Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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<strong>Nestroy</strong>s Werk als frankophone und deutsche Kulturwaffe<br />
kann, wenn man bedenkt, daß <strong>di</strong>e Leistung des Darstellenden den Ur-Text<br />
überschattet. Es bleibt <strong>di</strong>e Möglichkeit über <strong>di</strong>e Darbietung des Interpreten<br />
Rückschlüsse auf das Potential des Stückes anzustellen, aber der<br />
Schauspieler erntet <strong>di</strong>e Früchte und nur ein Moment des Werkes wird<br />
durch Identifikation oder durch Doppelblick in das Lob einbezogen,<br />
nämlich <strong>di</strong>e «Figur». 1891 hieß es z.B. zu Frühere Verhältnisse: [Dreher war]<br />
«mit einer Menge kleiner Züge so drastisch in Spiel, Sprache und Mimik<br />
ausgestattet, daß <strong>di</strong>e betreffende Figur in voller, drolliger Lebenswahrheit<br />
vor dem Zuschauer stand» 54 . Zur Entlastung des Kritikers muß gesagt<br />
werden, daß er nur auf <strong>di</strong>e Leistung Conrad Drehers in Frühere Verhältnisse<br />
einging, aber nicht auf sein Spiel in den anderen belanglosen Einaktern, in<br />
denen <strong>di</strong>eser Interpret am selben Abend auftrat (Eine vollkommene Frau von<br />
Carl Goerlitz; Das Schwert des Damokles von G. zu Putlitz). Während Grillparzer<br />
seine Rezeption in Metz nur Gastspielen und der Vermittlung von<br />
Stars wie Clara Ziegler (München) 55 , Marie Pospischil (Berlin), Rosa Poppe<br />
(Berlin) verdankte, konnte sich <strong>Nestroy</strong>s Lumpacivagabundus wirklich als<br />
stän<strong>di</strong>ges Repertoirestück am Metzer Stadttheater behaupten.<br />
Immer wieder taucht Lumpacivagabundus als Nachmittagsvorstellung auf,<br />
und zwar «bei ermäßigten Preisen». Sonntagnachmittagsaufführungen waren<br />
dem Komischen gewidmet. So wird 1891 festgestellt: «Conrad Dreher<br />
[...] verhalf damit [= mit seinem Gastspiel] auch einmal der heiteren Muse,<br />
<strong>di</strong>e in unserem Kunsttempel während des Winters, von den Sonntagnachmittags-Vorstellungen<br />
abgesehen, nur sehr selten einmal Pflege findet,<br />
zu ihrem Rechte» 56 . Am Sonntagnachmittag versucht man in regelmäßigen<br />
Abständen <strong>di</strong>e friedliche Kohabitation von Zivilbevölkerung und<br />
Militär zu fördern. Ein verharmloster <strong>Nestroy</strong>, aber doch mit gewissem<br />
Realismus, teilweise mit erzieherischen und Zivilcourage-Absichten wurde<br />
gegeben: Die Soldaten sollten kontrolliert, beschäftigt und unterhalten<br />
werden. So sah man im Lumpacivagabundus Potentialitäten, <strong>di</strong>e Schmidt-<br />
54 Metzer Zeitung. 21. Jg. Nr. 25, 31. Januar 1891, S. 3.- MM. Signatur: P. REV 15 –<br />
1891/1.<br />
55 «[...] la représentation donnée hier soir par la célèbre tragé<strong>di</strong>enne Mme Clara<br />
Ziegler, [sic!] a [obtenu] un grand succès. Le rôle de Médéa, dans la tragé<strong>di</strong>e de ce nom,<br />
a été exécuté par cette excellente artiste avec une perfection rare [...]». Chronique locale.<br />
In: Le Messin. 10. Jg. Nr. 263, 11. November 1891, S. 2. ADM. Signatur (cote): 1AL43.-<br />
4 MI 106/10.<br />
56 Metzer Zeitung. 21. Jg., Nr. 25, 31. Januar 1891, S. 3. MM. Signatur: P. REV 15 –<br />
1891/1.<br />
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