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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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Walter Obermaier<br />

von vornherein auszuschließen, änderte er den Charakter von Figuren<br />

oder ihre Relation zueinander. Vater und Tochter wurden so zu Vormund<br />

und Mündel, Onkel und Neffe bzw. Nichte, aus einer Gräfin wurde eine<br />

Gutsbesitzerin, u.s.w16 .<br />

<strong>Nestroy</strong> dachte <strong>di</strong>e Zensur bereits bei der Entstehung seiner Stücke<br />

mit. Schon in Vorsta<strong>di</strong>en finden sich am Rand der Manuskripte Hinweise<br />

auf «Zensurgefahr». Bei möglichen anstößigen Stellen vermerkte er fallweise<br />

am Rande «Cens» oder ähnliches. Sehr häufig streicht er in den<br />

Handschriften seiner Werke mit roter Tinte ringförmig einzelne Passagen<br />

aus und ersetzt sie durch harmlosere Formulierungen. Diese Selbstzensur<br />

findet sich häufig bei Couplettexten, <strong>di</strong>e ganz oder teilweise neu geschrieben<br />

wurden und Hinweise enthielten, wie ein Lied oder ein Monolog für<br />

<strong>di</strong>e Zensur zu schreiben sei. In dem berühmten “Kometenlied” aus Der<br />

böse Geist Lumpacivagabundus ersetzte <strong>Nestroy</strong> mehrere Passagen und strich<br />

vor allem den gesellschaftskritisch deutbaren Kehrvers «Da wird einem<br />

halt Angst und bang – Die Welt steht auf kein Fall mehr lang» 17 . Auch<br />

enthielt er der Zensur einen Teil des ersten Monologs aus Der Schützling<br />

vor, indem er anordnete:<br />

NB für den Copisten Im Censurbuche wird hir kein Raum leergelassen,<br />

sondern <strong>di</strong>e folgende Rede gleich nach dem Liede geschrieben. 18<br />

Alles Veränderungen wurden dann vom Schreiber des für <strong>di</strong>e Zensur<br />

bestimmten Einreichexemplares übernommen. Schwer feststellbar ist,<br />

welchen Text <strong>Nestroy</strong> auf den Bühne wirklich gesprochen hat. Wobei ihm<br />

noch eine Eigenheit der österreichischen Theaterzensur besonders zu<br />

schaffen machte:<br />

16 Ein zeitgenössisches Theaterlexikon vermerkt dazu: «Häufig wird ein anderer Titel,<br />

andere Stände und Namen der Charaktere, oder auch <strong>di</strong>e Verlegung des Schauplatzes<br />

in andere Zeit oder andere Länder verlangt». In: Allgemeines Theater-Lexikon oder<br />

Enzyklopä<strong>di</strong>e alles Wissenswerthen für Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde<br />

[...]. Hrsg. von K. Herloßsohn, H. Marggraff u.a. Neue Ausgabe, 2. Bd. Altenburg und<br />

Leipzig 1846, S. 110. Vgl. auch Friedrich Walla: Die Theaterzensur am Beispiel des<br />

«Lumpacivagabundus». In: Vom schaffenden zum e<strong>di</strong>erten <strong>Nestroy</strong>, a.a.O. (wie Anm.<br />

14), S. 45-68.<br />

17 HKA: Stücke 5, S. 485f.<br />

18 HKA: Stücke 24/II, S. 339f. Zu dem Vorgang als solchen vgl. generell <strong>Johann</strong><br />

Hüttner: Vor- und Selbstzensur bei <strong>Johann</strong> <strong>Nestroy</strong>. In: Maske und Kothurn 26 (1980),<br />

S. 234-249, und ders.: Manuskriptwerkstatt <strong>Nestroy</strong>s und seiner Schreiber. In: Der unbekannte<br />

<strong>Nestroy</strong>. E<strong>di</strong>torisches, Biographisches, Interpretatorisches. Hrsg. von W. Edgar<br />

Yates. Wien 2001, S. 35-47.

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