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Evaluierung der 24h-Betreuung - Sozialökonomische ...

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<strong>Evaluierung</strong> 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

Mit dem gleichen Recht könnten sonst in an<strong>der</strong>en (ähnlich prekären) Wirtschaftsbereichen<br />

ähnliche Lösungen verlangt werden.<br />

Arbeitsbedingungen: Diese <strong>Betreuung</strong>spersonen arbeiten oft 24 Stunden am Tag, sieben<br />

Tage pro Woche und dies oft zwei Wochen durchgängig (je nach Vereinbarung mit <strong>der</strong><br />

Familie können es auch mehr sein; insbeson<strong>der</strong>e bei weiterer Anreise werden von den<br />

HausbetreuerInnen längere Einsatzperioden bevorzugt). Pausen waren und sind möglich,<br />

wenn es <strong>der</strong> Gesundheitszustand <strong>der</strong> zu betreuenden Person erlaubt (so die entsprechende<br />

„Vertragsbestimmung“ vieler Agenturen, nachzulesen auf den entsprechenden Homepages;<br />

vgl. Prochazkova 2006). Intimität und Stunden für sich allein sind in dieser Einsatzzeit nicht<br />

(o<strong>der</strong> womöglich nur in <strong>der</strong> Stunde, in <strong>der</strong> die mobile Hauskrankenschwester gekommen ist)<br />

möglich.<br />

Sozialversicherungsschutz: Die illegalen <strong>Betreuung</strong>spersonen haben keine soziale<br />

Absicherung, keine Krankenversicherung (außer möglicherweise einer in ihrem Heimatland<br />

abgeschlossenen gewöhnlichen Reise-, Kranken-, Unfallversicherung), keinen Anspruch aus<br />

dieser Arbeit auf Arbeitslosengeld o<strong>der</strong> auf Pension. Erst mit <strong>der</strong> Legalität ist diese Tätigkeit<br />

(aufgrund zwischenstaatlicher Abkommen bzw. des EU-Rechtes) auch in den Heimatlän<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>spersonen pensionswirksam.<br />

Beitrags- und Steuerpflicht: Durch die illegale Tätigkeit entgingen dem österreichischen<br />

Staat erhebliche Einnahmen an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Potenziert wird<br />

dieser Effekt dadurch, dass im legalen Zustand erheblich höhere Entgelte (bei<br />

unselbständiger Tätigkeit50 ) zu zahlen gewesen wären, was höhere Steuer- und<br />

Sozialversicherungspflicht nach sich gezogen hätte.<br />

Rechtsschutz: We<strong>der</strong> die Pflegepersonen noch die Familien haben bei illegaler<br />

Beschäftigung einen rechtlichen Anspruch auf juristischen Beistand o<strong>der</strong> Schadenersatz im<br />

Falle von Schädigungen (falsche Pflege, Beschädigungen im Haushalt, etc.) und keine<br />

Beschwerdestelle, wenn es zu <strong>Betreuung</strong>sfehlern o<strong>der</strong> einer Vernachlässigung <strong>der</strong> zu<br />

betreuenden Person kommt51 . Auch die illegale <strong>Betreuung</strong>sperson hat in <strong>der</strong> Regel keinen<br />

Beistand bzw. keine rechtlichen Möglichkeiten zur Durchsetzung ihrer Interessen, wenn sie<br />

sich von <strong>der</strong> Familie schlecht behandelt o<strong>der</strong> überfor<strong>der</strong>t fühlt. Im Falle eines Unfalls o<strong>der</strong><br />

einer Krankheit haben diese <strong>Betreuung</strong>spersonen (meistens) nur eine touristische Krankenund<br />

Unfallversicherung.<br />

Belastungen: Die Pflegepersonen leben wochenlang isoliert von ihren Familien und<br />

FreundInnen, in einem fremden Land, einer fremden Umgebung mit frem<strong>der</strong> Sprache.<br />

Daraus und aus dem Umgang mit Leid entstehen psychische Belastung. Nicht zu<br />

unterschätzen ist die Überfor<strong>der</strong>ung, die entstehen kann, wenn die <strong>Betreuung</strong>sperson auf<br />

manche Situationen bzw. manche Krankheitsbil<strong>der</strong> wenig o<strong>der</strong> gar nicht vorbereitet ist, z.B.<br />

auf den Umgang mit demenzkranken Personen. Selbst für gut ausgebildete Personen ist es<br />

ein wesentlicher Unterschied, ob sie mit bestimmten Krankheitsbil<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Klinik bzw. im<br />

Pflegeheim zu tun haben, o<strong>der</strong> in einer Wohnung, wo auch sie zumindest für 14 Tage<br />

wohnen. Daneben spielen auch physische Belastungen eine wichtige Rolle. Nur die wenigen<br />

Haushalte sind mit Hilfs- bzw. Hebehilfsmitteln ausgestattet.<br />

50 Selbständige Hausbetreuung ist erst seit <strong>der</strong> GewO-Novelle 2007 möglich<br />

51 Manche Agenturen gaben auf ihren Homepages an, im Falle von entsprechenden Beschwerden Schutz und Gewährleistung<br />

zu bieten; Dies wurde unseres Wissens nach jedoch nie praktisch überprüft<br />

Endbericht 33

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