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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Nestroy</strong> – der Schauspieler. Herkunft, Merkmale und Wirkung<br />

Der Berichterstatter, der hier noch alle Schauspieler nennt, schränkt im<br />

Resümee auf den Hauptdarsteller ein: Dem ersten Akt gebührt der Vorzug,<br />

«weil hier <strong>Nestroy</strong> allein durch sein Meistertalent als Dichter hervortritt<br />

und <strong>Nestroy</strong> so recht alle seine Witzraketten und Schlaggedanken in<br />

höchster Üppigkeit losläßt» 15 . ... «namentlich hat er wieder den Dialog mit<br />

so pikanten Einfällen, Wortspielen und einmaligen Schilderungen moderner<br />

Zustände aufgeputzt, daß man vor Lachen nicht zu Athem kömmt» 16 .<br />

Die Leipziger Illustrierte Zeitung konstatiert «überschäumende Fülle kaustischen<br />

Wortwitzes» 17 . ... «wobei man vor Lachen fast außer Athem<br />

kömmt», bestätigen <strong>di</strong>e Sonntagsblätter 18 .<br />

Das Österreichische Morgenblatt <strong>di</strong>fferenziert ein wenig: «Aus Nestrois Munde<br />

sprudelt ein La Plata von Witz, der freilich im Vergleiche zu dem im ersten<br />

Acte entworfenen Porträte des Lips im zweiten und dritten Acte<br />

manche Züge mit allzu<strong>di</strong>cken Strichen verwischt» 19 .<br />

Es fällt auf, dass <strong>di</strong>e zeitgenössische Theaterkritik nur vermeldet, dass<br />

<strong>Nestroy</strong> und nicht welche Witze er macht. Und: sie achtet nicht auf deren<br />

schauspielerische Umsetzung. Diese wird in ihrer Wirkung auf das Publikum<br />

nicht <strong>di</strong>fferenziert, sondern nur pauschal – ausschließlich positiv –<br />

beurteilt: «magnifique» 20 ; «Nestrois Darstellung versteht sich von selbst» 21 .<br />

Woraus man schließen kann, dass das – wienerische! – Publikum nicht<br />

mehr bereit war, über der brutalen Balgerei im ersten, den burlesken Verstellungen<br />

im zweiten und der outrierten Gespensterfurcht im dritten Akt<br />

den Stab zu brechen. Es hatte sich an <strong>di</strong>e zweifellos auch im Zerrissenen<br />

wirksame Groteskkomik gewöhnt, bzw. <strong>di</strong>ese Art der Unterhaltung auch<br />

weniger gebildeten Zuschauerschichten zugestanden. Für jeden ist etwas<br />

dabei: «Wirkung auf alle Klassen des Publikums» 22 wird festgestellt.<br />

Bei näherem Zusehen wird deutlich, dass <strong>Nestroy</strong> nicht allen Affen<br />

Zucker gegeben hat, dass er es sich und den Zuschauern nicht leicht gemacht<br />

hat, sondern im Gegenteil durch <strong>di</strong>e komplexe Struktur seiner<br />

Dramaturgie auch nicht leicht machen wollte, sondern mit Verweigerung<br />

und Verwirrung eine komplizierte Wirkungsstrategie verfolgte.<br />

15 Ebd., S. 143.<br />

16 Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, ebd., S. 150.<br />

17 Ebd., S. 169.<br />

18 Ebd., S. 155.<br />

19 Ebd., S. 154.<br />

20 Ebd., S. 143.<br />

21 Ebd., S. 154.<br />

22 Ebd., S. 145.<br />

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