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Evaluierung der 24h-Betreuung - Sozialökonomische ...

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<strong>Evaluierung</strong> 24-Stunden-<strong>Betreuung</strong><br />

Drittel (29,63 Prozent) aller PflegegelbezieherInnen <strong>der</strong> Stufen 3 bis 7 stationär gepflegt<br />

werden. In den Pflegegeldstufen 5 bis 7 befinden sich etwa die Hälfte aller BezieherInnen in<br />

Pflegeheimen.<br />

Allerdings ist bei diesen Zahlen zu berücksichtigen, dass sich etwa 8.000 bis 10.000<br />

(behin<strong>der</strong>te) Personen78 nicht in Pflegeheimen, son<strong>der</strong>n in verschiedenen Formen betreuten<br />

Wohnens befinden. Davon sind aber wenige in den Pflegegeldstufen 5 bis 7.<br />

8.3 Empirische Befunde zur 24-Stundenbetreuung<br />

8.3.1 Der Privathaushalt als Arbeitsfeld<br />

Mit <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> demografischen und sozialen Rahmenbedingungen hat die (nicht<br />

legale) Arbeit von Nichthaushaltsangehörigen im Privathaushalt (wie<strong>der</strong>79 ) zugenommen.<br />

Lutz (2007:23) spricht in Anlehnung an Friese von einem „neuen Geschlechterarrangement“,<br />

„bei dem <strong>der</strong> ‚weibliche’ Part des Arrangements in weiblichen Händen bleibt – nicht in den<br />

eigenen, son<strong>der</strong>n in denen einer (ethnisch und sozial) an<strong>der</strong>en Frau, an die die Arbeit weiter<br />

gereicht wird“. Empirische Befunde sind, allein aus <strong>der</strong> Tatsache heraus, dass es sich hier<br />

um weitgehend nicht legale Beschäftigungen handelt, schwer zu gewinnen. In Deutschland<br />

schätzt das <strong>Sozialökonomische</strong> Panel von 2005, dass 10 % <strong>der</strong> deutschen Haushalte (un-)<br />

regelmäßig eine Haushaltshilfe beschäftigen (Lutz 2007:23). In Österreich wird eine Zahl von<br />

60.000 bis 300.000 (un-) regelmäßige Putzfrauen in österreichischen Haushalten geschätzt<br />

(vgl. Profil 9.1.2006). Bei 3,5 Millionen Privathaushalten im Jahr 2006 ergäbe das für<br />

Österreich eine (etwas kleinere) Bandbreite von 1,7 bis 8,6 Prozent aller Haushalte.<br />

Jedenfalls handelt es sich bei <strong>der</strong> Beschäftigung von Hilfskräften in österreichischen<br />

Privathaushalten sehr oft um ungesicherte, prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Hier dürfte<br />

die Situation (trotz unterschiedlicher Rechtslage) ähnlich <strong>der</strong>er sein, die <strong>der</strong> Siebente<br />

Deutsche Familienbericht 2006 für Deutschland konstatiert: „Der Privathaushalt ist <strong>der</strong><br />

Beschäftigungssektor mit dem höchsten Anteil ungeschützter, illegaler Beschäftigung.“<br />

(BMFSFJ 2006:159). Hier kann auch <strong>der</strong> von Esping-An<strong>der</strong>son (1998) gefor<strong>der</strong>te Ansatz <strong>der</strong><br />

De-Kommodifizierung als Aufgabe einer schützenden Sozialpolitik nur bedingt ansetzen, da<br />

es sich bei diesen Arbeitsverhältnissen oft um nicht einmal noch kommodifizierten, also noch<br />

nicht in die Warenform gebrachte Beschäftigung im Zwischenfeld zwischen familialer<br />

Frauenarbeit, ehrenamtlicher Hilfe und prekär entgoltener Beschäftigung handelt. Dazu<br />

kommt noch die – bereits dargestellte – Auswirkung des Wohlstands- und<br />

Einkommensgefälle zwischen den alten und den neuen EU-Staaten. Allerdings leisten<br />

gerade die „ökonomischen Ungleichheiten zwischen hoch industrialisierten Län<strong>der</strong>n und den<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ‚Dritten Welt’ und Osteuropa <strong>der</strong> Kommodifizierung emotionaler, versorgen<strong>der</strong><br />

Arbeit und <strong>der</strong> ungleichen Umverteilung reproduktiver Arbeit und <strong>der</strong> ungleichen<br />

Umverteilung reproduktiver Arbeit“ (Lutz 2007:33) Vorschub. Es bildet sich ein – vorerst vor<br />

allem illegaler – Markt von Zuwendungs- und Hilfsdienstleistungen heraus, <strong>der</strong> (hierzulande)<br />

vor allem von <strong>der</strong> Armutsdifferenz zwischen „alten“ und „neuen“ EU-Län<strong>der</strong>n lebt.<br />

78 in Wien etwa 3.500 Personen, Auskunft Hacker am 17,4,2007<br />

79 Ähnliche Befunde über fremde Arbeit in bürgerlichen und agrarischen Haushalten finden wir im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

(„Dienstbotengesellschaft“); allerdings arbeitete damals ein Großteil <strong>der</strong> Dienstmädchen mit so genannten Dienstbüchern, also<br />

legal<br />

Endbericht 92

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