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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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96<br />

Sigurd Paul Scheichl<br />

Heute in <strong>Nestroy</strong> einen Satiriker zu sehen, ist auf jeden Fall durch ein<br />

Jahrhundert der Rezeption seines Komö<strong>di</strong>enwerks als eines zentralen Teils<br />

der deutschen satirischen Tra<strong>di</strong>tion gerechtfertigt.<br />

Geht man von Jürgen Brummacks trefflicher Definition aus, Satire sei<br />

«ästhetisch sozialisierte Aggression» 6 , dann lässt sich <strong>di</strong>e Frage nicht vermeiden,<br />

wer oder was denn Objekt, Zielscheibe der <strong>Nestroy</strong>’schen Satire<br />

sei. Denn wie keine andere literarische Verfahrensweise muss sich <strong>di</strong>e satirische<br />

auf Objekte in der Realität außerhalb des Werks beziehen, muß sich<br />

<strong>di</strong>e Aggression des Satirikers gegen jemanden oder gegen etwas richten,<br />

was nicht unmittelbar im Drama steht. Neckers Formulierung, <strong>di</strong>e Figur<br />

Blasius Rohr (in Glück, Mißbrauch und Rückkehr) sei eine von <strong>Nestroy</strong>s<br />

«drolligsten und schnei<strong>di</strong>gsten [!] Satiren auf <strong>di</strong>e charakterlosen Taugenichtse»<br />

7 , entspricht unserem Verständnis des Begriffs “Satire” nicht<br />

mehr, eher schon <strong>di</strong>e im gleichen Zusammenhang fallende Formulierung,<br />

<strong>Nestroy</strong> nütze ein Motiv «zu satirischen Hieben auf <strong>di</strong>e Städter» aus8 .<br />

Während wir über <strong>Nestroy</strong>s satirischen Verfahrensweisen recht gut<br />

Bescheid wissen9 , ist <strong>di</strong>e Frage nach seinen satirischen Objekten, <strong>di</strong>e in der<br />

gesellschaftlichen Wirklichkeit seiner Zeit – aber aus den bekannten<br />

Gründen nicht in der Politik und im öffentlichen Leben – zu suchen wären,<br />

bisher selten explizit gestellt10 und nicht befrie<strong>di</strong>gend beantwortet<br />

worden11 .<br />

* * *<br />

Bevor ich das metho<strong>di</strong>sche Problem <strong>di</strong>skutiere, das <strong>di</strong>ese Frage unweigerlich<br />

aufwirft, behaupte ich thesenhaft, <strong>Nestroy</strong>s Satire richte sich gegen<br />

Flora Baumscheer.<br />

Warum ausgerechnet gegen <strong>di</strong>e Gärtnerswitwe aus dem Talisman? Eben<br />

weil sie «Flora Baumscheer» heißt – oder viel mehr: <strong>Nestroy</strong> hat sie so ge-<br />

6 Jürgen Brummack: Zu Begriff und Theorie der Satire. In: Deutsche Vierteljahrsschrift<br />

45 (1971). Sonderheft Forschungsreferate. S. 275*-377*. Hier S. 282*.<br />

7 Moritz Necker: <strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong>, a.a.O. (wie Anm. 3), S. 158.<br />

8 Ebd., S. 159.<br />

9 Vgl. z. B. W. E. Yates: <strong>Nestroy</strong>. Satire and Parody in Viennese Popular Comedy.<br />

Cambridge 1972; besonders S. 78-95.<br />

10 Eine Ausnahme ist Franz H. Mautner: <strong>Nestroy</strong> (1974). Frankfurt 1978. S. 64f.,<br />

102, 105.<br />

11 Vgl. <strong>di</strong>e (zwangsläufig knapp geratene) Übersicht über <strong>di</strong>e «– noch nicht abgeschlossene<br />

– Satire<strong>di</strong>skussion» in der <strong>Nestroy</strong>-Forschung bei Jürgen Hein: <strong>Nestroy</strong>.<br />

Stuttgart 1990, S. 116f.

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