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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Martin Stern<br />

gens nicht <strong>Nestroy</strong> Saphirs erstes «Opfer», sondern der viel harmlosere<br />

Eduard von Bauernfeld 15 .<br />

Bevor wir weitere Zeugen befragen, ist eine Warnung anzubringen. Es<br />

wäre falsch, allein in den Texten <strong>Nestroy</strong>s <strong>di</strong>e Begründung für den Abscheu<br />

der deutschen Wienbesucher sehen zu wollen, denn er betraf auch<br />

<strong>di</strong>e Gestik und Mimik, also <strong>di</strong>e Darstellungsweise des Schauspielers<br />

<strong>Nestroy</strong>.<br />

Ein zwei Jahre nach Dingelstedt nach Wien gereister Deutscher war<br />

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der Dichter des Deutschland-Liedes.<br />

Hoffmann befand sich von März bis Mai 1839 in Wien und<br />

sah <strong>Nestroy</strong>s Holtei-Paro<strong>di</strong>e Die verhängnisvolle Faschingsnacht. Seine abschliessende<br />

Kritik lautete: «An <strong>di</strong>esem Unsinn, <strong>di</strong>eser Gemeinheit in<br />

Worten und Darstellung bekam ich einen gründlichen Ekel» 16 .<br />

Wieder ein Jahr später, 1840, bereiste der wichtigste deutsche Ästhetiker<br />

der Epoche, Friedrich Theodor Vischer, zum zweiten Mal Wien.<br />

Rückblickend urteilte er 1860 lapidar über seine Eindrücke: «Schon 1840<br />

trat mir der Verfall der Volkskomö<strong>di</strong>e unter den Händen <strong>Nestroy</strong>s entgegen.<br />

Er ist noch immer da, [...]» 17 . Gemeint war wohl beides, der «Verfall»<br />

und <strong>Nestroy</strong> als dessen Hauptverursacher. Und noch 1878 erinnert sich<br />

Vischer in dem Aufsatz Über Zynismus und sein be<strong>di</strong>ngtes Recht:<br />

Ich habe, da ich Wien zu verschiedenen Zeiten besuchte, <strong>di</strong>e Sta<strong>di</strong>en<br />

vom gesunden, köstlichen Raimund-Humor bis zur Schmutzlache<br />

stufenweise verfolgen können. Der Pegel war <strong>Nestroy</strong>, dem ich einst<br />

so lustige Theaterabende dankte wie jenem Zaubermeister der echten<br />

Komik und den ich dann endlich auf einer Stufe der Gemeinheit angekommen<br />

sah, daß man ihn mit einem Fußtritt von der Bühne hätte<br />

stoßen sollen. 18<br />

Vischer, der im gleichen Aufsatz auch <strong>di</strong>e Laszivität von Offenbachs<br />

Operetten kritisiert, hat vor allem an <strong>Nestroy</strong>s Behandlung des Sexuellen<br />

15 August Sauer: Bauernfeld und Saphir. In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 26<br />

(1920), S. 36-60.<br />

16 August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Mein Leben. In: H. v. F.: Gesammelte<br />

Werke, Bd. 7, S. 251. (vgl. HKA Bd. 15, 624).<br />

17 Friedrich Theodor Vischer: Eine Reise. In: Kritische Gänge. Neue Folge (1861);<br />

2. Aufl. Hrsg. von Robert Vischer. München o.J., S. 351.<br />

18 Friedrich Theodor Vischer: Über Zynismus und sein be<strong>di</strong>ngtes Recht (1878). In:<br />

Kritische Gänge. Fünfter Band. München 1922, S. 451.

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