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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Was ist das eigentliche satirische Objekt <strong>Nestroy</strong>s?<br />

dern ihnen käme größte thematische Relevanz zu: Der Stilbruch ist ein<br />

Stilprinzip <strong>Nestroy</strong>s an allen Stellen, an denen das Sprechen der Gesellschaft<br />

als lächerlich oder, sehr oft, wie auch im Talisman, als verlogen gekennzeichnet<br />

werden soll. Dass das mit Sprach- und Stilwandel am Ende<br />

der «Kunstperiode», aber auch mit den sprachsoziologischen Spannungen<br />

zwischen Umgangssprache und “Schriftdeutsch”, also mit der Sprachgeschichte<br />

des Deutschen in Österreich, zu tun hat, scheint mir evident.<br />

<strong>Nestroy</strong> hat ein vorzügliches Gefühl für <strong>di</strong>esen Stilwandel.<br />

Ich benenne zusammenfassend das Objekt von <strong>Nestroy</strong>s Satire mit<br />

Worten Franz H. Mautners, dessen Beobachtungen zu <strong>Nestroy</strong>s Sprache<br />

kaum übertroffen, nur da und dort mo<strong>di</strong>fiziert werden können. Zwar will<br />

er mit <strong>di</strong>eser Formulierung nicht <strong>di</strong>e satirische Intention des Dramatikers<br />

beschreiben, doch trifft sie präzis <strong>Nestroy</strong>s satirisches Objekt: «das gesamte,<br />

korrumpierte konventionelle, von <strong>Nestroy</strong> umspielte und durchlöcherte<br />

Sprach-System als Ausdruck einer hinter der Konvention sich verbergenden<br />

korrumpierten, zumindest ihrer selbst unsicheren Gesellschaft,<br />

ja Menschheit» 34 .<br />

* * *<br />

Ist man bereit, den weiten Paro<strong>di</strong>e-Begriff zu akzeptieren, den Dentith35<br />

vorschlägt, ließen sich <strong>di</strong>e Dialoge der <strong>Nestroy</strong>-Stücke als eine riesige<br />

Paro<strong>di</strong>e auf <strong>di</strong>e Sprache der bürgerlichen und adeligen Gesellschaft<br />

seiner Zeit verstehen; der Kontrast zwischen den – auf der Ebene der Figuren<br />

– stilistisch selten gelungenen Repliken der «Noblen», wie Madame<br />

Schleyer sagen würde, oder der sich für “nobel” Haltenden und der misslingenden,<br />

komischen Rede ist in der Tat kein anderer als jener zwischen<br />

den Tiraden der Hebbel’schen Übermenschen und dem Jüdeln der kleinen<br />

Krämer in Ju<strong>di</strong>th und Holofernes. Die in der Literatur häufig als Paro<strong>di</strong>esignale<br />

eingesetzten Stilbrüche finden sich nicht zufällig so da wie dort.<br />

Mit dem Paro<strong>di</strong>eren der Sprache der “Gebildeten” oder der «Noblen»<br />

trifft <strong>Nestroy</strong> zugleich <strong>di</strong>e Literatursprache der «Kunstperiode», deren<br />

Stilmittel vielleicht tatsächlich in der Konversation, gewiss in gedruckten<br />

Texten immer wieder in Zusammenhängen gebraucht worden sind, für<br />

<strong>di</strong>e sie nicht taugen, weil sie einer gehobenen Stilebene angehören, weil<br />

matique. Hrsg. von Gerald Stieg, Jean-Marie Valentin. Paris 1991, S. 119-130. = Publications<br />

de l’Institut d’Allemand d’Asnières 12.<br />

34 Franz H. Mautner: <strong>Nestroy</strong>, a.a.O. (wie Anm. 10), S. 64.<br />

35 Vgl. Simon Dentith: Parody. London 2000.<br />

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