Johann Nepomuk Nestroy Tradizione e trasgressione a cura di ...
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<strong>Nestroy</strong> – der Schauspieler. Herkunft, Merkmale und Wirkung<br />
sterglaube – Liebe. Der Raisonneur durchschaut’s und macht daraus einen<br />
Witz. Lips zittert vor Angst, <strong>Nestroy</strong> schöpft daraus den Atem für ein Couplet.<br />
Er macht seine Figur lächerlich bis zur Entwür<strong>di</strong>gung. Aber er folgt der<br />
Handlung, <strong>di</strong>e einem guten Ende zustrebt. Lips, <strong>di</strong>e Figur, will manchmal<br />
auch den Raisonneur spielen. Doch das bekommt ihr schlecht. In der Verkleidung<br />
als «Steffen» greift er zu hoch mit einer Formulierung des Raisonneurs,<br />
um <strong>di</strong>e Ehre des Lips zu retten: «Er war ein Zerrissener –».<br />
Doch da kommt er beim Pächter Krautkopf an den Falschen und erfährt<br />
beiläufig, was seine Untergebenen von ihm halten: «Nit wahr is’s, er war<br />
ein ganzer Dalk» 24 .<br />
Oder er will auch einmal witzig sein und formuliert sein Testament so<br />
um, dass er durch eine verräterische Formulierung alles noch schlimmer<br />
macht.<br />
Figur und reflektierender Raisonneur sind zwei Parallelen, <strong>di</strong>e sich erst<br />
in der Unendlichkeit treffen – keineswegs schon am Ende des Stücks.<br />
Wenn Lips <strong>di</strong>e Bühne verlässt (und es wäre deshalb fast müßig, darüber<br />
zu rechten, ob er es glücklich oder unglücklich tut, ob das happy end ein<br />
gutes Ende garantiert oder doch in Frage stellt), wenn er <strong>di</strong>e Bühne verlässt,<br />
bleibt der Raisonneur und Schauspieler <strong>Nestroy</strong> zurück zum Applaus.<br />
Lips wird vielleicht nicht glücklich werden, <strong>Nestroy</strong> für <strong>di</strong>e Spanne des<br />
Beifalls schon eher.<br />
Die Figur Lips ist Anlass für ein erfolgreiches Wirken des Sprachspielers<br />
und philosophischen Spaßmachers. Man könnte es so formulieren:<br />
Zum Schluss fällt <strong>Nestroy</strong> gänzlich aus der Figur, aber nicht aus der Rolle.<br />
Es wäre ein unzulänglicher Gemeinplatz zu sagen, <strong>Nestroy</strong> habe sich<br />
seine Rollen auf den Leib geschrieben. Sein Leib – <strong>di</strong>e Fotos haben es gezeigt<br />
– gab nicht allzu viel an Variationsmöglichkeiten her. Aber er hat sie<br />
sich auf <strong>di</strong>e Stimme geschrieben und hat beim Schreiben eine Sprache erfunden,<br />
<strong>di</strong>e über alle Figuren hinausgewachsen ist. Und das ist, wie Karl<br />
Kraus sagt: «geschriebene Schauspielkunst» 25 .<br />
24 Ebd., S. 70.<br />
25 Karl Kraus: <strong>Nestroy</strong> und <strong>di</strong>e Nachwelt. Mit einem Nachwort von Hans Mayer.<br />
Frankfurt a.M. 1975, S. 15.<br />
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