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Evaluierung der 24h-Betreuung - Sozialökonomische ...

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<strong>Evaluierung</strong> 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

Eindeutig war jedoch spätestens in <strong>der</strong> Mitte dieses Jahrzehntes eine offensichtliche<br />

Abnahme des Unrechtsbewusstseins <strong>der</strong> beteiligten Personen bezüglich <strong>der</strong> („schwarzen“)<br />

Nutzung ausländischer 24-Stunden-Betreeuungskräfte festzustellen. Erkennbar war eine<br />

wachsende Offenheit und Bereitschaft, über die Nutzung dieses Angebotes offen zu<br />

sprechen. Entsprechende Adressen o<strong>der</strong> Telefonnummern wurden relativ offen<br />

weitergegeben, von ÄrztInnen, durch Spitäler 44 , aber auch von Privat an Privat (siehe z.B.<br />

Prochazkova/Schmid 2005). Darüber hinaus wurde das Angebot <strong>der</strong> 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

auch offen inseriert, in Zeitungen und im Internet (auch auf österreichischen Homepages).<br />

6.3.5 Qualifikation und Migration in den Herkunftslän<strong>der</strong>n<br />

Die meisten durch die Agenturen nach Österreich vermittelten ausländischen Pflegekräfte<br />

kamen noch vor einigen Jahren aus Tschechien 45 und <strong>der</strong> Slowakei. Die medizinische<br />

Ausbildung in diesen beiden Län<strong>der</strong>n war und ist grundsätzlich sehr hoch (vgl. Schnei<strong>der</strong><br />

2004), im Vergleich zu Österreich in einigen Bereichen sogar höher (vg. EQUAL 2005). Um<br />

dieses hohe Niveau <strong>der</strong> Ausbildung des Gesundheitspersonals darzustellen, muss man kurz<br />

in die Geschichte zurückgehen. In <strong>der</strong> ehemaligen CSSR (einem Land des damaligen<br />

sowjetischen Imperiums) gab es zahlreiche Krankenschwesternschulen, in denen mehr<br />

medizinisches Personal ausgebildet wurde, als das Land brauchte. Dieser „Überschuss“ an<br />

Krankenschwestern, aber auch ÄrztInnen, diente dazu, an<strong>der</strong>e kommunistische Staaten o<strong>der</strong><br />

Staaten <strong>der</strong> „Dritten Welt“ (z.B. Kuba, Libyen o<strong>der</strong> Mosambik) zu unterstützen. Nach dem<br />

Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums Anfang <strong>der</strong> neunziger Jahre wurde diese<br />

vorher von <strong>der</strong> UdSSR gewünschte Ausbildung und Unterstützung in <strong>der</strong> (damals noch)<br />

CSR eingestellt, die meisten Krankenschwestern kehrten in ihre Heimat zurück, so entstand<br />

dort eine Überzahl an Pflegepersonal. Nach und nach wurde viele<br />

Krankenschwesternschulen geschlossen, es gab bereits in den früheren Neunzigern eine<br />

Abwan<strong>der</strong>ung von Pflegepersonal nach Mittel- und Westeueropa (Schnei<strong>der</strong> 2004,<br />

Prochazkova 2006).<br />

Heute gibt es in diesen Län<strong>der</strong>n kein Überangebot an Pflegepersonal mehr, dennoch geht<br />

ein erheblicher Anteil des medizinischen und pflegenden Personals – von<br />

Krankenschwestern über PflegerInnen bis zu ÄrztInnen – ins Ausland 46 . Einer <strong>der</strong><br />

Hauptgründe sind die im Vergleich zum Ausland schlechten Verdienste im Heimatland. Mit<br />

dem Beitritt auch <strong>der</strong> Tschechischen Republik und <strong>der</strong> Slowakei zur EU im Mai 2004<br />

verschoben sich die Migrationsströme. Waren die Ziellän<strong>der</strong> für qualifiziertes Personal bisher<br />

vor allem die nahen Län<strong>der</strong> Österreich, Deutschland, Schweiz (vgl. Schnei<strong>der</strong> 2004), so<br />

wan<strong>der</strong>te das qualifizierte Gesundheits- und pflegepersonal nunmehr in hohem Ausmaß in<br />

jene Län<strong>der</strong>, die von Anfang an keine Übergangsbestimmungen für Beschäftigte aus neuen<br />

EU-Staaten auf ihren Arbeitsmärkten hatten (Großbritannien, Irland, Schweden 47 ). Diese<br />

Län<strong>der</strong>, aber auch Saudi-Arabien, waren nunmehr bevorzugtes Zielgebiet tschechischer und<br />

44 Allerdings gaben (zumindest in einer Befragung aus 2004; Prochazkova/Schmid, 2005:174ff) Spitäler nicht zu, einschlägige<br />

Adressen weiter zu geben, selbst jene Spitäler nicht, von denen es aus an<strong>der</strong>en Informationsquellen bekannt war, dass<br />

Adressen weiter gegeben wurden.<br />

45 Heute gibt es nur mehr eine geringe Zahl tschechischer HausbetreuerInnen, dazu siehe weiter unten mehr<br />

46 Und wird (vr allem in <strong>der</strong> Slowakei) teilweise durch Pflegepersonal aus <strong>der</strong> Ukraine ersetzt<br />

47 Mit 1.1.2007 schaffen weitere EU-Staaten vor allem aus Südeuropa die Übergangsbestimmungen am Arbeitsmarkt ab.<br />

Endbericht 31

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