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Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...

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54<br />

Martin Stern<br />

Freytag herausgegebenen Grenzboten34 , das von Robert Prutz geleitete<br />

Deutsche Museum35 und zuletzt Julius Rodenbergs Deutsche Rundschau36 .<br />

Während einige der Protagonisten <strong>di</strong>eser Debatte wie Otto Ludwig und<br />

Friedrich Theodor Vischer vor allem <strong>di</strong>e Versöhnung eines objektiv Besonderen<br />

mit dem Allgemeinen, <strong>di</strong>e Simulation von Totalität und Ganzheit<br />

betonten, hoben andere, wie Keller oder Hermann Hettner, <strong>di</strong>e<br />

volkspädagogische und gesellschaftlich emanzipatorische Funktion von<br />

Literatur hervor. Aber auch Ludwig schrieb, anzustreben sei «ein Kompromiß<br />

zwischen der Wirklichkeit der Dinge und dem Wunsche, wie sie<br />

sein möchten»; gemeint ist: sein sollten37 . Und 1849 dekretierte Julian<br />

Schmidt in seinem Beitrag zur Goethe-Jahrhundertfeier: «Die Dichtung<br />

hat den Beruf, der Menschheit eine höhere Stufe prophetisch vorzubilden,<br />

und sie zu ihr zu erheben» 38 . Wie aber war das zu bewerkstelligen?<br />

Schon 1845 hatte Glaßbrenner über den Zustand der untersten Schicht<br />

des Volkes reflektiert:<br />

Wir müssen auch seine Roheit erkennen, und <strong>di</strong>ese Seite seines Charakters<br />

durch eine Volkspoesie mildern und abzuschleifen suchen;<br />

wir müssen, geht es nicht anders, einen poetischen Schnaps destillieren,<br />

damit <strong>di</strong>e niedrigsten Klassen unserer Mitbürger empfänglicher,<br />

menschlicher werden. 39<br />

Interessant scheint in <strong>di</strong>esem Zusammenhang auch ein Passus in Gottfried<br />

Kellers sonst lobender Rezension von Jeremias Gotthelfs Romanen<br />

aus dem Jahre 1849, wo es heisst:<br />

Es wäre <strong>di</strong>e Aufgabe des Dichters gewesen, allfällige eingeschlichene<br />

34 Vgl. Helmuth Widhammer: Die Literaturtheorie des deutschen Realismus (1848-<br />

1860). Stuttgart 1977.<br />

35 Vgl. Ulf Eisele: Realismus und Ideologie. Zur Kritik der literarischen Theorie<br />

nach 1848 am Beispiel des «Deutschen Museums». Stuttgart 1977.<br />

36 Vgl. Günter Butzer, Manuela Günter, Renate von Heydebrand: Strategien zur Kanonisierung<br />

des «Realismus» am Beispiel der «Deutschen Rundschau». Zum Problem der<br />

Integration österreichischer und schweizerischer Autoren in <strong>di</strong>e deutsche Nationalliteratur.<br />

In: IASL 24 (1999), S. 55-81.<br />

37 Otto Ludwig: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Adolf Stern. Leipzig 1891, Bd. 5,<br />

S. 541.<br />

38 Julian Schmidt: Zu Goethe’s Jubelfeier. In: Grenzboten 1849, III, 204.<br />

39 Adolf Glaßbrenner: Berlin wie es ist – und trinkt. 9. Heft, 3. Aufl., Berlin 1845, S.<br />

4. Vgl. dazu Wilhelm Große: «War es nicht dringend nothwen<strong>di</strong>g, das Volk zuerst zu<br />

emancipiren»? Adolf Glaßbrenners Beitrag zur Literatur des deutschen Vormärz. In: Aurora<br />

38 (1978), S. 127-158.

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