />

Trennung dieser beiden Problembereiche wurde in <strong>der</strong> Debatte im Herbst 2006,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Zeit vor den Nationalratswahlen, kaum je gezogen.<br />

Endbericht 35

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