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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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154<br />

Jeanne Benay<br />

Auch <strong>di</strong>e sonntäglichen Misch-Veranstaltungen unter dem frankophilen<br />

Direktor Georges Caron (1876-78 als Leiter der französischen Truppe,<br />

dann 1882-84 und 1886-87) zeigen, daß das Österreichertum <strong>Nestroy</strong>s mit<br />

dem Franzosentum kompatibel war wie bei Franz von Suppè (Abb. 4):<br />

Lumpacivagabundus wurde da etwa mit dem Frère terrible von Théodore Barrière<br />

(18. Februar 1883) kombiniert. Daß es ein positives Fremdbild von<br />

Österreich bei den Metzer Frankophonen gab, kann anhand einer Rezension<br />

der Först-Christl illustriert werden. Hier heißt es: «Le livret de Foerster<br />

Christl, amusant, sans gravelure, est emprunté à un épisode du règne de Joseph<br />

II d’Autriche, ce souverain qui a su se faire aimer de son peuple par<br />

la noble simplicité de ses manières, la bonté et l’aménité de son caractère<br />

qui lui faisaient in<strong>di</strong>stinctement accueillir tous ceux de ses sujets qui sollicitaient<br />

de lui une au<strong>di</strong>ence». Aus Jubiläumsgründen verstärkte sich <strong>di</strong>eser<br />

Kult für Joseph II. in den 1880er und 1890er Jahren. In Metz vergaß man<br />

auch nicht, daß Joseph II. auf seiner Cavalierstour (1777, dann 1780) 37<br />

durch Frankreich auch in Metz Halt gemacht und am 13. April 1777 das<br />

Theater an der «Place de la Comé<strong>di</strong>e» besucht hatte 38 . Die historische Filiation<br />

ging eigentlich bis auf Karl den Großen zurück, der genau wie Napoleon<br />

I. für <strong>di</strong>e Frankophonen ein Symbol für <strong>di</strong>e glorreiche französische<br />

Vergangenheit war 39 .<br />

Das doppelte Sonntagsprogramm, hier als Matinee und Soiree, spricht<br />

auch für <strong>di</strong>ese Österreichfreundlichkeit – generell bliebe zu untersuchen,<br />

welchen Zielsetzungen Matineeaufführungen entsprechen, wenn man bedenkt,<br />

daß <strong>Nestroy</strong> gerade mit Lumpacivagabundus während einer Nachmittagsaufführung<br />

1901 seinen Einzug ins Burgtheater hielt 40 . In Metz<br />

wurde am 22. Februar 1903 Lumpaci Vagabundus am Nachmittag gegeben<br />

und Mignon (1866) von dem aus Metz gebürtigen und in Paris lebenden<br />

schriften (1871-1914). Hrsg. von Michel Grunewald. Bern, Frankfurt a.M. 1998, S. 377-<br />

393.<br />

37 Diese Cavalierstour wurde sofort legendär rezeptionshistorisch fixiert. Siehe:<br />

Alexandre-Jacques Chevalier du Coudray: Anédoctes intéressantes et historiques de l’illustre<br />

voyageur pendant son séjour à Paris. Paris: Ruault, 1777 (2. Auflage). Im Vergleich<br />

zu <strong>di</strong>eser <strong>di</strong>thyrambischen Rezeption siehe heute: Helmut Reinalter: Am Hofe Josephs<br />

II. Leipzig 1991.<br />

38 Gilbert Rose: Metz et la musique au XVIIIe siècle. Metz 1992, S. 6.<br />

39 A travers Metz. Un voyage en Styrie. In: Le Messin. 22. Jg., Nr. 236, 11. Oktober<br />

1904, S. 2. ADM. Signatur: 1AL43.- 4MI 106/26.<br />

40 HKA: Stücke 5, S. 460-463.

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