07.10.2013 Aufrufe

Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

88<br />

Reinhard Urbach<br />

<strong>Nestroy</strong> als Lips tritt in der fünften Szene erstmals auf und hält zunächst<br />

<strong>di</strong>e Handlung an, <strong>di</strong>e aller<strong>di</strong>ngs ohne<strong>di</strong>es schon zu <strong>di</strong>esem frühen<br />

Beginn fast zum Erliegen gekommen war.<br />

Gluthammer hat seine Lebens- und Liebesgeschichte erzählt. Wären<br />

wir wirklich daran interessiert, dass er seine Mathilde wiederfindet und<br />

bemerkt, dass sie ihm nicht geraubt wurde, sondern entlaufen ist? Wir<br />

vermuten es, müssen wir es auch bestätigt bekommen?<br />

Kathi muss nur noch ihre Schuld begleichen, bevor sie in den Dienst<br />

beim Pächter Krautkopf heimkehrt.<br />

Was haben wir, <strong>di</strong>e Zuschauer, noch zu erwarten, was wir nicht schon<br />

wüssten?<br />

Wir haben erfahren, dass der Herr des «eleganten Gartenpavillons» ein<br />

reicher Erbe ist; dass er seine stän<strong>di</strong>gen Gäste großzügig bewirtet; dass er<br />

sich beim Zechen nicht zurückhält, was seinen Trübsinn jedoch nicht aufhellt;<br />

dass er der wilden Natur schwärmerisch zugetan ist, weshalb er sich<br />

den Ausblick auf den reißenden Fluss bequemer gestalten lässt; dass er<br />

auch aushilft, wenn andere in Not sind, ohne auf der Rückerstattung der<br />

geliehenen Summe zu bestehen. Wir wissen vieles über ihn, wir müssen<br />

ihn nur noch kennenlernen.<br />

Lips kommt auf <strong>di</strong>e menschenleere Bühne. Es folgt sein Auftrittslied.<br />

Aus unzähligen ähnlichen Fällen weiß das Publikum der Wiener Komö<strong>di</strong>e,<br />

dass sich der Hauptdarsteller nun präsentiert.<br />

«Der Vogelfänger bin ich ja» – so führt sich Papageno in der Zauberflöte<br />

ein.<br />

«Ich bin der liebe Florian, / So heißen mich <strong>di</strong>e Leut’», so stellt sich<br />

Florian Waschblau in Fer<strong>di</strong>nand Raimunds Der Diamant des Geisterkönigs<br />

vor, indem er bestrebt ist, <strong>di</strong>e Sympathie, <strong>di</strong>e man ihm entgegenbringen<br />

sollte, außer Zweifel zu setzen.<br />

Lips wählt einen anderen Einstieg. Er beginnt nicht mit «ich bin», sondern<br />

mit «ich hab».<br />

«Ich hab Vierzehn Anzüg’» 23 . Die Be<strong>di</strong>ngung des Seins durch das Haben<br />

wird von Anfang an klargestellt. Sein Reichtum hat seinen Gemütszustand<br />

nachhaltig beeinflusst. Weil er sich alles leisten kann, gibt es kein<br />

Risiko, das er scheuen, keinen Schicksalsschlag, den er fürchten müsste.<br />

Überdruß aus Überfluß hieß <strong>di</strong>e gleichzeitige Übertragung des Vaudevilles<br />

23 Ebd., S. 34. (Mit drei Anzügen dürften in der Regel gutsituierte Wiener Bürger ihr<br />

Auslangen gefunden haben.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!