Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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Jeanne Benay<br />
prit, d’art et d’amour!» 30 . Die Vertei<strong>di</strong>gung der französischen Sprache in<br />
Metz ist so als reines Politikum zu verstehen.<br />
«Riesenerfolge» – und trotzdem Eintagsfliegen – waren während der<br />
Annexion zwei Stücke französischer Provenienz, nämlich Le Tour du<br />
Monde en 80 jours nach Jules Verne (schon 1878, noch 1895 von der Truppe<br />
A. Derieux’ aus Verdun gegeben) und Michel Strogoff (von Adolphe Philippe,<br />
<strong>di</strong>t Dennery und Jules Verne, 1892) 31 , <strong>di</strong>e, reich an Sensationellem,<br />
Abenteuer und Spektakel, en-suite-Afführungen erlebten, was in einer<br />
Provinzstadt eigentlich <strong>di</strong>e Ausnahme war. In Metz gab es dazu noch zwei<br />
weitere Konkurrenzveranstaltungen zum Theater, nämlich den Karneval<br />
und <strong>di</strong>e Maimesse (<strong>di</strong>e seit 1835 auf der Place de la Comé<strong>di</strong>e stattfand) mit<br />
ihren Attraktionen, etwa Karussells, allerlei Exotischem oder Zirkus<br />
(Cirque Herzog, Cirque Henry, Cirque Sidoll, Buffalo-Bill ...). 1901 wurde<br />
zum erstenmal zum «elektrischen Theater» («Le Cinématograph [!] E<strong>di</strong>son et<br />
Lumière») eingeladen 32 .<br />
Hier ist zu erkennen, daß das Publikum einerseits als bipolar, anderseits<br />
als Einheit wurde. Sollte das Deutsche Reich kulturell das Franzosentum<br />
nicht ganz ersticken, so forderte <strong>di</strong>es eine Gegenoffensive mit kulturellen<br />
Binnentransfers, so wie sie auch in der Bevölkerungsmigration stattgefunden<br />
hatte. Gewinnung für das Deutsche Reich, präventive Pazifizierung,<br />
kulturelle Propaganda wurden durch «deutsche Gastspiele» möglich (aus<br />
Straßburg, Karlsruhe, München, Berlin usw.).<br />
Mit Rücksicht auf <strong>di</strong>ese Verhältnisse und mit Blick auf das Metzer<br />
Stadttheater-Repertoire zwischen 1871-1918 könnte man sagen, daß <strong>di</strong>e<br />
kulturelle Waffe im Metzer Stadttheater auf deutscher Seite eher musikalisch<br />
und auf der Seite des Metzer Widerstands überwiegend sprachlich<br />
war. Dazwischen blieb Raum für einen scheinbaren Kulturkonsens und<br />
für eine Aufnahme durch beide Parteien. Was <strong>Nestroy</strong> den deutschen Behörden<br />
bieten konnte, war ein gewisses «Deutschtum» (damit ist keineswegs<br />
<strong>Nestroy</strong>s eigene «kleindeutsche» Haltung gemeint), das aber von den<br />
Frankophonen zu Recht als Österreichertum, Wienertum und Romanität<br />
30 A travers Metz. Une lettre de Mme Sarah Bernhardt au Figaro. In: Le Messin. 20.<br />
Jg., Nr. 263, 13. November 1902, S. 2. ADM. Signatur: 4 MI 106/23.- Für Le Messin<br />
galt nur <strong>di</strong>e Tatsache, daß S. Bernhardt so auch in Metz auftreten konnte.<br />
31 Das Stück stammt aus dem Jahre 1880. Erste Druckfassung: D’Ennery, Jules<br />
Verne: Michel Strogoff. Pièce à grand spectacle en 5 actes et 16 tableaux. Lille: J. Bayart<br />
[1882].<br />
32 Metzer Zeitung. Beilage. 17. Jg., Nr. 176, 31. Juli 1887, S. 1.- ADM. Signatur: 1<br />
AL53/24.