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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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<strong>Nestroy</strong>s Werk als frankophone und deutsche Kulturwaffe<br />

um 1900 – ein besonders gezieltes Kulturangebot zu bieten: «Auch gestern<br />

bot der Zuschauerraum des Hauses nicht den in <strong>di</strong>eser Saison gewöhnten<br />

Anblick dar, indem sich hie und da Lücken zeigten; <strong>di</strong>e Zeit vor<br />

dem Weihnachtsfeste übt eben in einer Stadt ohne Fremdenverkehr – und<br />

zu <strong>di</strong>esen ist Metz doch im Winter zu zählen – auf den Theaterbesuch<br />

immer eine nachtheilige Wirkung aus, welche nur durch besondere Anstrengung<br />

seitens der Theaterleitung [wird] abgeschwächt [...] werden<br />

können» 68 .<br />

Die Bezeichnungen «Realismus» /«Naturalismus» waren in der Kritik<br />

noch nicht klar voneinander abgegrenzt, aber der französische Naturalismus,<br />

ob narrativ, dramatisch oder komisch, war – teilweise vor der Annexion<br />

Elsaß-Lothringens – mit Zola (Thérèse Raquin, 1868) oder Henri<br />

Becque (Les Corbeaux, 1882, Komö<strong>di</strong>e) durch eine politisch sensationslustige<br />

oder/und berüchtigte Avantgarde vertreten 69 , deren Größen – etwa<br />

auch Ibsen als Skan<strong>di</strong>navier – lange nicht in den Literaturgeschichten voll<br />

anerkannt wurden 70 . Trotzdem wurde am Metzer Stadttheater 1891 Ibsens<br />

Rosmerholm (1886) als «Novität» angekün<strong>di</strong>gt und aufgeführt, auch Sudermanns<br />

Ehre (1889) wurde regelmäßig gegeben. Was in den Kritiken<br />

auffällt, ist <strong>di</strong>e gute Kenntnis der naturalistischen Literatur (oder der «modernen»<br />

Literatur überhaupt, s. Arthur Schnitzlers Liebelei, 1896 gegeben;<br />

Abb. 9) 71 , <strong>di</strong>e in einem sicheren Urteil zum Ausdruck kommt (s. <strong>di</strong>e frühe<br />

Hauptmann/Sudermann-Einschätzung) 72 . So wird schon 1891 Ibsen Sudermann<br />

vorgezogen: «Das Höchste der dramatischen Kunst [= Ibsen] in<br />

einem photographisch getreuen Abbild des menschlichen Lebens, und<br />

zwar hauptsächlich der Nachtseiten desselben» 73 . Diese Anerkennung der<br />

Modernität – schon 1873 wurden langsam aufkommende moderne Trends<br />

in Kritiken mit Termini wie «psychologisch» oder «elektrisieren» bezeich-<br />

68 Metzer Zeitung. Beilage. 19. Jg., Nr. 298, 24. Dezember 1889, S. 1.- ADM. Signatur:<br />

1 AL53/28.<br />

69 Yves Chevrel: Le naturalisme. Paris 1982. – Karl Zieger, Amos Fergombe (ed.),<br />

Théâtre naturaliste – Théâtre moderne?, Valenciennes 2001.<br />

70 Charles Navarre: Les grands écrivains étrangers. Paris 1938, S. 620.<br />

71 Ein Beispiel für <strong>di</strong>e Schnellrezeption der «Wiener Moderne» an einem auslän<strong>di</strong>schen<br />

Provinztheater: Schnitzlers Stück war 1896 e<strong>di</strong>ert worden. Die Uraufführung<br />

hatte 1895 im Burgtheater stattgefunden. Arthur Schnitzler: Liebelei. Berlin 1896.<br />

72 Roy C. Cowen: Der Naturalismus. Kommentar zu einer Epoche. München 1981<br />

(zuerst 1973), S. 164-188 (hier S. 164).<br />

73 Locales. «Rosmerholm» von Henrik Ibsen. In: Metzer Zeitung. 21. Jg., Nr. 51.<br />

Beilage. 4. März 1891, S. 1. MM. Signatur: P. REV 15 – 1891/1.<br />

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